Bergbauschäden in Essen Bahnverkehr mindestens bis Freitagmittag gestört

Essen · Der Zugverkehr im Ruhrgebiet ist wegen einer Fahrbahnabsenkung erheblich beeinträchtigt. Im morgendlichen Berufsverkehr wurden Bahnfahrer deshalb auf eine Geduldsprobe gestellt. Bis Freitagmittag dauert die Störung mindestens an.

Hohlraum nahe Essen Hauptbahnhof behindert Zugverkehr
9 Bilder

Hohlraum nahe Essen Hauptbahnhof behindert Zugverkehr

9 Bilder

Die Gefahr einer Fahrbahnabsenkung durch einen alten Bergbau-Stollen sorgt seit Mittwochabend im Ruhrgebiet für erhebliche Behinderungen im Bahnverkehr. Betroffen ist die viel befahrene Bahnstrecke zwischen Essen und Mülheim/Ruhr. Die Bezirksregierung Arnsberg untersucht inzwischen, ob es noch weitere Hohlräume im Erdreich gibt, die gefährlich für die Bahnverbindungen sein könnten.

"Das wird vorraussichtlich noch bis Freitagmittag dauern", sagte Andreas Nörthen, Sprecher der Bergbauabteilung der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg unserer Redaktion. Am Freitag sollen auch Ergebnisse vorliegen.

Mehr als 550 verspätete Züge allein bis mittags

Pannen bei der Deutschen Bahn
Infos

Pannen bei der Deutschen Bahn

Infos
Foto: dpa, Boris Roessler

Hunderte Züge und Tausende Reisende waren von Verspätungen, Zugausfällen und Umleitungen betroffen. Die Hauptbahnhöfe in Essen, Bochum und Mülheim waren komplett vom Fernverkehr abgeschnitten, weil ICs und ICEs umgeleitet wurden.
Überregional sei es aber kaum zu Behinderungen gekommen, sagte ein Bahnsprecher.

Die meisten Züge im Regional- und Nahverkehr fuhren, mussten aber westlich des Essener Hauptbahnhofs über eine Strecke von rund 500 Metern Schrittgeschwindigkeit fahren. Allein bis Donnerstagmittag zählte die Bahn mehr als 550 verspätete Züge, sieben Züge fielen aus.

Reisende: "Hat ja niemand Schuld"

Die Bergbaubehörden haben begonnen, die Hohlräume mit Beton zu verfüllen. Dies werde mindestens 24 Stunden in Anspruch nehmen, erklärte Nörthen. Kamerauntersuchungen hätten inzwischen gezeigt, dass der Stollen unter den Gleisen zwei Meter hoch und 80 Zentimeter breit sei. "In weiten Bereichen steht der Stollen noch offen und ist augenscheinlich stabil". Derzeit würden außerdem Bohrungen durchgeführt, die Aufschluss darüber geben sollen, wie genau es unter der Oberfläche aussieht.

Die Bahn war von der Bezirksregierung Arnsberg darüber informiert worden, dass ein quer unter den Bahntrassen verlaufender Alt-Bergbaustollen eventuell einsturzgefährdet sei, sagte ein Bahnsprecher . Der Stollen verläuft in der Nähe des Essener Hauptbahnhofs quer unter den viel befahrenen Gleisen zwischen Essen und Mülheim.

Reisende haben trotz der Verspätungen und Zugausfälle Verständnis: "Ich bleibe ganz entspannt. Wir sind ja aus dem Ruhrgebiet und da kann so etwas passieren", sagt die Essenerin Siegrid Oesterlink. Statt in einen komfortablen ICE einzusteigen, muss sie erstmal auf ihre S-Bahn warten. Ihr Reiseziel Karlsruhe wird sie mit Verspätung erreichen.

Stefan Keller, der jeden Tag von Recklinghausen nach Essen fährt und heute zu spät zur Arbeit kommen wird, sieht es ähnlich: "Wenn so was wie kein Bergschaden der Grund ist, kann ich das leicht akzeptieren. Es trägt ja niemand direkt die Schuld".

Bergbau-Problem soll Thema im Landtag werden

Der Fall wird auch den Landtag in Düsseldorf beschäftigen. Die Grünen beantragten, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Unterausschusses Bergbausicherheit zu setzen. "Dieser Vorfall zeigt erneut, dass wir zu wenige Informationen über den Altbergbau im Ruhrgebiet haben", hieß es in dem Antrag.

Die CDU-Fraktion forderte die Landesregierung auf, Stellung zu den Behinderungen durch den Bergschaden und die volkswirtschaftlichen Schäden durch die Ausfälle zu nehmen. Auch ob künftig die Überwachung der Altbergwerke verstärkt werden müsse, solle überprüft werden, hieß es in einer Mitteilung.

Sogenannte Bergsenkungen sorgen im Ruhrgebiet immer wieder für Wirbel. Ursache sind oft vor vielen Jahrzehnten aufgegebene Stollen im Kohlebergbau. Geben sie nach, hat das mitunter gravierende Auswirkungen an der Erdoberfläche: In schlimmen Fällen können Straßen oder sogar Gebäude wegsacken.

(jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort