Wer ist Norbert Röttgen?
Norbert Röttgen ist ein nordrhein-westfälischer Politiker der CDU Deutschlands. Er ist seit 1994 Mitglied des Deutschen Bundestags und gehörte von 2009 bis 2012 als Bundesumweltminister der Bundesregierung von Kanzlerin Merkel an. Im Jahr 2012 kandidierte er als CDU-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Seine Partei erzielte dort ein historisch schlechtes Ergebnis mit nur 26,3 Prozent der Wählerstimmen. Sein fehlendes Bekenntnis, auch bei einer Wahlniederlage als Oppositionsführer von Berlin nach Düsseldorf in den Landtag NRW zu wechseln, sorgte schon im Wahlkampf für Diskussionen. Aufgrund der daraus resultierenden starken Kritik an seiner Person wurde Röttgen wenige Tage nach der Wahlniederlage von der Kanzlerin als Bundesumweltminister entlassen. Später konnte er sich als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses als wichtigster CDU-Außenpolitiker profilieren.
Bis zu seiner Entlassung aus dem Ministeramt galt er als enger Vertrauter von Merkel und als "unverzichtbar" für die Energiewende, die er im Ministeramt erfolgreich umsetzen sollte. Während dieser Zeit wurde er auch oft als "Merkels Kronprinz" bezeichnet, also als zukünftiger Bundeskanzler, wenn Merkel das Amt als Kanzlerin niederlege oder nicht mehr kandidieren werde.
Zwischenzeitlich liebäugelte Röttgen mit einer neuen Tätigkeit in der Wirtschaft. Zum 1. Januar 2007 sollte er Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) werden. Allerdings wollte er dafür nicht sein Bundestagsmandat für die noch bis Herbst 2009 laufenden Legislaturperiode niederlegen. Diese beabsichtigte Doppelrolle wurde auch vom BDI kritisiert und schließlich verzichtete Röttgen auf den Posten.
Nach der Ankündigung der CDU-Bundesvorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer im Frühjahr 2020, ihr Amt zur Verfügung zu stellen, erklärte Norbert Röttgen seine Bereitschaft zur Kandidatur für den CDU-Vorsitz. Er verkündete dies noch bevor die Mitbewerber Armin Laschet (unterstützt von Gesundheitsminister Spahn) und Friedrich Merz ihre Kandidaturen für den Posten als CDU-Chef bekannt gaben.
Aufgrund der Corona-Krise ab März 2020 fand ein geplanter Sonderparteitag zur Wahl eines neuen Vorsitzenden nicht statt. Stattdessen sollte der neue CDU-Chef beim CDU-Parteitag Anfang Dezember in Stuttgart gewählt werden. Wegen der zweiten Corona-Welle wurde dieser in das Jahr 2021 verschoben. Am 15. und 16. Januar 2021 fand ein digitaler CDU-Parteitag statt auf dem Armin Laschet zum neuen CDU-Vorsitzenden gewählt wurde.
Wann wurde Norbert Röttgen geboren?
Der CDU-Politiker wurde am 2. Juli 1965 als Norbert Alois Röttgen in Meckenheim geboren. Groß gezogen wurde er im römisch-katholischen Glauben.
Woher kommt Norbert Röttgen?
Aufgewachsen ist Röttgen in Rheinbach, sein Geburtsort ist das benachbarte Meckenheim. Nur weil in der Klinik in Rheinbach kein Platz auf der Säuglingsstation frei war, wurde er im Krankenhaus der Nachbarstadt geboren. Beide Kommunen gehören zum Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen.
Sein Abitur machte er im Jahr 1984 am Städtischen Gymnasium in Rheinbach.
Was hat Norbert Röttgen studiert?
Für seinen weiteren Werdegang entschied sich der Rheinländer für ein Jura-Studium, das er an der Universität Bonn absolvierte. Im Jahr 1989 legte er dort das Erste juristische Staatsexamen und nach seinem Referendariat 1993 auch das Zweite Staatsexamen ab. Seit 1993 ist er als Rechtsanwalt zugelassen.
