Düsseldorf-Benrath Demenz-Schulung für Einzelhändler
Benrath · Das Zentrum plus in Benrath hat die Mitarbeiter von Apotheken und Friseuren im Stadtteil darin geschult, mit demenziell Erkrankten im Geschäft richtig umzugehen. Am Mittwoch erhielten die Teilnehmer ihr Zertifikat.
Eine alte Dame wird in der Apotheke freundlich mit ihrem Namen angesprochen und wundert oder ärgert sich darüber. Dabei ist sie seit Jahrzehnten Stammkundin. „Sie fragt sich: ,Wieso kennen die mich’ und ist verunsichert“, erklärt Gabriele Schmidt-Schulte vom Zentrum plus in Benrath. Dass diese Kundin vielleicht demenzkrank ist, mag ein sensibles Gegenüber erkennen, doch ob diejenige oder derjenige damit auch richtig umgehen kann?
Eine Frage, die mit immer mehr älter werdenden und allein lebenden Menschen in unserer Gesellschaft bedeutsamer wird. Damit nicht nur Angehörige demenziell Erkrankter, sondern ebenso Außenstehende nicht rat- und hilflos bleiben, ist das Zentrum plus Benrath der Diakonie Düsseldorf mit einer Fortbildung in die Offensive gegangen. Am Mittwochabend haben im Joachim-Neander-Haus in der Calvinstraße Benrather Geschäftsleute und ihre Mitarbeiter feierlich das Zertifikat für eine erfolgreiche Fortbildung und die Plakette „Demenzfreundlicher Service“ entgegen genommen.
An vier Abenden informierte die freiberufliche Dozentin und Pflegeberaterin Sabine Bilnik-Clauß über die Aspekte von Demenzerkrankungen sowie über die Kommunikation und den Umgang mit Betroffenen. „Jetzt weiß ich, wie ich mich richtig verhalten muss“, sagt Olga Szczepanska, sie arbeitet in der Pauli-Apotheke in Benrath. Sie habe sich manchmal gewundert, warum ein Kunde, der täglich kam „so unterschiedlich drauf war“. Auch Gerlinde Focht von der Schloss-Apotheke resümiert: „Ich sehe das jetzt mit ganz anderen Augen, die Berührungsängste sind verschwunden.“
Das Zentrum plus in Benrath veranstaltete bereits zum zweiten Mal ein Seminar mit diesem Schwerpunkt. Den Impuls dazu gaben laut Schmidt-Schulte zahlreiche Erlebnisse mit allein lebenden Demenzkranken. „Eine Frau alarmierte zum Beispiel die Polizei, weil sie überzeugt war, es seien Einbrecher in ihrer Wohnung gewesen“, erzählt die Fachfrau. Dabei habe die alte Dame selbst geräumt und Unordnung geschaffen.
Im vorigen Jahr waren Mitarbeiter von Banken und Sparkassen zum Seminar eingeladen, dieses Mal Friseure und Apotheker. „Die Aktionsgemeinschaft Benrath hat im Vorfeld dafür geworben, aber Frau Bilnik-Clauß und ich haben die Geschäftsleute auch direkt angesprochen“, erklärt Gabriele Schmidt-Schulte.
Zusätzliche Impulse und finanzielle Unterstützung kamen von den Mitgliedern des Lions-Clubs Düsseldorf-Königsallee. Der Fokus liege sonst eher bei jungen und bedürftigen Menschen, erklärte Präsident Jörg Kluin. Doch nachdem sich die Lions inhaltlich intensiv mit dem Thema befasst hatten, sei die Entscheidung für diesen Spendenzweck schließlich doch gefallen. „Das Projekt ist wertvoll und aktuell“, begründet Kluin.
Gabriele Schmidt-Schulte ist sich sicher, dass es im nächsten Frühjahr für interessierte Benrather eine weitere Schulung geben wird. Doch schon jetzt finden sich auf Benrather Schaufenstern und Eingangstüren viele Plaketten mit dem Hinweis „Demenzfreundlicher Service“.
