Rockerkrieg in Duisburg Hells Angels gegen Bandidos

Duisburg · Ein Sprengsatz explodiert in einem Wettbüro in Duisburg - in der Nacht, bevor der Laden Wiedereröffnung feiert. Das Inventar wird zerstört, verletzt wird niemand. Schnell ist klar, in welchem Kreis die Täter zu finden sind.

Rockergewalt in Deutschland - eine Chronik
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Ob die Rocker Satudarah heißen oder Nomads, es kommt immer auf das Gleiche heraus: Hells Angels gegen Bandidos. Seit Jahren kämpfen die beiden Motorradclubs um die Vorherrschaft in der Welt der Drogen, der Prostitution und des Glücksspiels. Immer häufiger streiten die Rocker um Territorien, treffen sich zu Massenschlägereien oder zerstören sich gegenseitig die Läden.

Einige Gebiete sind klar aufgeteilt, das Ruhrgebiet ist Bandidos-Land, das Rheinland wird dagegen von den Hells Angels kontrolliert. Mönchengladbach und Duisburg möchten beide Motorradclubs beherrschen, hier kracht es regelmäßig.

In Duisburg gibt es seit Jahren gibt es immer wieder Anschläge der Rocker. Im Oktober 2009 erschoss ein Hells-Angels-Mitglied einen 32-jährigen Bandido. Hintergrund war ein Streit um eine Frau, die die Seiten gewechselt hatte. Der Schütze wurde vom Landgericht zu elf Jahren Haft verurteilt. Mit eine Grinsen und einem Daumen-hoch-Zeichen in den Zuschauerraum vernahm er die Urteilsverkündung.

Neben Schlägereien kommt es in Duisburg auch immer wieder zu reinen Machtdemonstrationen. Im Sommer 2010 trafen sich 150 Bandidos und fuhren zwei Stunden lang auf ihren Maschinen wie in einer Art Parade durch die Stadt.

Im Mai 2011 gerät eine Provokation zur Massenschlägerei in der Duisburger Innenstadt. 80 Bandidos waren mit ihren Maschinen durch den Duisburger Norden gebrettert, den die Hells Angels als ihr Hoheitsgebiet ansehen. Als die Bandidos zu ihrem Stammlokal "Fat Mexican" zurückkehrten, wurden sie bereits von Hells Angels mit Baseballschlägern erwartet. Rund 150 Rocker prügelten aufeinander ein, bis die Polizei die Lage klären konnte.

Die bekannten Örtlichkeiten, das Restaurant "Fat Mexican" der Bandidos und ein Gebäude der Hells Angels am Borgschen Weg stehen stets unter besonderer Beobachtung der Polizei. Dennoch können die Beamten nicht viel machen, denn Bandidos und Hells Angels haben einen gemeinsamen Feind: die Polizei. Kommt es zu Zwischenfällen, möchten meist Opfer und Täter nichts sagen.

Regelmäßig führt die Polizei Razzien in Wohnungen der Rocker durch. Die letzte Durchsuchung im Ruhrgebiet erwies sich als sehr erfolgreich. In 15 Wohnungen fanden die Beamten mehr als 20 Kilogramm Cannabis, Kokain, Amphetamine ("Speed"), rund 80.000 Ecstasy-Tabletten sowie 27 Schusswaffen.

Der August 2012 war in Duisburg ein heißer Monat: Am 8. August stieg ein Mann aus seinem Auto aus und feuerte mit einer Schusswaffe auf einen vor ihm stehenden Wagen. Verletzt wurde niemand. Weder Täter noch Opfer meldeten sich bei der Polizei, klar war nur, dass sie aus dem Rockermilieu stammen.

Eine Woche später explodierte eine Handgranate auf einem Nachbargrundstück der Hells Angels am Borgschen Weg, die Fassade des Firmengebäudes wurde zerstört. Wenige Tage später wieder ein Angriff auf ein Wettbüro, das den Hells Angels zugerechnet wird: auch hier wurde eine Handgranate in den Laden geworfen. Verletzt wurde niemand. Seit sich die niederländische Vereinigung Satudarah in Duisburg niedergelassen hat, die den Bandidos nahesteht, mehren sich die Angriffe auf die Hells Angels. Die Furcht der Anwohner steigt.

Auch in anderen Städten treffen die verfeindeten Rockerclubs immer wieder aufeinander. Im Januar 2012 kam es zu einer Massenschlägereri in der Mönchengladbacher Altstadt, vier Menschen wurden dabei verletzt, einer schwebte in Lebensgefahr. Seitdem beobachtet die Polizei die Innenstadt sehr genau. Die Bevölkerung hat Angst vor einem Rockerkrieg.

Beide Rockergruppierungen gelten als brutal und kriminell. Anfang August wurde ein führendes Mitglied der Bandidos festgenommen, weil er unter anderem einer Frau mit den Fäusten den Kiefer gebrochen haben soll.

Bereits eine Woche zuvor hatte die Kölner Polizei den ehemaligen Präsidenten des verbotenen Rockerclubs "Hells Angels MC Cologne" festgenommen. Der soll bei einem Aufeinandertreffen mit den Bandidos in der Kölner Altstadt einem Rocker aus seinem Umfeld befohlen haben, dem erstbesten Bandido "ein Messer in den Hals" zu rammen. Mit dem Angriff wollte er laut Polizei die Gebietsansprüche seines Clubs festigen und Rache für eine Attacke auf einen Hells Angel nehmen.

(jco/ac)
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