Hollywood-Phänomen Darum taucht „Düsseldorf“ so oft in Filmen und Serien auf

Düsseldorf · „Gilmore Girls“, „Django Unchained“ und „Die Pinguine aus Madagascar“ – immer wieder taucht der Name Düsseldorf in Hollywood-Filmen, in Serien und Büchern auf. Ist das ein Zufall? Wohl kaum. Eine Beweisaufnahme.

 Eines der wohl bekanntesten Beispiele: Dr. King Schultz (Christoph Waltz, links) ist in Quentin Tarantinos Film „Django Unchained“ ein Zahnarzt aus Düsseldorf.

Eines der wohl bekanntesten Beispiele: Dr. King Schultz (Christoph Waltz, links) ist in Quentin Tarantinos Film „Django Unchained“ ein Zahnarzt aus Düsseldorf.

Foto: Netflix/dpa, Sony Pictures Releasing GmbH

Düsseldorf könnte bald Oscarpreisträger sein: Am 22. Januar entscheidet sich, ob „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck in der Kategorie „Bester nicht-englischsprachiger abendfüllender Kinofilm“ nominiert und dann bestenfalls mit dem Filmpreis ausgezeichnet wird. In diesem Film ist die Rolle Düsseldorfs naheliegend, schließlich orientiert sich „Werk ohne Autor“ an der Biografie von Künstler Gerhard Richter, der Film entstand unter anderem in der hiesigen Kunstakademie. Anders verhält es sich mit zahlreichen anderen Hollywood-Produktionen, Serien, Filmen – und sogar englischsprachigen Büchern: Immer wieder fällt dort der Name „Düsseldorf“, meist in Nebensätzen, scheinbar willkürlich. Ein Zufall? Wohl kaum. Eine Verschwörung? Vielleicht.

Passend zum Thema Verschwörung: das Auftauchen Düsseldorfs in der Verfilmung von Dan Browns Roman „Illuminati“ mit Tom Hanks aus dem Jahr 2009. Vier Kardinäle werden darin entführt, drei kommen auf grausame Weise zu Tode. Der Vatikan kommuniziert das nicht öffentlich, und so verkündet ein Journalist in einer Live-Fernsehübertragung, bei einem der Toten handele es sich wohl um einen „Touristen aus Düsseldorf“. In einem ebenfalls düsteren Zusammenhang wird Düsseldorf in „X-Men: Erste Entscheidung“ aus dem Jahr 2011 genannt: Michael Fassbender spielt in der Hollywood-Produktion den Mutanten Magneto, der mittels seiner Gedanken Magnetfelder erzeugen kann. Mit bürgerlichem Namen heißt Magneto Erik Lehnsherr. Als Kind jüdischer Eltern wurde er in einem Konzentrationslager gezwungen, seine Kräfte zu zeigen – als er versagte, wurde seine Mutter erschossen. Die Familie stammt aus Düsseldorf. Seine Herkunft offenbart der erwachsene Magneto in einem Gespräch in einer Bar, wo ein Gast zu ihm sagt: „Ich bin Schneider, seit meiner Kindheit. Mein Vater hat die schönsten Anzüge Düsseldorfs gemacht.“ Magneto erwidert: „Meine Eltern kamen aus Düsseldorf.“

Der Film „Werk ohne Autor“ mit Tom Schilling spielt teilweise in der Kunstakademie.

Der Film „Werk ohne Autor“ mit Tom Schilling spielt teilweise in der Kunstakademie.

Foto: dpa

In Quentin Tarantinos Western „Django Unchained“ spielt Christoph Waltz den Kopfgeldjäger Dr. King Schultz, der eigentlich ein „Zahnarzt aus Düsseldorf“ ist. „Weil meine Rolle ist die eines reichen Geldgebers aus Düsseldorf“, sagt er nach einer guten Film-Stunde zu seinem Begleiter Django, und für Düsseldorfer Kinobesucher ist das Vergnügen von dieser Stelle an gleich nochmal so groß.

Düsseldorf ist bei den Drehbuch-Autoren also offenbar bekannt. Doch warum sie die NRW-Landeshauptstadt so gerne in ihre Filme einarbeiten, wissen wir nicht. Die geläufigste Theorie hat etwas mit dem Namen Düsseldorf samt Umlaut und vielen Konsonanten zu tun: „Für amerikanische Drehbuchautoren scheint die Stadt daher oft beispielhaft für einen typischen deutschen Städtenamen zu sein“, sagt Roman von der Wiesche von Düsseldorf Tourismus (DT). Ähnliches hat auch Filmmuseum-Chef Desinger bereits vermutet. Dafür spricht auch, dass andere Städte mit Umlaut wie etwa München oder Köln in der englischen Übersetzung den Umlaut verlieren. Sie werden zu Munich und Cologne, Düsseldorf bleibt immer Düsseldorf.

Dass der Name fasziniert, hat jüngst US-Schauspieler Will Ferrell unter Beweis gestellt: In der Talkshow von Jimmy Kimmel verriet er, dass sein Schauspielerkollege John C. Reilly, wenn der ein großes Geschäft auf der Toilette erledigen müsse, sage: „I gotta find my passport, because I’m taking a trip to Düsseldorf“ („Ich muss meinen Pass finden, weil ich eine Reise nach Düsseldorf mache“). Hinter diesem Witz verbirgt sich ein Wortspiel: Für das große Geschäft nutzen Amerikaner nämlich auch den Ausspruch „To go No.2“. Daraus wiederum entwickelte sich die Formulierung „to drop a deuce“. Und das hört sich wie die erste Silbe von Düsseldorf an.