Ebenfalls an der Uni Bonn promovierte Röttgen im Jahr 2001 mit seiner Doktorarbeit (Dr. iur.) unter dem Titel "Die Argumentation des Europäischen Gerichtshofes – Typik, Methodik, Kritik". Das Thema für seine Promotion steht beispielhaft für die beiden Schwerpunkte, die seine politische Karriere bislang bestimmten: Rechtspolitik und internationale Angelegenheiten.
Seine Frau Ebba Herfs-Röttgen ist wie der CDU-Politiker als Anwältin tätig. Sie ist die Tochter eines Notars und stammt aus Mönchengladbach. Als sich beide kennenlernten, engagierte sie sich ebenfalls im Landesvorstand der Jungen Union. Als Norbert Röttgen zum JU-Landesvorsitzenden gewählt wurde, warb sie allerdings für seinen Konkurrenten.
Das Ehepaar lebt in Königswinter und hat drei gemeinsame Kinder - zwei Söhne und eine Tochter. Ebba Herfs-Röttgen ist in der CDU Königswinter ebenfalls in der Politik ehrenamtlich tätig.
Welcher Partei gehört Norbert Röttgen an?
Bereits als Jugendlicher war Röttgen politisch interessiert. 1982 trat er in die CDU ein. In der Union engagierte er sich zunächst vor allem in der Jungen Union (JU). Von 1992 bis 1996 war der Rheinländer Landesvorsitzender der Jungen Union Nordrhein-Westfalen, von 2010 bis 2012 Vorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen, außerdem von 2009 bis 2011 Vorsitzender des CDU Bezirksverbands Mittelrhein.
Wie fing die politische Karriere von Norbert Röttgen an?
Nach seinem Eintritt in die CDU 1982 machte er zunächst aktive Politik vor allem in der Jungen Union. Die Debatte um den Nato-Doppelbeschluss in den frühen 1980er-Jahren bewegte ihn wie viele andere Jugendlichen. Röttgen gründete in seiner Heimatstadt die Schüler-Union und machte für Helmut Kohl Wahlkampf.
Ab 1984 und bis 2010 gehörte der spätere Bundesumweltminister Röttgen dem Kreisvorstand der CDU Rhein-Sieg an.
Bei der Wahl zum Deutschen Bundestag 1994 kandidierte er zum ersten Mal für ein Mandat in seinem heimischen Wahlkreis Rhein-Sieg-Kreis II. Bei dieser und allen späteren Bundestagswahlen bis 2017 gewann Röttgen dort stets das Direktmandat.
Was waren die Höhepunkte in Norbert Röttgens politischer Karriere?
In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion war Röttgen von 2000 bis 2009 stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, der größten Landesgruppe im Bundestag. Von Oktober 2002 bis Anfang 2005 war er der rechtspolitische Sprecher seiner Fraktion.
Auf Vorschlag der damaligen Fraktionsvorsitzenden und CDU-Chefin Angela Merkel wurde er im Januar 2005 zum Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer seiner Bundestagsfraktion gewählt. Damit rückte er in den höchsten Führungszirkel der Fraktion auf und war qua Amt einer der engsten Mitarbeiter Merkels. Das Amt übte er nur ein Dreivierteljahr bis zum Ende der Legislaturperiode im Oktober 2005 aus. Peter Altmaier wurde hier - wie später auch als Bundesumweltminister - sein Nachfolger.
Zu dieser Zeit galt Norbert Röttgen als enger Vertrauter der späteren Kanzlerin Merkel. Zusammen mit den damaligen Generalsekretären von CDU und CSU, Volker Kauder und dem späteren CSU-Chef Markus Söder, erarbeitete er das Wahlprogramm der Union zur Bundestagswahl 2005. So wurde er auch als neuer Kanzleramtsminister von Merkel hoch gehandelt. Trotzdem wurde er nach dem Wahlerfolg nicht in die Bundesregierung der neuen Kanzlerin berufen. Erst nach der Bundestagswahl 2009 wurde er als Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Mitglied des Kabinetts.
2010 wurde der Bundesumweltminister in seinem CDU-Landesverband NRW als Kandidat für den vakanten Posten des Landesvorsitzenden vorgeschlagen. Jürgen Rüttgers hatte nach der verlorenen Landtagswahl 2010 das Amt zur Verfügung gestellt. Sein einziger Gegenkandidat war Armin Laschet, der unter NRW-Ministerpräsident Rüttgers Landesminister für Generationen, Familie, Frauen und Integration war.
