Duisburg Bürger sind verängstigt

Duisburg · In der Nacht zu Donnerstag explodierte gegen 2.30 Uhr ein Sprengsatz in einem Wanheimer Wettbüro. Die Täter stammen aus dem Rockermilieu. Wanheimer Bürger haben Angst vor einem zweiten Hochfeld.

Juli 2012: Bandido-Razzia im Ruhrgebiet
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Wanheim Noch Stunden nach dem Sprengstoffanschlag auf ein Wanheimer Wettbüro, den nach Angaben der Duisburger Polizei höchstwahrscheinlich Rocker verübten, standen die Anwohner auf der Straße und blickten auf die zerstörten Glasscheiben. Überall auf dem Vorhof des Wettbüros lagen die Scherben verstreut, Beamte des LKA sicherten akribisch die Spuren.

Das Wettbüro mit dem Namen "Goal 24" sollte eigentlich gestern eröffnen und Sportwetten auf internationaler Ebene anbieten. "International Betting" steht auf einer der Fensterscheiben, die nicht durch den Sprengsatz zerstört wurden. Der Anschlag, der sich gegen 2.30 Uhr in der Nacht zu Donnerstag ereignete, riss die Anwohner nicht nur aus ihrem Schlaf, sondern auch aus der Illusion, in Wanheim sicher zu sein.

Denn eigentlich gehört Wanheim nicht zu den "klassischen" Problemvierteln in Duisburg.

Organisierte Kriminalität

Der Sprengstoffanschlag machte den Wanheimern nun jedoch unmissverständlich klar, dass die organisierte Kriminalität auch in ihrem Stadtteil ihre Finger im Spiel hat. Entsprechend verängstigt reagierten die Anwohner: "Das wird hier noch ein zweites Hochfeld, man kann bald nicht mehr auf die Straße gehen", sagt eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht preisgeben möchte.

Das Wettbüro liegt an der Molbergstraße, Ecke Kaiserswerther Straße — eine Gegend, geprägt durch Mehrfamilienhäuser aus den 50er und 60er Jahren, der Erholungspark Biegerhof ist nur 100 Meter entfernt. Gegenüber des Wettbüros befindet sich ein in die Jahre gekommener Häuserblock, in dem eine kleine Pizzeria betrieben wird. Junge Erwachsene im Alter von 20 bis 30 Jahren stehen auch am Vormittag noch am Tatort — viele von ihnen haben einen Migrationshintergrund. Nicht nur die Polizei scheint hier den Tatort zu prüfen.

In der Nähe des Wettbüros haben sich mehrere Männer versammelt, die meisten tragen Unterhemden oder ärmelfreie T-Shirts, sind muskelbepackt und tätowiert. Ein schwarzer, tiefer gelegter BMW mit getönten Scheiben rollt vor, zwei Männer im Alter von ungefähr 30 Jahren steigen aus und gehen auf die anderen Männern zu.

Sie begrüßen sich per Handschlag und Kuss auf beide Wangen. Über den Anschlag will keiner aus der Gruppe reden, es wird nur heimlich getuschelt und verstohlen geschaut. Schweigen scheint hier das ungeschriebene Gesetz der Straße zu sein.

Niemand wurde verletzt

Mit dem Sprengstoffanschlag, bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde, hat die organisierte Kriminalität in Duisburg wieder einmal gezeigt, dass sie vor keinem Mittel zurückschreckt, um ihre Machtansprüche mit allen Mitteln durchzusetzen. Ob sich nun auch Wanheim — wie die Anwohnerin befürchtet — zu einem "zweiten Hochfeld" und damit zu einem weiteren Duisburger Problemviertel entwickelt, wird die Zukunft zeigen.

(RP/rl)
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