Pläne für die Innenstadt Rheinboulevard in Düsseldorf mit Landeplätzen für Lufttaxis

Düsseldorf · Zum Jahresende sollen die Düsseldorfer Pläne für den Boulevard vom Wehrhahn bis zum Rhein stehen. Neben der optischen Gestaltung soll auch der Verkehr der Zukunft eine Rolle spielen. Die Planer wollen dabei auch mutig sein – und schauen unter anderem nach München.

 Der Rheinboulevard soll Schadowstraße, Kö und Altstadt verbinden.

Der Rheinboulevard soll Schadowstraße, Kö und Altstadt verbinden.

Foto: Schnettler

Auf der Schadowstraße der Zukunft gibt es vielleicht Landeplätze für Lufttaxis. In den Planspielen von Marc Böhnke für die Innenstadt ist das mehr als bloße Phantasie. Der Mitgründer der Greeen-Architekten berät das Forum Stadtmarketing, in dem sich vor allem Händler der Innenstadt organisiert haben. Das Forum entwickelt derzeit das Konzept eines Rheinboulevards. Dieser soll vom Wehrhahn über die Schadowstraße und Flinger Straße in der Altstadt bis zum Rhein reichen. Die wichtigsten Fakten:

Idee Der Boulevard soll die drei Einkaufsquartiere Schadowstraße, Königsallee und Altstadt miteinander verbinden und stärken. „Sie profitieren voneinander, existieren aber heute nur für sich selbst“, sagt Frank Hermsen, der das Forum führt und zudem Geschäftsführer der Altstadt Marketing GmbH ist. Der Rhein-Boulevard „soll ein Highlight für Düsseldorf werden“ und wie ein Band zum Rhein verlaufen. Vielfalt (Arbeiten, Shoppen, Kultur) und Aufenthaltsqualität sollen ihn prägen, damit sich die Aufenthaltsqualität und -dauer erhöhen.

Hintergrund Das Vorhaben ist ausgelöst durch das „Raumwerk D“, das neue Stadtentwicklungskonzept für die Landeshauptstadt. Planungsdezernentin Cornelia Zuschke hat dafür eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit angestoßen. Die Industrie- und Handelskammer hat bereits ein Positionspapier für die Innenstadt 2030 vorgelegt, der Vorschlag des Forums ist dort integriert und wird nun konkretisiert.

Konzept Mit Greeen-Architects hat das Forum ein aufstrebendes und kreatives Büro verpflichtet. Das erste Projekttreffen fand Anfang Juni statt. Für Böhnke und sein Team, das zunächst alle Nutzungen am Boulevard akribisch erfasst hat, spielt wie beim Raumwerk D die Integration der Verkehrsfrage eine große Rolle. „Die Mobilität bringt den Rheinboulevard zum Funktionieren“, sagt der 47-Jährige. „Wie komme ich zum Boulevard, wie bewege ich mich auf ihm?“ Wie alle ambitionierten Stadtplaner hat er sich in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen umgetan, wo es fünfmal mehr Fahrräder als Autos gibt und regelrechte Fahrradstraßen, nur 14 Prozent der Einwohner fahren täglich Auto.

Der Rheinboulevard könnte in seinen Augen Teil eines „Reallabors“ für die City der Zukunft sein, wie es auch die IHK anregt. Böhnke verweist auf eine aktuelle Diskussion in München. Dort schlägt die CSU die Einrichtung von Landeflächen für Lufttaxis am Hauptbahnhof vor. Deren Einführung ist in den nächsten Jahren wahrscheinlich. Der Architekt sieht die Personendrohnen auch an der Schadowstraße landen, wo Flächen für die City-Logistik (Lade- und Packstationen etc.) eingeplant werden müssen. „Wir sollten weit denken und auch etwas riskieren.“

 Architekt Marco Böhnke (l.) und Frank Hermsen (Forum Stadtmarketing)

Architekt Marco Böhnke (l.) und Frank Hermsen (Forum Stadtmarketing)

Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Als besondere Herausforderungen sieht der Architekt zwei Stellen an: Die Kreuzungen an Jacobistraße und Heinrich-Heine-Allee stellen Brüche dar. „Man kommt vor allem an der Heine-Allee nicht selbstverständlich von der einen auf die andere Seite.“ Zudem will Böhnke die Berührungspunkte mit der Kulturachse (blau-grüner Ring) etwa an der Jacobistraße und beim Schauspielhaus einarbeiten und gestalten.

Für den Boulevard müsse mehr her als eine einheitliche Pflasterung, ist Böhnke sicher. Viel Grün, Bänke, Ruhezonen, Trinkwasserbrunnen und W-Lan gehörten unbedingt dazu. Eventuell, so Hermsen, soll es für den Rheinboulevard auch einen Manager geben. „Das Leben dort muss aus den Reihen der Mitglieder heraus organisiert werden.“

Zeitplan Die Vorschläge werden in Kürze im Vorstand des Forums Stadtmarketing diskutiert und im September mit der Stadt besprochen. Das Konzept integriert die Ergebnisse des Wettbewerbs für die Gestaltung der Schadowstraße, bei dem 2016 das Hamburger Büro Bruun & Möllers gewann. Es stattet den Straßenraum mit Loungesesseln, Gastronomie-Pavillons, Bäumen und hohen Lichtmasten aus. Die Straße wird in Zonen geteilt: in der Mitte der Radweg, daneben die Entspannungsbereiche, an den Schaufenstern die Shoppingströme. Mittels Terrazzo-Asphalt sollen deutlich sichtbare Inseln für Kunstinstallationen geschaffen werden.

Zum Jahresende soll das Konzept für den Rheinboulevard fertig sein. Umgesetzt werden dürften die Pläne insgesamt ab 2020, wenn das Ingenhoven-Tal am Gustaf-Gründgens-Platz (Kö-Bogen II) fertig ist.

Reaktion Planungsdezernentin Zuschke hält den Rheinboulevard für „eine tolle Idee“. Düsseldorf werde darauf als Stadt der kurzen Wege erlebbar, „Vernetzungsräume werden Lebensräume“. Sie begrüße es, „dass auch andere in der Stadt den Motor anwerfen und nicht nur einer oder eine“. Sie teilt auch nicht die Sorge des städtischen Marketingchefs Frank Schrader, der mit Blick auf die Markenführung keine Konkurrenz für die Marke Kö haben möchte. Für Zuschke unterstreicht der Rheinboulevard, wie auch immer er ausgestaltet wird, die Vorteile von Düsseldorf als kompakter Stadt.

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