Faszination für den Namen ist aber noch nicht gleich Faszination für die Stadt selbst – wie man leider immer wieder in den Filmen feststellen kann: Bei „Charlie und die Schokoladenfabrik“ aus dem Jahr 2005 mit Johnny Depp kommt eine der Figuren aus Düsseldorf. Das ist dort allerdings ein verschneites Dorf mit Fachwerkhäuschen. Die Macher der „Simpsons“ haben sich davon für die Figur des Austauschschülers Üter Zörker (Umlaute!) inspirieren lassen, der entsprechend zwar einen Onkel mit einer Kaugummifabrik in Düsseldorf hat, aber Lederhosen wie ein Bayer trägt. Und im Animationsfilm „Die Pinguine aus Madagascar“ (2014), haben die Autoren zwar richtig recherchiert, dass in Düsseldorf Pinguine leben – die werden nämlich entführt: In einer Souvenir-Schneekugel der Pinguine aus der Landeshauptstadt tragen diese allerdings Lederhosen, bayerische Hüte und trinken ein Bier, das ganz sicher kein Alt ist. Aber immerhin: Auch der Aquazoo ist also weltberühmt.

Es gibt zig weitere Beispiele für Düsseldorf im Film: In der Serie „Entourage“ äußert sich beispielsweise eine Dame in einem Pool in einem Dialog über die Stadt. „Ich liebe Düsseldorf! Wo übernachtest Du, wenn Du dort bist?“, fragt sie ihr Gegenüber. Der allerdings antwortet ein wenig enttäuschend: „Ich habe einen Scherz gemacht. Ich war noch nie in Düsseldorf.“ Ihre Reaktion, ein enttäuschtes „Oh“, können wir nur teilen. Bereits 1969 wird die Stadt in dem Westernfilm „Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe“ genannt: Dort kommt ein Klavier aus Düsseldorf. Und das ist gar nicht mal weit hergeholt, schenkt man einen Wikipedia-Artikel Glauben: Demnach war das Düsseldorfer Klavierbauunternehmen Ibach nämlich Gast auf den Weltausstellungen 1876 in Philadelphia und 1904 in St. Louis – und konnte also problemlos seinen Weg in die USA finden.

In der Serie „Gilmore Girls“ erzählt Lorelai (r.) einmal, ihr Vater sei früher nach Düsseldorf gereist.

In der Serie „Gilmore Girls“ erzählt Lorelai (r.) einmal, ihr Vater sei früher nach Düsseldorf gereist.

Foto: dpa/Robert Voets/Netflix

In der Kult-Serie „Ein Käfig voller Helden“ (1965 bis 1971) geht es um eine muntere Gruppe Kriegsgefangener, die des öfteren über das nahe Düsseldorf reden und in einer Folge auch eine Anreise über „den Fluss Düsseldorf“ verhindern wollen. Und in der preisgekrönten Serie „Gilmore Girls“ verkündete Hauptfigur Lorelai einst, ihr Vater habe früher immer gesagt: „Ich bin nächsten Freitag aus Düsseldorf zurück.“ Der arbeitete übrigens bei einer Versicherung und dürfte damit in der Landeshauptstadt kompetente Ansprechpartner von Ergo bis Provinzial gefunden haben.

Anzeichen für eine Düsseldorf-Verschwörung gibt es auch in der Literatur: So schreibt Elizabeth Gilbert in ihrem autobiografischen Roman „Eat Pray Love“, dass sie, wenn sie verreist, immer sofort als Touristin erkannt wird – außer, na? Raten Sie mal. „Groß, blond und rosig, wie ich bin, ähnele ich eher einem Flamingo als einem Chamäleon. Wo immer ich auch hinkomme – mit Ausnahme von Düsseldorf –, steche ich grell heraus“, schreibt sie. Die irische Autorin Marian Keyes lässt in ihrem neuesten Werk „The Break“ die Hauptfigur sich erinnern, sie habe in einer Zeitschrift mal von einer Frau aus Manchester gelesen, die eine Affäre mit einem Mann aus Düsseldorf hatte.

Oft war Düsseldorf auch Drehort: Der Film „Cloud Atlas“ aus dem Jahr 2012 mit Halle Berry und Tom Hanks (schon wieder der!) wurde unter anderem in einer Dezembernacht am Dreischeibenhaus gedreht. Die Netflix-Serie „Paranoid“ (2016) spielt ebenfalls in Düsseldorf, das hier aber auch explizit genannt und zum Ort verschiedener Ermittlungen wird. Zu sehen sind unter anderem der Flughafen, der Rhein und eine Ansicht des Medienhafens.

Wie hoch der Werbewert solcher Erwähnungen ist, ist laut Roman von der Wiesche kaum valide einschätzbar. Positiv sei sicher, dass eine Grundbekanntheit gefördert werde: „Allerdings bringt das wenig, wenn es keine passenden oder adäquaten Bilder zur Stadt in den Köpfen der Zuschauer gibt.“ Wenn in der Stadt gedreht würde, sei das noch einmal interessanter – deshalb drückt auch Düsseldorf Tourismus die Daumen für „Werk ohne Autor“. Ob es eine Düsseldorf-Verschwörung der Hollywood-Regisseure gibt, ist damit aber noch nicht geklärt. Wir finden aber: Die Beweislast ist erdrückend.

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