Sternstunden-Konzert Als der junge Beethoven Kammermusik übte

Zwei Spitzenmusiker auf Augenhöhe – das ist das Rezept für Sternstunden der Kammermusik. Pianist Martin Helmchen und Geiger Frank Peter Zimmermann bilden ein Duo, von dem subtile Hörgenüsse zu erwarten sind – zumal bei der Interpretation von Sonaten für Klavier und Violine Ludwig van Beethovens.

Helmchen hat die Wiener Klassik gewissermaßen mit der Muttermilch aufgesogen, und Zimmermanns Beethoven-Spiel gehört zum Feinsten im Konzertleben unserer Tage. Nun gastierten die Beiden beim Klavierfestival Ruhr im Robert-Schumann-Saal.

Die Erwartungen waren extrem hoch – beste Voraussetzung für kleine Enttäuschungen auf oberstem Niveau. Einen Kratzer gab es ganz zu Anfang: Helmchen griff kräftig in die Tasten – wie er es bei seinen zahlreichen Soloauftritten ja auch oft muss. Doch die Violine geriet dabei ein wenig blass. Zimmermann wirkte im Kopfsatz der frühen Sonate D-Dur noch steif, die Geige wie verschnupft. Doch dann kamen grandiose Steigerungen.

Man merkt: Helmchen und Zimmermann musizieren exquisit, doch noch nicht sehr lange gemeinsam. Wohl war das Zusammenspiel professionell geschmiedet, aber nicht mit der Seelenverwandtschaft, mit der langjährige Kammermusikpartner die Welt der Musik durchwandern. Wohin die Reise gehen kann, zeigten die Darbietungen langsamer Sätze. Helmchen fand dabei zu einem sehr vollen und gleichzeitig transparenten Klang. Und Zimmermann entlockte seiner Violine ein so sprechendes Farbspektrum, wie man es gegenwärtig nur von ihm kennt. Es schien, als würde die Violine aus alten Märchen erzählen und einen Tonfall an den Tag legen wie „Es war einmal …“

Ja, Helmchen und Zimmermann befinden sich gewissermaßen auf dem Wege zum Traum-Duo. Dass die drei Sonaten op. 12 noch nicht gänzlich vom Stuhl rissen, liegt auch an der Unerfahrenheit des jungen Beethoven beim Komponieren für die Violine. Vor allem die Erstlingssonate erweist sich als Klavierwerk mit Violinbegleitung. So richtig Spaß macht eigentlich erst das schmissige Schluss-Rondo der dritten Sonate.

In der zweiten Hälfte gab es dann einen stilistischen Sprung zum 30-jährigen Beethoven mit der 4. Sonate für Klavier und Violine a-Moll op. 23. Noch immer spielt das Klavier die größere Rolle – darum heißt es ja auch nicht „Sonate für Violine und Klavier“ – doch die beiden Parts wirken dynamisch ausgewogener. Auch die Interpreten wirkten nun akklimatisiert, so dass die Zwiegespräche mit dem Pingpong-Spiel der Themeneinsätze hohe Eloquenz entwickelten.

Starker Beifall, für den die Musiker mit einer Zugabe dankten.

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