Stiftung Schloss und Park Benrath Einblicke in die Architekturgeschichte

Stefan Schweizer, Stiftungsvorstand Schloss und Park Benrath, und der Droste Verlag präsentierten im Gartenkunstmuseum die deutsche Übersetzung eines barocken Standardwerkes.

 Der eindrucksvolle Blick in den Kuppelsaal des Schlosses

Der eindrucksvolle Blick in den Kuppelsaal des Schlosses

Foto: Stiftung Schloss und Park Benrath

Über 250 Jahre alt ist das französische Original und es ist ein wahrer Wälzer – das Buch des französischen Architekten Jacques-Francois Blondel. Am Mittwoch präsentierte Stefan Schweizer, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath, die druckfrische Übersetzung. „Das ist keine so schwere Lektüre“, kommentierte er das umfassende Werk, das den Titel trägt „Über die Anlage der Maisons de Plaisance und die Ausschmückung von Gebäuden im Allgemeinen“. Etwa 60 Besucher folgten im Gartenkunstmuseum seinem interessanten Vortrag. Er handelte von den Ideen des ursprünglichen Buchautors Blondel, seinem Einfluss auf Nicolas de Pigage und Schloss Benrath – und von einer fast unendlichen Geschichte.

Rund zehn Jahre vergingen von der Idee bis zur gestrigen Präsentation des Buches. „Das schwierige Französisch, gespickt mit Fachvokabular, in einfaches Deutsch zu übersetzen, war kompliziert“, erklärte Schweizer. Die besondere Herausforderung leistete der Gymnasiallehrer Armin Volkmar Wernsing. Einen enthusiastischen Unterstützer fand das Projekt in Bruno Kehrein, dem Inhaber des Grupello Verlags. „Seiner Leidenschaft verdanken wir, dass dieses Buch vollendet wurde; deshalb ist es ihm gewidmet“, erklärte der Vorstand. Kehrein erlebte das fertige Werk nicht mehr, er starb 2019.

„Bei uns hieß es immer ‚der Blondel‘. Das Buch hält einen Rekord – es war am längsten in unserer Rubrik ‚erscheint demnächst‘“, scherzte Melanie Florin vom einstigen Grupello Verlag, der inzwischen von der Verleger-Familie Droste übernommen wurde. In seiner Zeitreise auf den Spuren der barocken Baukunst im 18. Jahrhundert lobte Stefan Schweizer das Allroundgenie Blondel: „Er wollte alle Teile vollkommen miteinander in Beziehung setzen, er schaffte Kompositionen.“ Seinerzeit entdeckte der Adel die Vorzüge des privaten Rückzugsortes. Ein Trend, den der französische Architekt aufnahm.

„Der Park wurde bei Blondel zum Geburtsort des Spaziergangs, zuvor unternahmen Schlossbewohner nur Kutschfahrten“, erläuterte Schweizer. Dass der berühmte Franzose und Nicolas de Pigage sich kannten, davon gehe er aus. „Aber Pigage wählte das Buch nicht gezielt aus, er nutzte die Tatsache, dass es ein aktuelles Werk war“, meinte der Stiftungsvorstand. Es sei eine Inspiration für Schloss Benrath gewesen. Jacques-Francois Blondel unterrichtete an seiner eigenen Akademie. Das Handwerk des Kunststechens hatte er ebenfalls erlernt, davon zeugen 160 Kupferstiche. Sie zieren das Buch – vom fein ziselierten Ziergitter über geometrische Gartenanlagen bis hin zu künstlerischen Zeichnungen von Figuren und Trophäen. Tatsächlich gibt es sogar Details zu einem Klosett, das Blondel in „Ventilklosett“ umbenannte, weil ihm der Name „englische Toilette“ nicht passend erschien.

Eine Darstellung, die Jennifer-Melina Geier faszinierte und amüsierte. Im Studium der Kunstgeschichte komme so etwas nicht vor, meinte sie lachend. Von den Einblicken in das Buch war sie begeistert. „Die Kupferstiche sind so fein, das muss eine enorme Fleißarbeit gewesen sein“, schwärmte die Studentin. Das 407 Seiten starke Werk ist im Museumsshop oder über den Buchhandel erhältlich, es wurde von der Stadtsparkasse Düsseldorf gefördert.

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