Evangelische Gemeinde in Garath Ausgabestelle schließt wegen Corona

Frühestens zum 8. Mai nimmt das Ehrenamtler-Team der evangelischen Kirchengemeinde wieder die Arbeit auf.

 Ein Zettel im Eingangsbereich der Lebensmittelausgabe weist auf die Schließung hin. Gestern war erstmal der letzte Termin. Vor dem Betreten mussten sich alle die Hände desinfizieren.

Ein Zettel im Eingangsbereich der Lebensmittelausgabe weist auf die Schließung hin. Gestern war erstmal der letzte Termin. Vor dem Betreten mussten sich alle die Hände desinfizieren.

Foto: Andrea Röhrig

Bereits am Dienstag haben sich Burkhard Schellenberg und Uwe Reinhold schon einmal darüber ausgetauscht, ob es nicht besser wäre, gegen eine weitere Verbreitung des Coronavirus die Lebensmittelausgabe der Tafel in Garath zu schließen. Denn immerhin liegt das Alter des Helferteams im Durchschnitt bei über 73, sagt Teamleiter Schellenberg, zwei Ehrenamtler sind sogar über 80. Uwe Reinhold hilft zum einen ehrenamtlich bei der Ausgabe mit, zum anderen ist er Mitglied des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde in Garath.

Dieses Gremium hat in seiner Sitzung am Donnerstagabend nun Nägel mit Köpfen gemacht. Die evangelische Gemeinde in Garath organisiert die Lebensmittelausgabe im Stadtbezirk 10, die Waren kommen von der Düsseldorfer Tafel. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht; aber wir müssen sowohl an die Gesundheit der Ehreamtler, als auch an die der Menschen denken, die sich dort mit Lebensmitteln eindecken“, sagt Pfarrer Carsten Hilbrans. Eine zündende Idee, wie man während der Schließungszeit die Bedürftigen versorgen könnte, hat derzeit weder das Presbyterium noch das Ausgabe-Team. Denn selbst Päckchen müssten ja gepackt und abgeholt werden.

Und nicht nur die Lebensmittelausgabe ist betroffen, in der Gemeinde sind alle Veranstaltungen gecancelt worden. Lediglich die Gottesdienste werden nicht gestrichen, es fällt jedoch das gemeinsame Abendmahl aus und alle Besucher werden gebeten, Abstand zueinander zu halten.

Frühestens am Freitag, 8. Mai, soll die Lebensmittelausgabe wieder ihren Betrieb aufnehmen. Aber nur, wenn die Lage sich bis dahin entschärft hat. Vera Flory ist eine der vielen Betroffenen. Sie sitzt Freitagmittag vor der Tür der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche und wartet mit weiteren Frauen und Männern auf den Start der Ausgabe. Kurz muss auch sie schlucken, als Uwe Reinhold den Menschen die Nachricht überbringt. „Aber ich finde die Entscheidung gut“, sagt sie, denn auch sie gehört mit ihren Herzproblemen zur Risikogruppe. Sie muss mit einer kleinen Rente auskommen. „Es sind rund 600 Euro und mein Antrag auf Grundsicherung ist gerade abgelehnt worden.“ Jetzt müssen sie, der bei ihr lebende Sohn und der Enkel noch enger zusammenrücken und gemeinsam schauen, wie sie das bekommen, was sie für ihren Lebensunterhalt benötigen. „Aber beide sind so erzogen, dass sie essen, was auf den Tisch kommt.“ Das kann dann halt auch eine Gemüsesuppe sein.

Weil die Zahl der Bedürftigen im Stadtbezirk 10 in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist, hatte die Tafelausgabe bereits reagiert. Jeder kann sich nur noch alle 14 Tage mit gespendeten Lebensmitteln versorgen. Am gestrigen Freitag standen 134 Berechtigte vor der Tür, die sich und ihre Familien versorgen (insgesamt 407 Personen).

Direkt im Eingangsbereich stehen zwei Desinfektionsspender für die Hände; denn die letzte Ausgabe soll noch gut über die Bühne gebracht werden. Die Tische in der Bonhoeffer-Kirche sind gut gefüllt. Alles geht heute raus. Einzeln ruft Uwe Reinhold die Menschen herein. Die, die gesundheitlich eingeschränkt sind, sind zuerst dran, darunter auch Vera Flory. Sie hofft darauf, dass bei der Ausgabe vielleicht das eine oder andere Stück Gemüse heute mehr für sie abfällt. „Da kann ich vorkochen und es einfrieren“, sagt Flory.

Bei der Tafelausgabe in Garath geht man davon aus, dass in den nächsten Tagen weitere Ausgabestellen schließen werden. NRW-weit haben einige diesen Schritt gestern vollzogen. „Es ist die richtige Entscheidung, die das Presbyterium getroffen hat“, sagt Burkhard Schellenberg, der darüber trotzdem traurig ist. Denn er und Uwe Reinhold wissen, dass es für die Betroffenen schwierig werden wird, in den kommenden acht Wochen dafür zu sorgen, dass der Kühlschrank nicht gähnend leer ist.

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