Inklusion bei der Stadt Dormagen Mit dem Rollstuhl durch die Musikschule

Dormagen · Inklusion wird bei der Stadt Dormagen groß geschrieben. Vielfalt ist laut Bürgermeister Lierenfeld besonders wichtig, so auch im Fall von Niklas Reif.

 Niklas Leif (mitte) ist Teil der Jugend- und Auszubildendenvertretung der Stadt Dormagen.

Niklas Leif (mitte) ist Teil der Jugend- und Auszubildendenvertretung der Stadt Dormagen.

Foto: Stadt Dormagen

Inklusion ist bei der Stadt Dormagen ein wichtiges Thema, welches immer mehr an Bedeutung gewinnt. Bereits 2020 hatten 57 Beschäftigte der Stadtverwaltung einen Schwerbehindertenausweis, darunter auch zwei Nachwuchskräfte – einer davon ist Niklas Leif. Der 23-Jährige sitzt im Rollstuhl, er leidet an einer sogenannten Tetraparese, eine Lähmung der Extremitäten. Ende Juni beendete er seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten erfolgreich.

Die Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einem geeigneten Beruf war für Leif nicht gerade einfach. „Grundsätzlich ist es als Rollstuhlfahrer nicht möglich überall zu arbeiten und man muss sich vorher sehr viele Gedanken machen“, erzählt er. „Viele Berufe fallen einfach raus, beispielsweise handwerkliche Berufe.“ Für den kontaktfreudigen Leif stand schon früh fest, dass er in seinem späteren Beruf mit Menschen zu tun haben wolle: „Ich habe mich bei der Stadt beworben, da der Kontakt zu Menschen dort nahezu garantiert ist. Außerdem ist ein sicherer Arbeitsplatz viel wert. Bei der Stadt hat man sehr vielfältige Möglichkeiten und ist nicht auf einen Fachbereich festgelegt.“

Über die Ausbildung sagt er: „Ich habe mich in allen Fachbereichen von Anfang an gut aufgenommen und wertgeschätzt gefühlt.“ Er habe trotz seiner Behinderung nie Probleme gehabt: „Bei der Stadt ist alles barrierefrei, das ist natürlich ideal. Auch mit den Kolleginnen und Kollegen kam ich immer prima zurecht. Ich bin ein sehr offener Mensch und versuche mich nicht auf meiner Behinderung auszuruhen. Ich mache das Beste aus allen Situationen, es gibt deutlich Schlimmeres.“ Niklas Leif ist Teil der Jugend- und Auszubildendenvertretung und hilft anderen bei ihrem beruflichen Einstieg: „Wir sind Ansprechpartner und Vermittler. Wir helfen wo wir können und sind beispielsweise auch bei Vorstellungsgesprächen dabei. Anfang September kommen die neuen Azubis, da haben wir dann auch schon einiges geplant.“

Nach seiner Ausbildung, also seit Anfang Juli, arbeitet Leif nun  in der Musikschule in Dormagen und fühlt sich sehr wohl: „Ich kann mit meiner täglichen Arbeit einen wichtigen Beitrag leisten und bin voll integriert im Team. Zudem erfahre ich eine große Unterstützung, wenn ich sie benötige.“ Er führt aus: „Wir durften Wünsche äußern und mitentscheiden, in welche Fachbereiche wir wollen. Ich fand das Ordnungsamt interessant, Finanzen sind hingegen gar nichts für mich. Ich bin aber auch mit der Musikschule sehr zufrieden.“

Verwaltungschef und Bürgermeister Erik Lierenfeld ist die Inklusion in seiner Verwaltung wichtig: „Bei unseren Auswahlgesprächen spielen Geschlecht, Religion oder Grad der Einschränkung erst einmal gar keine Rolle. Wir wollen für jede Stelle die bestmögliche Mitarbeiterin oder den bestmöglichen Mitarbeiter. Deshalb schauen wir auf die Qualifikation und die Persönlichkeit“, sagt er. „Gleichzeitig tragen wir als Verwaltung aber auch eine Verantwortung für Chancengleichheit. Je mehr es uns gelingt, durch die individuelle Ausgestaltung der Arbeitsplätze und Aufgaben genau diese Chancengleichheit herzustellen, desto größer ist unser Beitrag für die funktionierende Inklusion von tollen Kolleginnen und Kollegen in unser Team Dormagen.“ Dazu gehöre auch, die Arbeitsplatz an individuelle Bedürfnisse anzupassen. „Dieser Ansatz ist fester Bestandteil unseres Personalmanagements. Die Einstellung eines guten Mitarbeiters darf nicht daran scheitern, dass der Schreibtisch nicht erreichbar ist. Wir schaffen die notwendigen Rahmenbedingungen und beide Seiten profitieren“, sagt Lierenfeld.

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