Der Landesparteitag mit seiner Wahl zum Landesvorsitzenden der CDU Nordrhein-Westfalen fand am 6. November 2010 statt. Es war allerdings nur noch ein formeller Akt, bei dem Röttgen eine Zustimmung von 92,5 Prozent erhielt. Denn der Landesverband hatte sich dazu entschieden, durch eine Mitgliederbefragung im Vorfeld die eigentliche Wahl abzuhalten. Bei "Diskussions-Duellen" in den acht CDU-Bezirksverbänden in NRW stellten sich Röttgen und Laschet als Kandidaten für den CDU-Landesvorsitz vor. Anschließend konnten die Mitglieder per Briefwahl oder per Stimmabgabe in einem der 139 eingerichteten Wahllokale mitentscheiden. Rund die Hälfte (52,8%) der damals circa 150.000 Mitglieder des CDU-Landesverbands nahmen daran teil. Am 31. Oktober 2010 gab der Landesvorstand bekannt, dass für Röttgen eine Mehrheit von 54,2 Prozent gestimmt hatte. Laschet kandidierte daraufhin nicht beim Landesparteitag in Bonn. Nur wenige Tage später, am 15. November 2010, wurde Röttgen beim Bundesparteitag als einer von drei stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Als CDU-Landesvorsitzender galt Röttgen automatisch auch als Spitzenkandidat für die vorgezogene Landtagswahl 2012. Dass sich der damalige Bundesumweltminister nicht klar dazu bekannte, auch im Falle einer Wahlniederlage als Angeordneter dem nächsten Landtag anzugehören und dort die Aufgabe des CDU-Fraktionsvorsitzenden und Oppositionsführers zu übernehmen, sorgte für Unmut in der Partei und schließlich wohl auch bei vielen potenziellen CDU-Wählern. Die CDU Nordrhein-Westfalen erhielt bei der Landtagswahl 2012 mit 26,3 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis.
Röttgen selbst verlor seinen Landtagswahlkreis in Bonn klar mit 28,3 Prozent gegenüber demSPD-Kandidaten. Nach der Wahlniederlage verzichtete er auf sein Landtagsmandat, das ihm mit Listenplatz 1 zugestanden hätte, und er trat auch vom CDU-Landesvorsitz zurück.
Aufgrund der Diskussion um sein fehlendes Bekenntnis im Landtagswahlkampf zu seiner Arbeit im NRW-Landtag auch im Falle einer Niederlage wurde der Umweltminister Röttgen bereits vor dem Wahltag auch bei der CDU-Bundesvorsitzenden und Kanzlerin Angela Merkel zu einem Wackelkandidaten in ihrem Kabinett. Auf einer Krisensitzung der CDU-Führung in Berlin am Tag nach der Landtagswahl kritisierten mehrere Parteikollegen das aufgebaute "Problem der Glaubwürdigkeit", weil sich Röttgen eben immer die Rückkehr in die Bundespolitik offen gehalten hatte.
Im Vier-Augen-Gespräch bot Merkel ihm an, selbst seinen Rücktritt zu verkünden, was er ablehnte. Am 22. Mai 2012 wurde er als Bundesumweltminister entlassen, Peter Altmaier wurde sein Nachfolger. In der bereits sieben Jahre dauernden Kanzlerschaft von Angela Merkel war es die erste Entlassung eines Bundesministers. Überhaupt war es nach dem Ausscheiden von Verteidigungsminister Rudolf Scharping aus dem Kabinett von SPD-Kanzler Gerhard Schröder im Juli 2002 erst die zweite Entlassung eines Ministers.
Im unmittelbaren Anschluss an seinen verlorenen Ministerposten fand Röttgen im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags eine neue Aufgabe, in der er sich zunehmend profilieren konnte. Seit Januar 2014 ist der CDU-Politiker der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses und damit auch ein wichtiger Ansprechpartner der Medien bei internationalen Angelegenheiten.
Welche Bedeutung hat Peter Altmaier im Leben von Norbert Röttgen?
