Konzert mit neuer Musik Nachwirkende Klänge im Kopf

Düsseldorf · Werke von sechs Komponistinnen und Komponisten aus Südeuropa kamen in der Tonhalle in der Reihe „Na hör’n Sie mal!“ zur Aufführung.

 Mark-Andreas Schlingensiepen dirigierte das notabu-Ensemble in der Tonhalle.

Mark-Andreas Schlingensiepen dirigierte das notabu-Ensemble in der Tonhalle.

Foto: Susanne Diesner/Tonhalle

Nachdem im vergangenen Konzert der Neue-Musik-Reihe „Na hör’n Sie mal!“ Solo- und Duostücke auf dem Programm im Helmut-Hentrich-Saal der Tonhalle gestanden hatten, kamen diesmal größere Ensemblestücke mit bis zu elfköpfiger Besetzung zum Zuge. Gemäß dem Konzertmotto „Aus dem südlichen Europa“ stammten die sechs Komponistinnen und Komponisten, deren Werke vom notabu-Ensemble unter Mark-Andreas Schlingensiepen aufgeführt wurden, aus Griechenland, Spanien, Italien und erneut aus der Ukraine.

Tonhallen-Dramaturg Uwe Sommer-Sorgente sprach in der Einführung von einem „sinnlichen Programm“, das allerdings „nicht nur geschmeidig“ anzuhören sei. Diese Einschätzung sollte sich bewahrheiten. Den Rahmen bildeten der Grieche Iannis Xenakis und der Italiener Bruno Maderna, beide in den 1920er Jahren geboren. Xenakis’ auf Computerberechnungen basierende Komposition mit dem spröden Titel „ST/10.1,080262“ verlangt Spielern und Hörern einiges ab. Schon das Zusammenwirken der Stimmen ist eine Herausforderung – für notabu wegen der wie immer äußerst klaren Zeichen des Dirigenten aber kein Problem. Auf Teile mit großer, schier undurchdringlicher klanglicher Dichte folgten entspannende Phasen der Reduktion bis auf Einzeltöne. Dennoch hat auch 60 Jahre nach der Entstehung der Komposition diese komplexe Tonsprache etwas Hermetisches.

Madernas „Serenade“ von 1954 knüpfte dagegen schon vom Titel eher an Traditionen an. Sein Klangbild war von südeuropäischer Klarheit geprägt. Nichts war vernebelt, alles lag offen zutage. Die jüngste Komponistin des Programms war die Italienerin Laura Marconi. In ihrer deutlich strukturierten Komposition „Ethos 19“ diente mal ein pochender Rhythmus auf einem Ton als Fundament, mal dichter gewebte, bisweilen neo-tonale Harmonien. Die Komponistin selbst rezitierte dazu emphatisch einen Text. Dass es hier um den Covid-Lockdown 2020 in Italien ging, konnten leider nur die des Italienischen Mächtigen nachvollziehen.

Auch die anderen drei Programmpunkte – der Griechin Konstantia Gourzi, des Spaniers José María Sánchez-Verdú und des Ukrainers Maxim Kolomiiets – erwiesen sich als ganz klangsinnliche Erforschungen der instrumentalen Möglichkeiten. Das Spektrum reichte von Musik, die mehr ein Versprechen von Tönen und Klängen abgab als deren reale Verwirklichung, bis hin zu sonor im Raum schwebenden Tönen des Vibraphons, das mit einem Bogen gestrichen wurde.

Die Fülle von musikalischen Eindrücken der Konzertreihe hinterlässt stets Klänge im Kopf, die tagelang nachwirken.

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