Großrazzia auf der A3 „Woher sollen wir wissen, dass der Wagen zu tief gelegt ist?“

Erkrath · Der Rastplatz Stindertal auf der A3 bei Erkrath ist am Dienstagabend der sicherste Parkplatz in Deutschland gewesen. Polizei und Zoll waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Was sie dort machten und wieso eine 1,8-Millionen-Euro teure Röntgenanlage zum Einsatz kam.

Große Kontrollaktion der Polizei an der A3 - Fotos
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Große Kontrollaktion der Polizei an der A3

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Foto: Christian Schwerdtfeger

Es ist kurz nach 19 Uhr, als sich auf der A3 bei Erkrath in Fahrtrichtung Köln ein Zivilfahrzeug des Zolls vor einen weißen, tiefergelegten BMW setzt, in dem zwei junge Männer sitzen. In der Heckscheibe des Autos der Fahnder blinkt in rot „Bitte folgen“. Sie geleiten den getunten BMW zum Rastplatz Stindertal, um den Wagen und die beiden Insassen dort zu kontrollieren. Schnell steht fest: Der Wagen muss stillgelegt werden; er ist zu tief gelegt und stellt eine Gefahr für den Straßenverkehr dar. „Mit dem fahren sie heute nicht mehr weiter“, sagt einer der Zollbeamten zum Fahrer; der Beifahrer ruft seinen Anwalt an.

Mit einer gemeinsamen Großkontrolle sind Polizei und Zoll am Dienstagabend auf der Autobahn 3, einer der am stärksten befahrenen Autobahnen in Europa, gegen Schmuggel-, Drogen- und Schleuserkriminalität vorgegangen. Beinahe im Minutentakt leiteten die Fahnder verdächtige Fahrzeuge auf den Parkplatz bei Erkrath. „150 Fahrzeuge und 200 Personen haben wir kontrolliert sowie zehn Anzeigen geschrieben und mehr als ein Dutzend Autos aus dem Verkehr gezogen, oftmals wegen Tuning-Verstößen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) gegen 19.30 Uhr, der sich selbst ein Bild vor Ort machte – ebenso wie Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), in dessen Zuständigkeit der Zoll fällt. „Zoll und Polizei machen gemeinsam klar: Es gilt das Recht des Staates, egal ob in der Shisha-Bar oder auf der Autobahn“, so Reul weiter. „Und bei diesen Einsätzen erwischen wir auch immer dieselben, die sonst bei Clan-Razzien ins Netz gehen.“

Auf einem Schild steht „Kontrollbereich. Kein Zutritt. Vorsicht Strahlung“, dazu das Symbol für Radioaktivität. Der Zoll hat auf dem Rastplatz einen 40 Quadratmeter großen Bereich abgesperrt, um eine 1,8 Millionen Euro teure mobile Röntgenanlage einsetzen zu können. Mit dem schweren Gerät können unter anderem mögliche Verstecke sowie Waffen entdeckt werden. „Der komplette Inhalt wird geröntgt. Man kann die Warenstruktur im Inneren und Anomalien erkennen“, sagt Einsatzleiter Thorsten Schürrle vom Hauptzollamt Duisburg. „Bei einem großen Lkw kann man sonst nur hinten reinschauen, wenn man die Klappe öffnet. Wenn man wissen will, was ganz vorne gelagert ist, muss man sich ohne das Röntgengerät mühsam vorarbeiten bis dahin, was immer sehr aufwendig ist“, erklärt er.

Ein Lkw mit niederländischem Kennzeichen wird eingewiesen, der Fahrer muss wegen der Strahlung aus Sicherheitsgründen aussteigen. Das Gerät findet diesmal nichts Ungewöhnliches, der Fahrer darf weiterfahren. Unweit des abgesperrten Strahlungsbereichs durchsuchen zwei Polizisten einen alten VW-Polo. Der Fahrer macht einen verdächtigen Eindruck auf sie. Ob er schon einmal polizeilich in Erscheinung getreten sei, wollen sie von ihm wissen. Nein, das sei er nicht. Und auch Drogen hätte er noch nie genommen, behauptet er. Die Polizisten wollen es genau wissen: Der Mann muss vor Ort einen Drogentest machen.

 Die Polizei kontrollierte diesen weißen BMW. Das Fahrzeug wurde stillgelegt.

Die Polizei kontrollierte diesen weißen BMW. Das Fahrzeug wurde stillgelegt.

Foto: Christian Schwerdtfeger

So langsam die Geduld zu verlieren scheinen die beiden jungen Männer mit dem weißen tiefergelegten BMW. Sie können nicht verstehen, wieso ihr Auto stillgelegt werden soll. „Wir haben das Auto vor drei Monaten gekauft für 70.000 Euro“, sagt einer der beiden. Ihnen sei nicht aufgefallen, dass der Wagen in dem jetzigen Zustand gegen die Verkehrsregeln verstößt. „Wir kennen uns damit nicht aus. Woher sollen wir wissen, dass der Wagen zu tief gelegt ist“, behauptet einer der beiden. Doch ihr Lamentieren bringt nichts. Der Wagen wird auf einen Abschlepper geladen und abtransportiert.

(csh)
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