Wenige Tage nach seiner Niederlage bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2012 wurde Röttgen als Bundesumweltminister von Bundeskanzlerin Angela Merkel entlassen und Peter Altmaier von ihr als Nachfolger vorgeschlagen. Für Altmaier, später noch Kanzleramtschefs und Bundeswirtschaftsminister im Kabinett von Merkel, war es der erste Ministerposten in seiner politischen Laufbahn.
Der Saarländer Peter Altmaier und der Rheinländer Norbert Röttgen sind seit den 1990er-Jahren politische Weggefährten. Im Jahr 1994 zogen beide erstmals als junge Abgeordnete in den Deutschen Bundestag - damals noch in Bonn und nicht in Berlin - ein. Altmaier war genauso wie Röttgen im Rechtsausschuss tätig. Beide teilten einen gewissen spöttischen Humor und wurden in dieser Zeit beste Freunde.
Altmaier und Röttgen gehörten auch der sogenannten "Pizza Connection" an. In einem italienischen Restaurant in Bonn trafen sich damals regelmäßig junge CDU-Politiker mit Vertretern von Bündnis 90/Die Grünen. Zur damaligen Zeit lagen die beiden politischen Lager in ihren Ansichten noch so weit auseinander, dass diese informellen Treffen für öffentliches Aufsehen sorgten.
Zu der "Pizza Connection" gehörten unter anderem auch der spätere Ministerpräsident von NRW, Armin Laschet, der spätere Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und der spätere Kanzleramtschef Ronald Pofalla. Auf Seiten der Grünen nahmen unter anderem die späteren Parteivorsitzenden Cem Özdemir und Rezzo Schlauch sowie Volker Beck und die später langjährige Bundesgeschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen, Steffi Lemke, teil.
Pizza gab es bei diesen Treffen übrigens nie.
Was sind Nobert Röttgens politische Ziele?
Norbert Röttgen zählt zum liberalen, bürgerlich-modernen Flügel seiner Partei. Für seine Kandidatur für den CDU-Parteivorsitz präsentierte er einen Sechs-Punkte-Plan, der unter anderem eine klare Abgrenzung der CDU - als Partei der Mitte - nach rechts (zur AfD) und nach links (zur Linkspartei) sowie ein proaktives und lösungsorientiertes Handeln gegen den erstarkten Rechtspopulismus formuliert. Zu weiteren Themen vertritt er teils schon über viele Jahre feste Ansichten.
Klimaschutz: Schon vor der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 äußerte er eine kritische Einstellung gegenüber der Atomkraft. Von der CDU fordert er eine ehrliche Klima- und Ökostrategie. Mit einem Schwerpunkt auf Umwelt- und Klimathemen will er seine Partei wieder für die junge Generation attraktiv machen und die CDU auch grüner machen. Zugleich gilt er als Befürworter von Koalitionen seiner Partei mit den Grünen.
Außenpolitik: Es müsse gemeinsame europäische Antworten gegenüber Russland, China und den USA geben, sagt er als einer der wichtigsten Außenpolitiker im Bundestag. Mehrmals kritisierte er bereits Russland: Nach der Giftattacke auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny verlangte er als Erster, das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 zu stoppen. Nach der Krim-Annexion durch Russland forderte er härtere Sanktionen gegen das Land.
Wirtschaft: Er will den Wettbewerb fördern und keinen Protektionismus, also Strafzölle oder andere Einfuhrbeschränkungen für den Import. Weiterbildung hält er vor allem im Bereich der Digitalisierung für wichtig. Mit Blick auf die Klimawende sieht er Ressourcenschonung und erfolgreiche Wirtschaft nicht als Widerspruch.
Innenpolitik: Zu vielen Fragen etwa zur inneren Sicherheit hat er bislang wenig Stellung bezogen. Damit 30 Jahre nach der Deutschen Einheit die Gräben zwischen Ost und West nicht wieder tiefer werden, sondern sich schließen, möchte er als CDU-Chef einen "Deutschland-Dialog" ins Leben rufen. Gemeinsam solle man über Demokratie reden, nicht belehrend, sondern auf Augenhöhe, sagt Röttgen in seinem Sechs-Punkte-Plan. Schließlich habe der friedliche Ruf des Volkes nach Demokratie das SED-Regime in der DDR gestürzt.