Duell zwischen Röttgen und Laschet Wer wird CDU-Chef?

Armin Laschet und Norbert Röttgen wollen die Landespartei anführen. Jetzt haben die Mitglieder das Wort. Die Serie der Regionalkonferenzen in den acht Parteibezirken startet am Mittwoch.

Armin Laschet - früher ein junger Wilder
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Die nordrhein-westfälische CDU steht vor einer zentralen Weichenstellung: Wer soll nach Jürgen Rüttgers den mit 160.000 Mitgliedern stärksten Landesverband in den kommenden Jahren leiten? Aufs Engste ist damit die Frage verbunden, wer bei der nächsten Landtagswahl - wann auch immer sie stattfindet - der Herausforderer von Ministerpräsident Hannelore Kraft (SPD) sein wird.

Beworben haben sich zwei Unionspolitiker: der frühere NRW-Integrationsminister Armin Laschet (49) und Bundesumweltminister Norbert Röttgen (45). Obwohl die "Bewerbungsfrist" erst am Montagabend mit der Zusammenkunft des CDU-Landesvorstands abläuft, ist nicht damit zu rechnen, dass sich noch ein dritter Kandidat meldet. Es bleibt also beim Duell Laschet-Röttgen. Mit größter Wahrscheinlichkeit wird der Landesvorstand am Montag beschließen, dass die Mitglieder die (Vor-)Entscheidung treffen sollen, die dann vom Landesparteitag Anfang November abgesegnet werden müsste. Wie die Mitgliederbefragung, die möglicherweise noch vor den Herbstferien im Oktober angesetzt wird, ausgeht, kann derzeit niemand sagen. Wichtig dürfte sein, wie sich die beiden Kandidaten auf den nun folgenden Regionalkonferenzen "verkaufen".

Erste Runde am Mittwoch

Die erste Runde findet am kommenden Mittwoch in Münster statt. Laschet und Röttgen werden dort die Möglichkeit haben, sich der Parteibasis näher vorzustellen. Danach werden sie den Mitgliedern Rede und Antwort stehen. Bis Ende September werden die beiden noch an sieben weiteren Regionalrunden teilnehmen, so dass sie am Ende in allen acht Bezirken der NRW-CDU gewesen sind. Der Regionalproporz spielt in der Partei eine große Rolle. Inhaltlich dürften sich die beiden nicht allzu sehr unterscheiden. Beide gehörten einst der legendären Bonner "Pizza-Connection" an. Dieser Kreis von jungen CDU- und Grünen-Politikern, die sich regelmäßig in einem Restaurant trafen, wirkte politisch prägend: Sowohl Laschet als auch Röttgen hätten mit einem schwarz-grünen Regierungsbündnis kein Problem.

Auffallend ist, wie stark Röttgen seine Erfahrung im Bereich Wirtschaft, Finanzen und Umwelt hervorhebt, um sich von Laschet abzugrenzen und sich als der breiter aufgestellte Politiker zu empfehlen. Doch Laschet wird nicht zulassen, dass Röttgen ihn auf den Bereich Integration zu reduzieren versucht. Tatsächlich hat sich Laschet in den vergangenen fünf Jahren als Minister intensiv um Kinder, Jugend und Familie gekümmert, und er kennt sich auch auf dem europäischen Parkett aus. Rhetorisch stehen sich beide ohnehin in nichts nach, was die Auswahl nicht gerade erleichtert.

Wie sich Röttgen und Laschet unterscheiden

Es gibt allerdings einen gravierenden Unterschied, der bei der Mitgliederbefragung den Ausschlag geben könnte. Während Röttgen kein Landtagsmandat hat und auch nur sporadisch in Düsseldorf sein kann, ist CDU-Fraktionsvize Laschet im NRW-Parlament fest verwurzelt. Er kann jederzeit zielgenau auf Attacken und Patzer der rot-grünen Minderheitsregierung reagieren, während sich Röttgen erst berichten lassen muss. Aus der Zeit, als Bundesarbeitsminister Norbert Blüm "von Bonn aus" in die Düsseldorfer CDU-Zentrale hineinwirkte, weiß man, dass eine solche räumliche Trennung nicht unproblematisch ist. Laschet wird in den Regionalkonferenzen betonen, dass der Herausforderer der Regierungschefin am Ort des Geschehens präsent sein muss.

Und Röttgen? Er sucht auffallend die Nähe zum Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Karl-Josef Laumann. Sie beide würden ein sehr gutes Team sein, verspricht Röttgen. Allerdings weiß er, dass sich Laumann bereits für Laschet ausgesprochen hat. Zwar wird erwartet, dass sich Laumann, der selbst keine weiteren politischen Ambitionen zu haben scheint, auch Röttgen gegenüber loyal verhalten würde, aber der Bundesminister ist nun mal nicht seine erste Wahl. Röttgen hat versichert, er werde das Votum der Mitglieder akzeptieren. Das bedeutet, dass er seine Kandidatur zurücknimmt, falls er das Duell verliert. Er hat aber auch betont, dass er - sollte er Landesvorsitzender und Spitzenkandidat werden - in Düsseldorf bleiben werde, wenn die NRW-CDU mit ihm an der Spitze die nächste Landtagswahl verlieren sollte. Das soll seine Entschlossenheit unterstreichen, sich später ganz der NRW-Politik zuzuwenden, auch wenn er zunächst Bundesminister bleibt. Hierin unterscheidet er sich bewusst von Blüm, der nach seiner Wahlniederlage gegen NRW-Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) 1990 nicht als Oppositionsführer in den Düsseldorfer Landtag zog, sondern der Bundespolitik den Vorzug gab.

Sollte sich Norbert Röttgen als CDU-Landeschef durchsetzen, fürchten etliche in der Union um den inneren Zusammenhalt der Partei in Nordrhein-Westfalen. Die Art, wie Röttgen in seinem Bewerbungsschreiben gegen die Kungelei in der Landespartei zu Felde zog, zeugt tatsächlich nicht gerade von ausgeprägtem Harmoniestreben. Es gilt als offenes Geheimnis, dass er Generalsekretär Andreas Krautscheid, der ebenfalls im Laschet-Lager steht, austauschen würde. Als sein Favorit gilt der Chef der Ruhr-CDU, Oliver Wittke. Armin Laschet, so vermuten wiederum andere in der Partei, würde es kaum verwinden, wenn er nach seiner Niederlage im Kampf um den Fraktionsvorsitz jetzt auch noch eine Schlappe bei der Kür des CDU-Landeschefs hinnehmen müsste.

Ein Gegeneinander wie in den 80er Jahren ist allerdings das Letzte, was die nordrhein-westfälische CDU nach ihrem katastrophalen Absturz bei der Landtagswahl braucht.

(RP)
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