Finanzlage im Erzbistum Köln Kirchensteuererträge sinken in Köln um über 30 Millionen Euro

Köln · Das Erzbistum wird 2020 mit einem Jahresfehlbetrag von vier Millionen Euro abschließen. Gründe sind hohe Austrittszahlen sowie die Corona-Krise. Zudem wird sich die Zahl der Katholiken im Erzbistum bis 2060 halbieren.

 Die katholische Kirche muss im Bistum Köln finanzielle Verluste hinnehmen.

Die katholische Kirche muss im Bistum Köln finanzielle Verluste hinnehmen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Das Erzbistum Köln wird auch finanziell schwierigen Zeiten entgegen gehen. Das wird deutlich im jetzt vorgestellten Finanzbericht für das vergangene Jahr. Und die Prognosen für die Zukunft sehen keinesfalls besser aus.So sanken die Erträge aus der Kirchensteuer 2020 um 4,5 Prozent und gingen um mehr als 30 Millionen Euro auf nunmehr 653,6 Millionen Euro zurück. Im Finanzergebnis ergibt sich für 2020 ein Jahresfehlbetrag von 4,1 Millionen Euro.Und weitere Unterdeckungen werden für die kommenden Jahre absehbar sein. Die gesamten Aufwendungen stiegen auch Corona-bedingt 2020 um 4,6 Prozent auf 934 Millionen Euro: So flossen rund 214 Millionen Euro als Zuschüsse in die regionale und zielgruppenbezogene Seelsorge. Kindertagesstätten erhielten 40 Millionen Euro Unterstützung, für die Caritas wurden 58 Millionen Euro bereitgestellt.

Trotz sinkender Mitgliederzahlen konnte das Erzbistum in den zurückliegenden Jahren vor allem aufgrund der guten Beschäftigungslage mit steigenden Einnahmen rechnen. Dies ist nun erstmals nicht mehr der Fall. Dank der guten Einnahmejahre konnten in der Vergangenheit Reserven angelegt werden, die zumindest kurzfristig keine tiefgreifenden Einsparungen folgen lassen. Dennoch wird es unter anderem in der Verwaltung sowie bei den Zuschüssen der Tagungshäuser zu Einsparungen kommen, so Gordon Sobbeck, Ökonom des Erzbistums. Auch werden für den Unterhalt der Gebäude weniger Gelder fließen müssen. Nach einer vorläufigen Bestandsaufnahme unterhält das Erzbistum rund 4600 Gebäude, darunter 1200 Kirchen und Kapellen, von denen etwa 800 unter Denkmalschutz stehen.

In den kommenden Jahren wird zwar wieder mit einem leichten Anstieg der Kirchensteuereinnahmen, dies aber allein wegen Erholung des Arbeitsmarktes hierzulande. Die Entwicklung der Mitglieder zeigt steil nach unten. So kam eine Langzeitstudie zu dem Ergebnis, dass sich die Zahl der Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum bis zum Jahr 2060 etwa halbieren wird. Von den derzeit knapp zwei Millionen Mitgliedern wird es dann im Erzbistum nur noch eine Million geben. Dieser eklatante Rückgang – der im Durchschnitt der deutschen Bistümer liegt – ist nur zum kleineren Teil der demographischen Entwicklung geschuldet. So wird erwartet, dass Sterblichkeit und Geburtenquote die Gründe dafür sein werden, dass die Katholikenzahl um rund 16 Prozent sinken wird. Sogenannte andere Faktoren werden für einen Rückgang um rund 32 Prozent verantwortlich sein. In der Studie ist dann von „in erster Linie kircheneigenen Ursachen“ die Rede. Das sind die Austritte jener, die dem Glauben entfremdet oder mit ihrer Kirche nicht mehr einverstanden sind und ihr aus Protest den Rücken kehren. Als großes Bistum mit einem hohen Katholikenanteil und vergleichsweise großen Städten wie Köln und Düsseldorf liegen nach der Studie „die Austrittszahlen etwas höher und die Taufzahlen etwas niedriger als in ländlich dominierten Bistümern“.In den vergangenen zehn Jahren kamen zudem Anerkennungszahlungen für Opfer sexuellen Missbrauchs hinzu: Insgesamt zahlte das Erzbistum 2010/11 bis einschließlich Dezember 2020 750.000 Euro freiwillige Leistungen - einschließlich Therapiekosten - an 139 antragsstellende Personen. Im erweiterten Anerkennungsverfahren wurden durch die unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) seit Januar 268.000 Euro an elf Personen ausgezahlt. Zu 61 weiteren Anträgen steht eine Rückmeldung der Kommission noch aus, teilte das Bistum mit. Die Zahlungen wie auch die Kosten für die Missbrauchsgutachten des Erzbistums werden aus dem Sondertopf des bischöflichen Stuhls finanziert. Dieser finanziert sich nicht aus Kirchensteuern, sondern aus Solidarabgaben von Geistlichen.

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