Klimaziele noch in weiter Ferne NRW muss dreimal mehr Windräder bauen

Düsseldorf · Es braucht mehr Tempo, um die Klimaziele zu erreichen, so Umweltverband und Wirtschaftsminister. NRW-Spitzenreiter beim Neubau von Windrädern war im vergangenen Jahr die Stadt Coesfeld.

 Zu wenige Windräder - auf See wie an Land. Foto: Jens Büttner/dpa

Zu wenige Windräder - auf See wie an Land. Foto: Jens Büttner/dpa

Foto: dpa/Jens Büttner

Der Ausbau der Windkraft in NRW kommt viel zu langsam voran. Zu diesem Ergebnis kamen  unabhängig voneinander der Vorsitzende der Landesgesellschaft Erneuerbare Energien (LEE) NRW, Reiner Priggen, und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). „2021 kam nur ein Drittel der Windenergie hinzu, die notwendig ist, damit NRW seine  Klimaziele bis 2030 erreicht“, sagte Priggen. „Wir müssen das Tempo steigern“, betonte auch Pinkwart. 

2021 wurden dem Verband zufolge 83 neue Anlagen gebaut mit einer Gesamtleistung von 331 Megawatt. Damit lag NRW im Bundesländervergleich an dritter Stelle.

„Vom Beginn der Planung eines Windrades bis zum Bau vergehen acht Jahre“, sagte Priggen. Teilweise müsse das Genehmigungsverfahren noch einmal neu aufgerollt werden, weil die Technik vorangeschritten sei. Auch die 1000-Meter-Abstandsregel zu einzelnen Wohnhäusern in NRW hält er für eine große Hürde: „Damit sind die Ausbauziele nicht zu erreichen.“ Anders als NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) glauben mache, sei es kaum möglich, diese Regel zu unterschreiten - selbst wenn die Akzeptanz vor Ort groß sei. „Eine Gemeinde müsste in einem aufwendigen Verfahren den Bebauungsplan ändern.“

Die Stadt Coesfeld setzt insbesondere auf Bürgerbeteiligung, um die Akzeptanz zu erhöhen. Interessierte Landwirte und andere Bürger hätten sich an Windkraftgesellschaften finanziell beteiligt, damit fließe ihnen auch ein Teil der Gewinne zu, sagte Bürgermeisterin Eliza Diekmann (parteilos). Dadurch habe sich die Einstellung zur Windkraft geändert: „Die Leute fragen: ‚Warum dreht sich unser Windrad nicht?‘ statt `warum ist unsere Landschaft verspargelt?‘“, so Diekmann. Ein Fünftel des Windkraftausbaus 2021 in NRW geht allein auf Coesfeld zurück.

Der NRW-Wirtschaftsminister setzt Hoffnungen in eine neue Energiegesellschaft mit dem Namen „Energy4Climate“. Die Nachfolgerin der NRW-Energieagentur soll Abläufe beschleunigen und Fördermittel eintreiben, auch von privaten Investoren. Die Grünen-Opposition ist skeptisch: Pinkwart habe bewusst die in über 30 Jahren etablierten Strukturen und Netzwerke der bisherigen Energieagentur aufgegeben. Die neue Gesellschaft müsse nun schnell loslegen, um die Klimaziele zu erreichen: „Ich bin wenig optimistisch, dass ihr der notwendige Blitzstart gelingen kann“, sagte die Grünen-Energieexpertin Wibke Brems.

(kib)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort