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Wirtschaftskrise in Düsseldorf Das Handwerk sieht so schwarz wie lange nicht

Düsseldorf · Während die aktuelle Lage noch als gut bewertet wird, erwarten die Unternehmen eine deutliche Verschlechterung. Selbst die Baubranche ist betroffen – bis auf zwei Ausnahmen.

 Detlev Thedens (l.), Geschäftsführer der Autolackiererei Thedens, und Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert, der am Standort des Unternehmens an der Ronsdorfer Straße das Herbstgutachten vorstellte.

Detlev Thedens (l.), Geschäftsführer der Autolackiererei Thedens, und Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert, der am Standort des Unternehmens an der Ronsdorfer Straße das Herbstgutachten vorstellte.

Foto: HWK Düsseldorf

Die Handwerksunternehmen im Kammerbezirk Düsseldorf gehen in großer Mehrzahl von einem Einbruch der Geschäfte aus. Das zeigt das Herbstgutachten der Handwerkskammer, die am Dienstag in Düsseldorf die Ergebnisse ihrer Umfrage vorstellte. Dabei liegen die Beschreibungen der Lage und die Erwartungen an das nächste halbe Jahr extrem auseinander. Denn immerhin noch 46 Prozent der Betriebe schätzen ihre Geschäftslage als gut ein. Das erwarten für die nahe Zukunft allerdings nur noch zwölf Prozent. Einen so starken Rückgang verzeichnete die Kammer seit 15 Jahren nicht mehr. Besonders heftig klaffen die Zahlen im Bau- und Ausbaugewerbe auseinander, wo 54 sowie 57 Prozent neun und zwölf Prozent gegenüberstehen. Über nahezu alle Branchen hinweg erwarten die Unternehmen geringere Umsätze, weniger Aufträge und Beschäftigung. Ausnahme: In der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie der Elektrotechnik werden gleichbleibende oder sogar mehr Aufträge erwartet. Ein Grund: Die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen ist sehr hoch. Bei Malern, Dachdeckern und Maurern dagegen ist laut Kammer schon jetzt ein Rückgang spürbar.

Auch der Lage und Erwartung zusammen abbildende Geschäftsklimaindex rutscht auf einen lange nicht gesehenen Wert ab. Über alle Branchen hinweg liegt er mit 98 um 20 Punkte tiefer als im Frühjahr und auf einem Niveau von 2010. Von einem „dramatischen Abstieg“ spricht Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert. „Wenn wir nicht aufpassen, geraten wir in den perfekten Sturm.“

Für diese Gefahr gibt es laut Ehlert mehrere Ursachen: ein Zusammenwirken von Krieg, Coronafolgen, Inflation, Material- und Lieferengpässen sowie Zurückhaltung bei den Kunden. „So könnten auch kerngesunde Unternehmen in die Knie gezwungen werden und längst nicht nur die von den explodierenden Energiepreisen direkt betroffenen.“

Am schwierigsten sei die Lage im Lebensmittelhandwerk und im Gesundheitsgewerbe. Zudem leiden die besonders energieintensiven Betriebe. Viel Energie braucht auch der Fahrzeuglackierer Thedens, an dessen Standort an der Ronsdorfer Straße die Handwerkskammer ihr Gutachten vorstellte. Besonders problematisch sind dort die gestiegenen Strompreise, wie Geschäftsführer Detlev Thedens sowie seine Tochter Simone, die ebenfalls Geschäftsführerin ist, ausführten. Die Stadtwerke hätten den Vertrag gekündigt, die Preise für einen neuen seien viel höher. Von 66 Cent soll sich der Preis zum 1. November jetzt erneut erhöhen: auf 1,26 Euro. „Wir sind darüber in Verhandlungen mit den Stadtwerken“, sagt Detlev Thedens. Simone Thedens sagt dazu: „Das bereitet uns schlaflose Nächte.“ Die Stromkosten wären dann im November für einen Standort von 3200 nach und nach auf 15.000 bis 16.000 Euro gestiegen. Um zu sparen und effizienter zu werden, überlege man zurzeit mit einer Vier-Tage-Woche die Produktion einen Tag ruhen zu lassen und dafür an den anderen Tagen länger zu arbeiten.

Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Axel Fuhrmann, mahnte mit Blick auf die stark steigenden Preise sogar, dass der Energieversorger „seine Kunden nicht vergisst“.

Umgekehrt erhöhen natürlich auch die Handwerksunternehmen ihre Preise, sofern sie diese an die Kunden weitergeben können. Das Verkaufspreisklima im Herbstgutachten bewegt sich mit 163 Punkten weiterhin auf historischem Rekordniveau.

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