Neues Wohnviertel an der Hildener Straße Schüler planen ein Stadtquartier

Mit Architekturstudenten haben sechs Förderschüler Ideen für das Quartier an der Hildener Straße entwickelt.

 Die drei Schüler der Alfred-Herrhausen-Schule, Kevin, Cedric und Marvin, haben für das neue Wohnquartier an der Hildener Straße Ideen entworfen. Begleitet werden sie von Künstlerin Ute Reeh und Architekturprofessor Christoph Schmidt.   RP-Foto: Röhrig

Die drei Schüler der Alfred-Herrhausen-Schule, Kevin, Cedric und Marvin, haben für das neue Wohnquartier an der Hildener Straße Ideen entworfen. Begleitet werden sie von Künstlerin Ute Reeh und Architekturprofessor Christoph Schmidt. RP-Foto: Röhrig

Foto: Andrea Röhrig

Marvin und Joele finden Tiere toll. Jede Familie sollte die Möglichkeit haben, eines zu halten, finden sie. Deswegen haben die Schüler der Garather Alfred-Herrhausen-Schule auch die Idee vom „Pelzigen Heim“ gehabt. Sie und weitere vier Klassenkameraden haben sich innerhalb eines Projektes Gedanken gemacht, was sie beim Bau eines neuen Wohnviertels für wichtig erachten. Grundlage sind die Pläne für das neue Quartier an der Hildener Straße – auf der Fläche, auf der einst Stahlbleche hergestellt wurden.

Bei einer Tagung am 5. März geht es um das Thema, wie viele Freiheiten sich die Gesellschaft bei der Bebauung des öffentliches Raumes nehmen soll und darf. An vielen Thementischen kann mit Experten diskutiert werden, unter anderem kommt der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich. Jeder kann sich anmelden, die Teilnahme ist kostenfrei. Bei der Tagung geht es auch um die Ideen der sechs Jugendlichen.

In dem Pelzigen Heim der Alfred-Herrhausen-Schüler, einem Tierheim der besonderen Art, können Eltern und ihre Kinder wann immer sie möchten mit den dort lebenden Tieren in Kontakt kommen. Alles ist rund gedacht, damit niemand in einer Ecke stehen muss. Das besondere Tierheim ist eines von mehreren Entwürfen, die ab Montag bis zum 28. Februar in einer Ausstellung im Erdgeschoss des Benrather Rathauses zu sehen sind.

Marvin hat sich mit Kevin und Cedric auf den Weg gemacht, um die Pläne an den Schauwänden zu befestigen. Mit dabei ist die Düsseldorfer Künstlerin Ute Reeh vom Zentrum für Peripherie. Sie hat auch die Federführung für die Umsetzung des sogenannten Wiesencafés in der Siedlung Wittenberger Weg. Beide rücken durch die Planungen von weit über 1000 Wohnungen auf dem freizuräumenden Areal auf einmal eng nach Benrath. Es ist historisch bedingt, dass die Siedlung, in der es viele Leistungsbezieher gibt, derzeit nach Garath verortet ist.

Die Ideen der Förderschüler haben Architekturstudenten der Peter Behrens School of Art der Hochschule Düsseldorf als Vorlage genommen, um weiterzudenken und das auszuformulieren, was hinter den Zeichnungen der Jugendlichen steht. Das Schöne bei Schülern ist, dass sie keine Sekunde darüber nachdenken, ob ihre Idee auch umsetzbar ist. Stadtplanung ohne Schere im Kopf, wie die Idee, über das Baugebiet per Seilbahn eine Gondel schweben zu lassen. Und dann von oben auf ein lebendiges Viertel zu blicken, das mit vielen Wasserflächen, Skulpturen und einem Pilzrestaurant, das tatsächlich einem Pilz nachempfunden ist, besetzt ist.

Das Ziel ist, nicht nur Wohnraum zu schaffen, sondern auch Lebensqualität. Deswegen dürfen Spielmöglichkeiten wie Schaukeln nicht fehlen. Da haben sich die Schüler überlegt, dass doch auch Erwachsene sie bestimmt gerne nutzen möchten und welche für die Großen integriert. Wer Schaukeln will, soll zahlen; die Eltern am meisten. Mit dem Erlös sollen Softdrinks gekauft werden, die alle auf dem Spielplatz kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Bei allen Aktivitäten achten die Schüler darauf, dass niemand einem anderen zu sagen hat, wer etwas wie lange nutzen darf.

Und auch das Thema Teilhabe ist den sechs Förderschülern wichtig – vielleicht genau aus diesem Grund. Sie wünschen sich eine Schule ohne Schranken. Eine, in die alle gehen, sowohl sie als auch die Schüler aller anderen Schulformen. Gelernt wird gemeinsam, in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Japanisch, Musik, Chemie, Physik, Mathe, Kunst und Biologie.

Wenn die Wohnungen auf dem Baugrundstück an der Hildener Straße bezugsfrei sind, sind Kevin, Cedric und Marvin alle Anfang 20. Ein Alter, in dem man so langsam in seine eigenen vier Wände zieht. Sie haben also noch genügend Zeit daran mitzuarbeiten, dass ihre Ideen einen Widerhall bei der Bebauung des Areals finden. Architekturprofessor Christoph Schmidt weiß, dass solche Prozesse Zeit brauchen, aber auch Menschen, die ihrer Phantasie freien Lauf lassen.

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