Glaube in Dormagen Neuer Orden im Kloster Knechtsteden

Knechtsteden · In Dormagen arbeiten nun vier Entsandte eines aus Indien stammenden Karmeliter-Ordens.

 Der Pfarrer Georgekutty Joseph Kuttiyanickal steht in der Kapelle vom Karmeliter-Orden am Kloster Knechtsteden.

Der Pfarrer Georgekutty Joseph Kuttiyanickal steht in der Kapelle vom Karmeliter-Orden am Kloster Knechtsteden.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Voller Stolz zieht George Joseph Kuttiyanickal seinen schwarzen Anzug an und macht seinen Priesterkragen, bei der Kirche Kollar genannt, fest. Jeden Tag. Das ist sein Ritual. Seit September lebt der 54-jährige Pfarrer aus Indien im Kloster Knechtsteden. Zusammen mit drei weiteren Mitgliedern aus dem Orden der Karmeliter der Unbefleckten Empfängnis Mariens (CMI-Orden) arbeitet er für mehrere Gemeinden im Dormagener Norden.

Der Orden setzt sich viel im sozialen Bereich ein und betreibt in Indien zum Beispiel Schulen, Kulturzentren und Krankenhäuser. Die Mitglieder leben und arbeiten dabei zu hundert Prozent nach dem Motto des Ordensgründers Kuriakose Elias Chavara: „Der Tag, an dem du anderen nichts Gutes getan hast, ist ein verlorener Tag in deinem Leben.“ Das Thema Bildung steht ganz oben auf der Agenda, unter anderem engagiert sich der Orden, um gegen den Analphabetismus im eigenen Land vorzugehen. „Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche eine gute Ausbildung bekommen“, sagt Kuttiyanickal. „Nur so kommen sie im Leben weiter.“

Der Inder ist in die Organisation mit katholischem Glauben eingetreten, weil er Menschen helfen wollte. Und weil der Orden für Tradition steht: „Der CMI-Orden ist der erste einheimische Orden Indiens“, sagt Kuttiyanickal. 1986 hat er dann sein erstes Gelübde abgelegt, zehn Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Dass Christen in Indien die Minderheit sind, nur zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen, stört den Pfarrer nicht. Schlimm findet er hingegen, dass Seinesgleiche in manchen Teilen des Landes ausgegrenzt werden. „Jeder Mensch auf der Welt sollte die Freiheit haben, zu glauben, was er möchte“, sagt er. In Kerala, wo der Orden gegründet worden ist und woher Kuttiyanickal stammt, gebe es solche Probleme aber nicht. Dort gibt es deutlich mehr Katholiken.

In Deutschland – und auch in Dormagen – arbeiten die Ordensmitglieder als Seelsorger, und zwar nicht nur als Aushilfen, sondern als festangestellte Kapläne oder Pfarrer. So wird auch der hierzulande steigende Priestermangel etwas eingedämmt. Kuttiyanickal – der sich gerne „Pater George“ nennen lässt, weil es einfacher ist – hat in den Gemeinden eine halbe Stelle und übernimmt Aufgaben, die ein Priester zu leisten hat. Er hält Messen ab, begleitet Beerdigungen oder nimmt Kommunionen oder Firmungen ab.

Die andere Zeit kümmert sich Kuttiyanickal um den Orden. Er hilft Neuankömmlingen aus Indien, die Sprache zu lernen oder eine Wohnung in Deutschland zu finden. Jedes Jahr kämen zwei bis vier neue Mitglieder ins Land. Die gleiche Anzahl verlässt Deutschland hingegen wieder gen Heimat. „Mit 70 Jahren gehen wir in Rente und kehren nach Hause zurück“, sagt er. Wenn noch Zeit übrigbleibt, geht Kuttiyanickal gerne rund um das Kloster spazieren. „Hier ist es sehr schön und ruhig“, sagt er. „Das Ambiente gefällt mir sehr gut.“

Nach Deutschland gekommen ist der Pfarrer bereits 2004, in Dormagen arbeitet er zusammen mit drei Mitstreitern. Zwei sind in den Pfarrhäusern in Straberg beziehungsweise in Delhoven tätig. Ein Kollege lebt mit ihm im Kloster Knechtsteden. Er kümmert sich um die Finanzen des Ordens. Mittags und abends treffen sich alle vier zu einem gemeinsamen Gebet und Essen – obwohl sie in unterschiedlichen Stadtteilen arbeiten. „Wir sind hier sehr gut angekommen“, sagt Kuttiyanickal.

Kuttiyanickal liebt seine Arbeit. „Ich freue mich immer, wenn ich mit Leuten in Kontakt komme“, sagt er. Sein großes Ziel dabei: den Glauben lebendig halten. Das sei in Deutschland nicht wirklich schwer, obwohl viele Menschen aus der Kirche austreten. „Die Leute glauben noch. Das stelle ich oft fest.“ Noch bis September wird der Pfarrer in Dormagen leben und arbeiten. Dann muss er sein Amt als Regionaloberer des Ordens, das er sechs Jahre innehatte, an einen Nachfolger übergeben und wird an einen anderen Standort im Erzbistum Köln versetzt. Seine Priesterkleidung wird er dann in einer anderen Stadt voller Stolz überstreifen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort