Dormagen Bestseller-Autorin im Schreibrausch

Dormagen · Zwölf Bücher in knapp sechs Jahren hat Catherine Shepherd veröffentlicht und rund 1,5 Millionen Exemplare verkauft.

Catherine Shepherd war sich lange unschlüssig: "Knochenblässe, Knochenbrecher... aber das war einfach nicht überzeugend", sagt die Zonserin. Am 1. April erscheint nun "Knochenschrei" - es ist der achte Zons-Krimi, für den das Schicksal der über drei Jahrzehnte in einer Zelle eingeschlossen Hildegard von Bingen die gedankliche Vorlage lieferte. Auch die neueste Folge wird ein Erfolg werden, denn die Reihe, die stets parallel im mittelalterlichen Zons sowie in der Jetzt-Zeit spielt, hat viele Fans. Katrin Schäfer, die unter dem Pseudonym Catherine Shepherd veröffentlicht, wählt auch dieses Mal (aus wirtschaftlichen Gründen) ihren Selbstverlag Kafel und verkauft ihre Bücher mit dem Schwerpunkt als E-Books bei Amazon. Der enorme Erfolg gibt ihr Recht: Seit 2012 hat sie zwölf Bücher veröffentlicht, neben den Zons-Krimis schreibt sie noch zwei Reihen um eine LKA-Ermittlerin sowie eine Rechtsmedizinerin. Shepherd schätzt die Zahl ihrer verkauften Bücher auf insgesamt rund 1,5 Millionen Exemplare.

Das vergangene Jahr brachte ihr einen beachtlichen Prestigegewinn: In der Jahresbestsellerliste von Amazon belegt die Zonserin mit dem Krimi "Engelsschlaf" und dem siebten Zons-Fall "Tränentod" die Plätze eins und vier. Sie liegt damit vor Jussie Adler-Olsson, Sebastian Fitzek oder Dan Brown. Dass sie regelmäßig auch die "Bild"-Bestsellerliste anführt, erwähnt die unprätentiöse Autorin im Nebensatz. Längst hat sie dem Schreiben den Vorzug vor ihrem Beruf als Bankkauffrau gegeben. Kein Wunder, denn die Ideen sprudeln nur so aus ihr heraus. Kaum ist ein Buchprojekt abgeschlossen, hat sie bereits Einfälle für das nächste. So ist der dritte Fall um LKA-Ermittlerin Laura Kern auf der Zielgeraden. Darin geht es um das Leitmotiv Rache und um sieben Freunde, die gemeinsam Urlaub machen, "dann passiert etwas sehr Schlimmes", sagt Shepherd. Die 45-Jährige genießt die Unabhängigkeit von einem fremden Verlag, "ich entscheide selbst, wann die nächste Folge erscheint. Diese Freiheit gefällt mir."

Bei Markus Lanz saß sie schon auf dem ZDF-Sofa, auf der Leipziger Buchmesse absolvierte sie Autoren-Coachings oder diskutierte mit dem bekannten Profiler und Ex-Kripo-Mann Axel Petermann darüber, wie man vom Tatort auf Täter schließen kann. Ihre insgesamt vier Hauptfiguren in den drei Krimi-Reihen bezeichnet sie als "Freunde, die mich ab und zu besuchen kommen". Auf sieben kleinen gelben Karteikarten hat sie den Handlungsstrang ihres aktuellen Werks um Laura Kern notiert. Das reicht. "Wenn ich ein Buch abgeschlossen habe, dann benötige ich ein paar Tage Pause, aber dann geht es schon wieder los, weil mir die Ideen kommen." Als nächstes ist Rechtsmedizinerin Julia Schwarz dran, "ich weiß schon, was ich mit ihr mache", sagt sie mit einem Lachen. "Ihr Ex-Freund taucht auf und wird ihr Chef, was Julia natürlich überhaupt nicht passt." Die mitunter äußerst brutalen Morde passen so gar nicht zu der ruhigen Art der Zonserin. Sie sieht es so: "Ich schreibe eher aus der Opfersicht und fühle mit ihnen. Ich lebe in den Bücher nicht die Fantasien der Täter aus."

(schum)
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