Fotokunst-Magazin über Garath Unvoreingenommener Blick auf Garath

Garath · Die Fotografin hat gemeinsam mit Eva-Maria Burchard ein Fotokunst-Magazin erstellt, in dem sie Menschen, Gebäude und Natur des Stadtteils Garath zeigt.

 Fotografin Merle Forchmann hat mit Eva-Maria Burchard Garath fotografiert. Ursprünglich wollten die Frauen sich auf die schönen Seiten konzentrieten, entstanden ist dann aber ein sehr ehrliches Bilde des Viertels.

Fotografin Merle Forchmann hat mit Eva-Maria Burchard Garath fotografiert. Ursprünglich wollten die Frauen sich auf die schönen Seiten konzentrieten, entstanden ist dann aber ein sehr ehrliches Bilde des Viertels.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Merle Forchmann ist Fotografin und findet ihre Motive häufig im urbanen Raum von Düsseldorf In den vergangenen Jahren zog es sie gemeinsam mit Kollegin Eva-Maria Burchard mit ihrer Kamera immer wieder in den Süden, nach Garath. Forchmann ist seit ihrer Jugend mit dem Viertel verbunden. Aus den dort entstandenen Aufnahmen von Menschen, Architektur und Natur ist ein Fotokunst-Magazin geworden. Merle Forchmann erzählt von der künstlerischen Arbeit im Stadtteil.

Wie entstand die Idee, ein Fotokunst-Magazin zum Thema Garath zu machen?

Forchmann Ich bin im Düsseldorfer Süden aufgewachsen, in Benrath. In der Schule hatte ich mit vielen Leuten aus Garath zu tun. Wir haben den Stadtteil damals gar nicht als sozialen Brennpunkt empfunden. Da haben halt Freunde von uns gelebt, folgerichtig haben wir uns da auch aufgehalten. Als Eva-Maria und ich vor einigen Jahren über ein gemeinsames Projekt nachdachten, war Garath gerade in aller Munde. Stichwort Garath 2.0. Da haben wir gesagt: Dann lass uns doch da mal was starten.

Wollten Sie mit dem Magazin bewusst einem vorherrschenden Klischee entgegenwirken?

Forchmann Die ursprüngliche Idee war, das Magazin wie ein Reisemagazin aufzumachen. Wir wollten ausschließlich die schönen Ecken zeigen – im Gegenlicht, ein bisschen kitschig. Damit haben wir angefangen. Aber derartige Projekte entwickeln ja oft eine Eigendynamik und so sind wir von diesem Weg wieder abgekommen. Wir haben dann eine Serie mit sogenannten Erstbewohnern fotografiert, also Leuten, die Ende der 1960er Jahre, als der Stadtteil gerade entstand, nach Garath gezogen sind und bis heute dort leben. Dafür haben wir in der Freizeitstätte extra ein kleines Studio aufgebaut, in dem wir einige Tage fotografiert haben. Ein Foto, das in diesem Rahmen entstanden ist, ist letzten Endes auch auf dem Cover des Magazins gelandet.

Mussten Sie bei den Menschen viel Überzeugungsarbeit leisten? Die Garather gelten ja als einigermaßen misstrauisch, was nicht zuletzt daran liegt, dass über den Stadtteil immer wieder negativ berichtet wurde.

Forchmann Überzeugungsarbeit mussten wir komischerweise gar nicht leisten. Die Menschen in Garath sind uns mit großer Offenheit und Neugier begegnet.

Den Porträts der Garather stellen Sie jeweils Architektur gegenüber.

Forchmann Die Architektur in Garath finde ich total spannend. Weil sie so unterschiedlich ist. Da gibt es zum einen Einfamilienhäuser, die häufig von hochgewachsenen Hecken umgeben sind, zum anderen die riesigen Wohnblocks, die an Ostdeutschland oder Osteuropa erinnern. Ich habe das fertige Magazin gerade einer Kollegin gezeigt, die Garath überhaupt nicht kennt. Sie will jetzt unbedingt mal hinfahren. Genau das wünschen wir uns. Dass die Menschen sich auf den Stadtteil einlassen und unvoreingenommen einen Blick riskieren.

Was schätzen die Bewohner selber an ihrem Viertel?

Forchmann Gerade unter den älteren Menschen, die schon lange im Stadtteil leben, gibt es einen starken Zusammenhalt. Viele engagieren sich ehrenamtlich. Reinhold Liebich zum Beispiel, den wir für unsere Erstbewohner-Serie fotografiert haben, der aber mittlerweile leider verstorben ist, war Vorsitzender des Cineclubs. Das ist ein Verein zur Pflege und Förderung des Amateurfilms, zwei Mal monatlich treffen sich die Mitglieder in der Freizeitstätte. Das zweite, was die Menschen an Garath schätzen, ist, dass es so grün ist. Das haben wir auch immer wieder gehört. Dazu gibt es im Magazin deshalb auch eine eigene Fotostrecke. Sie zeigt den Garather Forst und den Altrhein.

 Boxer Junior Maximus saß bereits im Gefängnis, hat sich zurück an die Spitze gekämpft. Er ist eines der Gesichter, die die Fotografinnen porträtiert haben.

Boxer Junior Maximus saß bereits im Gefängnis, hat sich zurück an die Spitze gekämpft. Er ist eines der Gesichter, die die Fotografinnen porträtiert haben.

Foto: RP/Merle Forchmann
 Das Cover des neuen Garather Fotokunst-Magazins

Das Cover des neuen Garather Fotokunst-Magazins

Foto: Merle Forchmann/Eva-Maria Burchard

Am 11. Februar stellen Sie das Magazin in Garath vor.

Forchmann Genau, ab 17 Uhr im Eiscafé Gondola. Für den Tag haben wir alle eingeladen, die wir für das Magazin fotografiert haben. Aber generell ist jeder willkommen. Es gibt Sekt und Eis. Und das Magazin wird ausliegen, sodass sich jeder ein Exemplar mitnehmen kann. Für den Sommer planen wir außerdem eine Ausstellung. Die soll aber in der Innenstadt stattfinden, damit das Ganze noch mal aus Garath raus transportiert wird. Könnte sein, dass wir extra für die Ausstellung sogar noch mal neue Bilder machen.

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