Acoustic Concert in Neuss Duo begeistert mit traditionsreichen Liedern aus dem Senegal

Neuss · Die Sängerin Mariama Kouyaté und der Koraspieler Vieux Cissokho begeisterten ihr Publikum mit traditionsreichen Liedern aus dem Senegal.

Christian Weber verantwortet die Acoustic Concerts im Kulturkeller, wo am Wochenende Mariama und Vieux auftraten.

Christian Weber verantwortet die Acoustic Concerts im Kulturkeller, wo am Wochenende Mariama und Vieux auftraten.

Foto: Natalie Urbig

Auch die Musik Senegals in Westafrikas wird oral überliefert: durch Griots, also Sänger und Musiker, die zu öffentlichen Anlässen, bei religiösen Zeremonien oder schlicht auf Partys Geschichten von Musik begleitet erzählen. Zumeist stammen diese Griots von alten Familien ab, in denen dieses musikalische Handwerk seit Jahrhunderten von den Vätern auf die Söhne (und heute auch von den Müttern auf die Töchter) weitergegeben wird. Ob jemand aus einer dieser Griot-Familien kommt, erkennt man zumeist am Nachnamen: Kouyaté zum Beispiel, aber auch Cissokho.

Das ist der historische und auch biografische Rahmen für das dritte „Acoustic Concert“ der Spielzeit 2022/23, das jetzt erneut im Kulturkeller Neuss in der Oberstraße stattgefunden hat. Waren Griots früher ausschließlich Männer, so gibt es heutzutage in Westafrika auch Frauen, die als Sängerinnen diese Ausgabe übernehmen.

Wie zum Beispiel Mariama Kouyaté, 1986 in der Hauptstadt Senegals, Dakar, geboren. Ihr Großvater Sekou Kouyaté war ein berühmter Griot und Virtuose auf der Kora, der westafrikanischen Stegharfe. Als Kind sang Mariama mit ihrer Mutter auf Hochzeiten, später begann sie, die traditionellen Lieder ihrer Heimat mit den Harmonien einer westlichen Popmusik zu garnieren. Auch ihr musikalischer Partner Vieux Cissokho ist ein Meister der Kora, der das Spiel auf seinem Instrument von seinem Vater gelernt hat und somit in Verbindung zu seinen Ahnen und Vorfahren ist. Seit geraumer Zeit stehen die beiden gemeinsam mit einem Quintett auf der Bühne, das sie schlicht mit ihren Vornamen überschrieben haben.

Es ist eine sehr leise Musik, die Mariama und Vieux dem zahlreich erschienenen Publikum im Kulturkeller präsentieren. Die perlenden, sich weit auffächernden Arpeggios der Kora werden oftmals grundiert durch sanft gezupfte Akkorde der akustischen Gitarre, während präzise Akzente der Trommeln den rhythmischen Fluss der Lieder strukturieren und der E-Bass diesen ein bauchiges Fundament setzt. Und obwohl man die in Westafrika weitverbreitete Sprache Mandingue, in der Mariama ihre Songs singt, hierzulande nicht versteht, so kann man sich dennoch von dem geschmeidigen Timbre der Stimme dieser jungen Sängerin umschmeicheln lassen.

In der Regel stehen alte, traditionelle Lieder auf dem Programm, die bereits seit Urzeiten von den Griots in Westafrika gesungen werden. Aber Mariama und Vieux leben im Hier und Heute einer globalen Welt, und den beiden glückt das Experiment, das kulturelle Erbe ihrer Ahnen so zu erneuern, dass das europäische Pubkikum an eben diesem Januar-Winterabend in Neuss eine Ahnung vom ästhetischen Reichtum der Musik Westafrikas erhaschen konnte. Ein gelungener Abend.

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