Gegen Diskriminierung Stamp will mehr Zuwanderer im öffentlichen Dienst

Düsseldorf · Rassismus gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund ist weit verbreitet und hat Experten zufolge weitreichende negative Folgen für die gesamte Gesellschaft. NRW-Integrationsminister Stamp (FDP) erhofft sich von Meldestellen positive Effekte.

 NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) bei einer Pressekonferenz. Archiv-Foto: Roland Weihrauch/dpa

NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) bei einer Pressekonferenz. Archiv-Foto: Roland Weihrauch/dpa

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die Landesregierung will mit gutem Beispiel vorangehen und mehr Menschen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst einstellen. „Unsere vielfältige Gesellschaft bildet sich hier nicht ausreichend ab“, sagte Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) beim digitalen Landesintegrationskongress. Zu oft gebe es Hemmungen, sich für den öffentlichen Dienst zu bewerben. Auch in den Ausländerämtern sollten künftig mehr Zuwanderer arbeiten. Die Landesregierung will daher mit einer Kampagne stärker um Menschen aus Einwandererfamilien werben.

Die Wissenschaftlerin Yasemin El-Menouar machte darauf aufmerksam, dass es immer noch zahlreiche Integrationsbarrieren gebe, die sich auch am Arbeitsmarkt auswirkten. Vorurteile und Feindseligkeiten verhinderten eine gleichberechtigte Teilhabe. Bei gleicher Qualifikation würden Zugewanderte auf dem Arbeitsmarkt oft weiterhin benachteiligt, auch auf dem Wohnungsmarkt hätten sie es schwerer, so die Religionsexpertin der Bertelsmann Stiftung.

Diese Einschätzung teilte auch Haci Halil Uslucan, Professor für Moderne Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen. Wie stark die Diskriminierung wirke, habe unter anderem die Weichselbaumer-Studie aus dem Jahr 2016 belegt: Muslimische Frauen mit Kopftuch müssen für eine Einladung zum Bewerbungsgespräch mehr als vier Mal so viele Bewerbungen verschicken wie Bewerberinnen mit identischer Qualifikation. Ohne Kopftuch, aber mit einem türkischen Namen, wurde der Studie zufolge eine Bewerberin ebenfalls deutlich seltener eingeladen als eine Kandidatin mit dem fiktiven Namen „Sandra Bauer“.

Die Folgen solcher Diskriminierung manifestieren sich dem Integrationsforscher zufolge auf fünf Ebenen: der Selbstwert leide, der Bildungsweg verlaufe oft holpriger, weil diskriminierte Menschen mehr Energie auf die Reparatur ihres Selbstbildes verwenden müssten, der soziale Radius verkleinere sich, am Ende könne die Integrationsbereitschaft sinken. Zu beachten seien auch die volkswirtschaftlichen Kosten, etwa weil Potenzial vergeudet werde.

Gegensteuern will die Landesregierung unter anderem mit der Einrichtung von Meldestellen gegen Rassismus und Queerfeindlichkeit. „Der Aufbau der Meldestellen soll in engem Austausch mit Selbstorganisationen und Communities erfolgen“, sagte Integrationsstaatssekretärin Gonca Türkeli-Dehnert (CDU) am Freitag. Betroffene sollen bei den Stellen auch Vorfälle melden können, die nicht strafbar sind. 

(kib)
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