Düsseldorfer nach Duisburg? Neubaugebiete im Süden und Westen

Duisburg · Mit der jahrelang restriktiv gehandhabten Ausweisung neue Baugebiete ist jetzt Schluss. Das Projekt "Duisburg 2027" setzt neue Schwerpunkte im Süden und im Westen.

 Eine Vielzahl von Karten haben Projektleiter Arne Lorz und sein Team in den vergangenen Wochen erstellt.

Eine Vielzahl von Karten haben Projektleiter Arne Lorz und sein Team in den vergangenen Wochen erstellt.

Foto: Probst, Andreas

Drastische Kehrtwende: Jahrelang folgte die Stadtplanung der Maxime, das Duisburg schrumpft. Nun soll dieser Trend mit aktiver Wohnbaupolitik abgebremst werden. Vor dem Hintergrund Tausender freistehender Wohnungen ging die Planung früher eher in Richtung Abriss. "Der demografische Wandel ist vorgegeben", erklärt Arne Lorz, Projektleiter von "Duisburg 2027". Duisburg hat zurzeit rund 488.000 Einwohner. Wenn die Prognosen stimmen, sind es in einigen Jahren nur noch rund 446.000. "Das werden wir auch nicht aufhalten können. Das Problem dabei ist, dass gerade die Menschen Duisburg verlassen, die wir eigentlich hier behalten wollen: Gutgebildete, Besserverdienende, junge Familien", so Lorz.

Deshalb wurde bei dem Projekt, das wie berichtet die Basis für einen neuen städtischen Flächennutzungsplan werden soll, gegengesteuert: Für die zukünftige Wohnflächenerweiterung werden sowohl Brachflächen reaktiviert, in Nutzung befindliche Flächen wie Sport- oder Wirtschaftsflächen in Wohnbauflächen umgewandelt als auch Flächen im Freiraum in Anspruch genommen. Auffällig sind dabei die geografischen Unterschiede innerhalb der Stadt. Schon ein oberflächlicher Blick auf die Planungskarte zum Thema Wohnen verdeutlicht, dass die Schwerpunkte im Duisburger Süden und Westen gesetzt werden, während im Norden eher sogenannte "Umstrukturierungs- und Rückbaubereiche" sowie "Stabilisierungsbereiche" überwiegen.

Eine Fläche von 600 Fußballplätzen

Insgesamt sollen 297,5, also fast 300 Hektar, an neuen Wohnbauflächen ausgewiesen werden. Das sind drei Millionen Quadratmeter und entspricht der Fläche von rund 600 Fußballplätzen. Dazu kommen weitere optionale Flächen von rund 140 Hektar. Auf neue Wohnbauflächen entfallen 235 Hektar, auf neue Bauflächen für Büro- und Wohnnutzung 8,5 Hektar sowie auf "Stadträume mit neuen urbanen Qualitäten (Wohnen, Wirtschaft, Grün)" wie im RheinPark 53,3 Hektar. Lediglich 44,4 Hektar sind aufzugebende Wohnbauflächen, die früher einmal als solche ausgewiesen waren beziehungsweise es zurzeit noch sind.

Der größte zusammenhängende Bereich mit neuen Wohnbauflächen ist auf dem Gelände des ehemaligen Ausbesserungswerks der Bahn in Wedau. Weitere größere Flächen sind am Großenbaumer und am Rahmer See, in Huckingen, am Toeppersee und in Rumeln-Kaldenhausen vorgesehen. Dabei soll großer Wert auf neue städtebauliche Qualitäten und ganz allgemein auf hochwertiges Bauen gelegt werden. Der Grund: Die Stadt möchte nicht nur Duisburger für ihre Stadt begeistern, sondern auch Menschen aus dem Umland anlocken. "Das gilt vor allem für Düsseldorf", betonte Projektleiter Arne Lorz, der die ersten Ergebnisse des bisherigen Verfahrens gemeinsam mit Mitarbeiterin Gudrun Litzkendorf der Presse vorstellte.

Die Landeshauptstadt wachse weiter, habe sich selbst aber eine planerische Einwohner-Obergrenze von 625.000 Menschen verordnet, so Lorz. "Wenn wir für die Menschen aus Düsseldorf keine qualitativ hochwertigen Wohnangebote machen, werden sie sich wie bisher schon in Mettmann, Erkrath, Hilden oder Ratingen niederlassen. Warum sollen sie künftig nicht auch nach Duisburg kommen?".

Das "Projekt 2027" befasst sich neben dem Wohnen auch mit anderen relevanten Themen wie Umweltschutz, Wirtschaft, Arbeit, Infrastruktur und Identitätsbildung. Sie sind in Teilräume (Norden, Mitte / Süden und Westen) gegliedert und im Internet unter www.duisburg2027.de einsehbar. Oberbürgermeister Sören Link und Planungsdezernent Carsten Tum stellten das Projekt gestern Abend bereits in einer zentralen Veranstaltung im Neudorfer Berufsschulzentrum vor. Weitere Veranstaltungen in den einzelnen Bezirken werden in den nächsten Wochen folgen (s. Info-Box). Bis zum 17. Mai können auch die Bürger noch Ideen entwickeln und Anregungen geben. Die bisher veranstalteten Bürgerforen waren zum Teil sehr fruchtbar und brachten eine Vielzahl von Ideen hervor, die in einer eigenen Stadtkarte "DuisbürgerIdeen" festgehalten wurden.

(RP/jco)
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