Heimatgeschichte Reise in Holthausens Vergangenheit

Holthausen · Eine Gruppe von Senioren aus dem Zentrum plus erinnert mit Schildern daran, wie in Holthausen früher gelebt wurde.

 Das Bild von Familie von Itter entstand um 1930. Es ist auf dem Schild „Die Ziege“ an der Bahlenstraße 118 zu sehen.

Das Bild von Familie von Itter entstand um 1930. Es ist auf dem Schild „Die Ziege“ an der Bahlenstraße 118 zu sehen.

Foto: von Itter

Rainer Winkels hatte noch einen Waschknüppel zu Hause, mit dem früher die Wäsche durch den großen Bottich gezogen wurde. „Das waren harte Zeiten“, erinnert der Holthausener sich. Mit Holz oder Briketts wurde das Waschwasser erhitzt, die Wäsche mit der Hand ausgewrungen, später mit dem Plätteisen gebügelt. Büglerin war damals ein Lehrberuf. Und wenn die Kinder nicht so wollten, wie die Mutter, bekamen sie den Waschknüppel zu spüren. All das können Passanten auf dem Schild „Große Wäsche“ nachlesen. Zu sehen ist es an der Henkelstraße / Ecke Pfeilstraße, wo eine Gruppe von Senioren des Zentrum plus zusammen mit der Künstlerin Anne Mommertz die 45. Schautafel des Holthausener Kultur- und Naturpfads aufgestellt hat.

Vor etwa zehn Jahren hat Mommertz die Aktion im Stadtteil begonnen. „Viele junge Leute wollten gerne etwas darüber wissen, wie es früher in ihrem Stadtteil war“, sagt Anne Mommertz. Das Wissen der Alteingessenen sollte nicht verloren gehen. Und so beteiligten sich im Laufe der Jahre ganz unterschiedliche ältere Bürger, brachten Erinnerungen, Fotos und alte Gegenstände in das Projekt mit ein.

 Ursula von Itter, Doris Püllen und Künstlerin Anne Mommertz (v.l.) bei der Aufstellung des 45. Schildes „Die große Wäsche“ an der Henkelstraße / Ecke Pfeilstraße

Ursula von Itter, Doris Püllen und Künstlerin Anne Mommertz (v.l.) bei der Aufstellung des 45. Schildes „Die große Wäsche“ an der Henkelstraße / Ecke Pfeilstraße

Foto: Sonja Schmitz

Ursula von Itter ist eine von ihnen. „Schon als Kind habe ich in der Schule Heimatgeschichte immer gerne gemacht“, sagt sie. Aus den alten Zeiten hat sie viele Bilder aufbewahrt. Ein Fotograf hatte in die Familie eingeheiratet. Von ihm stammt auch das Bild aus der Zeit um 1930, auf dem zwei Ziegen als Haustiere der Familie zur Seite stehen. „Sie wurden nicht geschlachtet. Die Kinder haben mit ihnen gespielt und sie gaben Milch“, erzählt Ursula von Itter. „Irgendwann haben wir beim Sichten von Fotos gemerkt, dass immer wieder Ziegen auftauchen. Deshalb haben wir ihnen ein extra Schild gewidmet“, erzählt Anne Mommertz. Auf einem anderen Foto sitzt Doris Püllen als kleines Mädchen in einem Wagen, das von einer Ziege gezogen wird.

Die Tiere sind aus Holthausens Stadtbild genauso verschwunden wie die beiden Kinos Filmeck und Atlantik. Letzteres befand sich in der Gaststätte Tante Anna an der Kölner Landstraße 370. Ursula Winter erinnert sich, dass dort Tarzan- und Wildwest-Filme liefen. Sie war damals die Jüngste auf der Straße und ihre Eltern erlaubten ihr nur, die Märchenfilme zu schauen, die morgens gezeigt wurden.

Von den Schildern hat das Zentrum plus nun auch Postkarten hergestellt, mit denen man Grüße aus Holthausen schicken kann. 30 Cent kostet eine Karte, 23 der 45 Schautafeln gibt es als Motiv.

Das 46. Schild ist schon in Arbeit: „Es geht um alte Radios“, verrät Anne Mommertz.

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