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Bühnen-Abstinenz Letzter Abend für Christian Ehring

Der Kabarettist verabschiedete sich ins Sabbatical. Im Kom(m)ödchen spielte er zum letzten Mal sein Solo-Programm.

 Kabarettist Christian Ehring, hier auf einem Foto, dass für sein Programm „Keine weiteren Fragen“ entstanden ist. Nach seiner Bühne-Pause möchte Ehring mit einem neuen Programm zurückkehren.

Kabarettist Christian Ehring, hier auf einem Foto, dass für sein Programm „Keine weiteren Fragen“ entstanden ist. Nach seiner Bühne-Pause möchte Ehring mit einem neuen Programm zurückkehren.

Foto: Stephan Wieland

Rappelvoll war das Kom(m)ödchen – kein Wunder, hieß es beim Auftritt von Christian Ehring erst einmal Abschied nehmen. Für mehr als ein Jahr übt sich der Kabarettist in Bühnen-Abstinenz. Sein Programm „Keine weitere Fragen“ ist damit Geschichte. Erst im September 2020 will er mit neuer Konzeption auf die Bühne zurückkehren.

Dass auch das alte Programm bis zuletzt keinen Staub angesetzt hat, lag an Ehrings Improvisations-Kunst. Ob neue politische Ereignisse oder auch die Publikumsreaktionen – alles führte zu neuen Nuancen und satirischen Spitzen. Und so wurde auch die letzte Vorstellung zu einem erfrischenden Vergnügen und Geisteskitzel. Oft kam der Humor dabei durch die Hintertür, wenn aus dem Punkt ein Komma wurde und die Pointe erst im Satzanhängsel zündete.

Vor niemandem machte Christian Ehrings Spott Halt, nicht einmal vor sich selbst und seinem mittlerweile 18-jährigen Sohn, den er durch den Kakao zog und sich gleich mit hinein plumpsen ließ. Der Sprössling mache gerade ein freiwilliges soziales Jahr – „aber wir mussten ihn zwingen“, sagt Ehring. Mit solcher Souveränität gestalte er seine Freizeit, „als hätte er nie etwas anderes gemacht“. Zuletzt spielte Ehring sich selbst sowie den Sprössling in Form eines fiktiven Dialogs zwischen Vater und Sohn.

Was davon Dichtung war oder Wahrheit, lässt sich nur mutmaßen. Diskussionsthema wurde jedenfalls das gescheiterte Projekt „Aufnahme eines afrikanischen Flüchtlings“. Knackpunkt: Der Flüchtling habe abgelehnt. Während sich der Familienvater darüber echauffierte und die Welt nicht mehr verstand, reagierte der Sohn gelassen bzw. „gechillt“ – er benutzte ein englisches Wort nach dem anderen und zeigte zunehmendes Verständnis für die Absage.

Den Frust des Hausherrn kann man natürlich verstehen, hatte er sich doch gerade erst zur Flüchtlingsaufnahme durchgerungen, nachdem eigentlich seine Frau diese „echt großartige Idee“ hatte. „Manche Sachen sind nur als Idee stark, nicht unbedingt in der Erfüllung“, hatte er sich noch aus der tatsächlichen Umsetzung herauswinden wollen, erzählt Ehring.

Doch nun hatte er den Kandidaten, David, beim Kaffeekränzchen einer Kirchengemeinde kennengelernt. „Der sprach besser Deutsch als mein Sohn.“ Und dann sei er auch noch so „unglaublich witzig“ gewesen und habe schlagfertig Sprüche rausgehauen. Sein Sarkasmus beim Kaffeeklatsch traf eine Impf-Gegnerin im Batik-Kleid, die David zur „Masern-Party“ einladen wollte und erklärt habe, Kinder müssten Krankheiten durchmachen. Darauf David: Ob sie auch gegen Kindersitze und Anschnallpflicht im Auto sei, weil Kinder so einen Unfall erst einmal durchmachen müssten. Er habe sich vor Lachen nicht mehr eingekriegt, so berichtet es Ehring aus der Bühne des Kom(m)ödchens.

Es wurde an dem Abend natürlich auch mal wieder politisch. Ehring bekannte sich zu den Grünen und machte sich über die CDU lustig. „Das hat in Marburg besser funktioniert“, kommentierte der Kabarettist die verhaltene Reaktion des Düsseldorfer Publikums. Besonders intensiv stichelte Ehring gegen Friedrich Merz und dessen Aktien-Agenda zum Kampf gegen Altersarmut. Wie solle man auch einen Pfandflaschen-Sammler fragen: „Schon mal über Aktien nachgedacht?“ Da könnte ja die Antwort lauten: „Ja, und deswegen bin ich jetzt hier.“

Für das gesellschafts- und politikkritische Kabarett, ebenso wie für die satirischen Lieder, die Ehring selbst am Flügel begleitete, gab es großen Applaus. Mit langem und kräftigem Beifall wurde Ehring schließlich in die Bühnen-Pause verabschiedet.

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