Stadtentwicklung bis 2027 Duisburg wirbt um Düsseldorfer

Duisburg · In dem gerade veröffentlichten Konzept Duisburg 2027 schielt die Stadt auf Düsseldorfer Bürger, die sich hier bei uns ihr Häuschen bauen sollen. Wird das funktionieren? Die Redaktion stellt einmal die Argumente gegenüber.

14 Kilometer sind es von Angermund bis in die Duisburger Innensatdt, aber nur 1400 Meter bis zum Stadtteil Rahm. Auch an anderen Stellen im Stadtsüden trennen die Landeshauptstadt und ihren nördlichen Nachbarn nur wenige hundert Meter.

14 Kilometer sind es von Angermund bis in die Duisburger Innensatdt, aber nur 1400 Meter bis zum Stadtteil Rahm. Auch an anderen Stellen im Stadtsüden trennen die Landeshauptstadt und ihren nördlichen Nachbarn nur wenige hundert Meter.

Foto: Andreas Endermann

Pro

 Wohnen am Wasser: Am Rahmer Baggersee soll das möglich werden – auch, oder gerade für, Düsseldorfer.

Wohnen am Wasser: Am Rahmer Baggersee soll das möglich werden – auch, oder gerade für, Düsseldorfer.

Foto: PRobst

Düsseldorfer, kommst du nach Duisburg, so findest du hier eine wunderbare Kö, eine Königstraße mit Geschäften, in denen bezahlbare Ware verkauft wird. Unsere Innenstadt ist in weiten Teilen vorzeigbar, der Innenhafen so wie so. Die neuen Wohngebiete, die die Stadt in ihrem Plan von Duisburg 2027 ausweist, liegen mit dem Auto gerade mal 20 Fahrminuten von Düsseldorfs City entfernt (im Berufsverkehr dauert es allerdings deutlich länger). Die Immobilien und Grundstücke sind weit günstiger als in der Nachbarkommune, auch wenn über Quadratmeterpreise derzeit hier noch nicht gesprochen wird. Aber das war bislang immer so, dass das Reihenhäuschen in Angermund bis zu doppelt so teuer ist wie eine vergleichbare Immobilie auf der anderen Seite des Ackers, der Angermund von Rahm trennt.

Und wo lässt sich so schön und erschwinglich am Wasser wohnen, wie es im Duisburger Süden geplant ist. Wenige Kilometer von der Düsseldorfer Stadtgrenze entfernt ist es grün, stellenweise geradezu ländlich und idyllisch. Die Nahversorgung ist hervorragend. Wie die vielen Düsseldorfer Autokennzeichen auf dem Parkplatz von Edeka am Angerbogen zeigen, hat sich das längst bis nach Kalkum, Kaiserswewerth oder Wittlaer herumgesprochen. Die Verkehrsanbindung in Richtung Flughafen, Ruhrgebiet und Niederrhein ist so gut wie in kaum einer anderen Stadt in unserer Region. Probleme mit den Nachbarn muss kein "Eingereister" befürchten. Die Duisburger sind beim Integrieren weltmeisterlich. Auch Kindergärten (leider müssen die Eltern hier für einen Platz tief in die Tasche greifen) und Schulen stehen ausreichend zur Verfügung. Und sollen die Kinder besser doch in der Landeshauptstadt beschult werden, kein Problem. Auch der öffentliche Nahverkehr funktioniert.

Kulturell hat unsere Stadt derzeit noch eine Menge zu bieten. Keiner weiß zwar, wie lange noch, aber die Finanznot könnte ja in den nächsten Jahren vielleicht ja auch die Landeshauptstadt treffen, die dann unter enormen Spardruck gerät. Und bei der Kultur wird bekanntlich der Rotstift immer sehr schnell angesetzt. In Duisburg heißt es, die Düsseldorfer würden nicht hierher ziehen, weil sie dann ihre Autokennzeichen mit dem D gegen ein unattraktives DU eintauschen müssen. Sollte dies der Fall sein, dann wird sich doch wohl dafür eine Lösung finden lassen. Denn es scheint so, als sei es unserer Stadtspitze eine Menge wert, mit Hilfe der Landeshauptstädter an Ansehen zu gewinnen.

Zugegeben: Eines können wir derzeit nicht bieten, einen Fußball-Erstligisten. Aber nach Dortmund ist es von uns aus ja nicht weit, wo man einen echten Spitzenclub spielen sehen kann.

Contra

Seien wir doch mal ehrlich: Wer seine Stadt liebt und gern in ihr lebt, zieht nicht so einfach in die Nachbarstadt, bloß weil das Häuschen im Grünen preiswerter ist. Wohnen ist schließlich eine Herzensangelegenheit, da geht es den Düsseldorfern nicht anders als den Duisburgern. Manchmal ist es aber auch ein wenig Prestige. Als das Unternehmen Infineon von Düsseldorf-Angermund nach Huckingen ziehen wollte, musste es bei den Mitarbeitern erst Überzeugungsarbeit leisten. Dabei ging es in diesem Fall nur um den Arbeits- und nicht um den Wohnort.

Was würde der Düsseldorfer so alles hinter sich lassen: Den schönen Ausblick auf den Rhein, der in Duisburg leider in weiten Teilen von der Industrie versperrt wird. Die Altstadt, in der immer was los ist, die Königsallee mit internationalem Publikum, die größte Kirmes am Rhein und nicht zu vergessen den Karneval. Denn während in Düsseldorf Altweiber und zum Hoppeditzerwachen der Straßenkarneval tobt, herrscht in Duisburg närrische Flaute auf den Straßen. Für eingefleischte Rheinländer ein Kulturschock.

Und dann die Kosten. Zwar mag das Häuschen preiswerter sein, doch so manche laufenden Kosten sind in Duisburg einfach deutlich höher. Die Kindergartenbeiträge in Düsseldorf sind für Kinder ab drei Jahre frei, davon können Duisburger nur träumen. Auch bei der Hundesteuer bitten die Duisburger ihre Bürger kräftig zur Kasse. Ein Hund kostet 132 Euro im Jahr, in Düsseldorf 96. Und wer gar zwei Hunde hat, darf in Duisburg 168 Euro für jeden pro Jahr zahlen. Die Düsseldorfer nehmen da nur 150 Euro für zwei, also weniger als die Hälfte.

Wer diese zusätzlichen Kosten nicht scheut, kapituliert eventuell vor dem Lärm. In Rahm ist es zwar idyllisch und grün, aber eben auch laut. Umgeben von Eisenbahn und Autobahn ist es um die Ruhe oft nicht gut bestellt. Da hat man vielleicht ein schönes Haus am See. Doch den Ausblick darauf mag man nur von innen genießen, weil im Garten der Verkehrslärm die Ohren plagt. Davon können nämlich die Rahmer jetzt schon ein Lied singen. Und durch den Ausbau der A 524 befürchten sie noch zusätzlichen Lärm.

Sicherlich kommen die Düsseldorfer aus dem Norden gern zum Einkaufen in den Angerbogen. Das reichhaltige Angebot wissen sie zu schätzen, aber auch, weil sie selbst einen Supermarkt in dieser Größe nicht vor der eigenen Haustür haben wollen. Da wäre ja viel zu viel Verkehr. Da fährt man lieber die paar Kilometer zu den Nachbarn.

Wer allein wegen des Preises fürs Eigenheim nach Duisburg ziehen will, der hätte es schon längst tun können. Denn gute Wohnlagen gibt es jetzt auch und Häuser werden immer wieder zum Kauf angeboten. Um Stadtgrenzen zu überwinden, braucht es wohl etwas mehr.

(RP/top)
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