„Ticket ins Paradies“ Julia Roberts flirtet wieder mit George Clooney

Die beiden Superstars sind nach langer Abwesenheit zurück auf der Leinwand. In der romantischen Komödie „Ticket ins Paradies“ spielen sie ein geschiedenes Ehepaar. Der Film ist kitschig und voller Klischees. Und trotzdem total schön.

 Julia Roberts und George Clooney in „Ticket ins Paradies“.

Julia Roberts und George Clooney in „Ticket ins Paradies“.

Foto: dpa/Vince Valitutti

Schon der Anfang ist toll. Da erzählen Julia Roberts und George Clooney ihren Kollegen an jeweils anderen Orten, wie sie einander kennengelernt haben, wie sie heirateten, sich nach fünf Jahren scheiden ließen und wie stark seither die gegenseitige Abneigung ist. In seiner Geschichte tritt er als strahlender Ritter auf, in ihrer ist er ein erbärmlicher Wicht, und natürlich ahnt man bereits: Bei den beiden geht noch was.

„Ticket ins Paradies“ heißt dieser Film. Er gehört zum Genre der romantischen Komödie, und bei einer „Romcom“, wie man in Hollywood so sagt, geht es stets darum, dass Menschen, die wie Feuer und Wasser sind, sich am Ende küssen. Glücklich der Regisseur, der dafür Hauptdarsteller wie diese hat: Julia Roberts und George Clooney traten erstmals 2001 für „Oceans’s Eleven“ gemeinsam vor die Kamera, sie freundeten sich auch privat an, und sie spielten in mehreren Filmen zusammen, zuletzt 2016 in Jodie Fosters „Money Monster“. Laut „New York Times“ glauben nicht wenige Amerikaner, die beiden seien echt in love. Nun kehren sie nach längerer Kino-Abstinenz zurück, für Julia Roberts ist es die erste Rolle nach vier Jahren. Sie spielen das ehemalige Ehepaar Georgia und David, aber sie kokettieren damit, dass sie nun mal George Clooney und Julia Roberts sind, sie inszenieren sich ein bisschen als Katherine Hepburn und Spencer Tracy für die Gegenwart. Davon lebt diese Produktion denn auch, dass man nämlich immerzu denkt: Ach, die beiden sind schon ein schönes Paar.

Die Handlung ist nett, aber egal. Die gemeinsame Tochter (Kaitlyn Dever) hat ihr Studium mit Bravour absolviert, zur Abschlussfeier reisen Mama und Papa an; wider Willen sitzen sie im Flugzeug in derselben Reihe und im Festsaal nebeneinander. Die Tochter gönnt sich im Anschluss eine Auszeit auf Bali, dort geht sie schnorcheln und wird vom Bootskapitän auf offener See vergessen. Ist aber nicht schlimm, denn sie wird gerettet von einem gut trainierten und zudem zärtlichen Algenfarmer. Dass er zärtlich ist, merkt sie erst in der folgenden Nacht, dass er gut trainiert ist, direkt: Sein Hemd steht bis zum Nabel offen. 37 Tage später erreicht die Eltern eine Einladung zur Hochzeit auf Bali.

Es ist ein bisschen wie eine „Traumschiff“-Episode: Bekannte Menschen tun schöne Dinge vor paradiesischer Kulisse. Regie führt Ol Parker, der schon „Mamma Mia!“ inszenierte und bewies, wie gut er Dialoge timen kann. Wer sich darauf einlässt und über Kitschausflüge und hohe Absehbarkeit hinwegschauen kann, erlebt tatsächlich etwas altmodisch gestrickte, aber heitere zwei Stunden. Dieser Film ist wie eine warme Dusche in Zeiten, da man angehalten wird, kalt zu baden.

Irgendwann sitzt man also im Kinosessel und wünscht sich einen Prosecco. Und man meint schon ganz früh im Gesicht von Julia Roberts lesen zu können, dass sie ihren französischen Lover (der Koch-Adonis aus „Emily in Paris“), der ohnehin zu jung und nervös ist, abschießen wird, um sich neuerlich in den geläuterten Kotzbrocken, der ja immerhin der Vater ihrer geliebten Tochter ist, zu verlieben. George Clooney bekommt auffallend viele Szenen, in denen er entweder ins Wasser fällt oder in einen monsunartigen Regen gerät. Seine Hemden kleben dann transparent auf der Oberkörper-Landschaft, und die ist ebenso in good shape wie die des künftigen Schwiegersohnes.

„Ticket ins Paradies“ ist auch eine Feier des mittleren Alters. Die beiden Superstars arbeiten bei aller Klamottigkeit fein heraus, dass gemeinsame Erinnerungen meist nicht verschwinden, sondern nur brach liegen und im richtigen Moment eine enorme Kraft entfalten können. Sie hatten einst ein Haus am See, da sind sie glücklich gewesen, aber das Haus brannte ab, und nun stehen um das Grundstück herum Villen, nur auf dem Platz des früheren Zuhauses ist gar nichts. George Clooney hat es nämlich nicht verkauft. Tief in seinem Herzen glimmt noch die Glut, könnte man sagen, und er sagt das auch, aber ohne Worte und mit so einem George-Clooney-Blick, und da ist ja klar, warum Julia Roberts lächelt.

Wegen der verdammten Regenzeit verbringen sie eine Nacht im Dschungel. Am nächsten Morgen sehen sie nicht aus, wie man selbst nach so etwas aussehen würde, sondern, um im Bilde zu beiden, taufrisch. Küssen sie sich jetzt endlich? Wer die Antwort liest, muss sich nicht um den Ausgang der Geschichte betrogen fühlen. Sie lautet nämlich: Jein.

Am Anfang des Films wirkte es, als seien Roberts/Clooney selbst ein bisschen amüsiert darüber, dass sie immerzu vor pittoresken Wasserfällen, in azurblauem Wasser, vor Sonnenaufgängen und in Nebel gehüllten Bergpanoramen auftreten. Bald spielen sie mit diesen Bilder-Klischees, denen man sich zudem gerne ergibt. In einer Szene badet Julia Roberts im Indischen Ozean, Delphine flippern um sie herum, und einer von ihnen ist so euphorisiert oder einfach so gut dressiert, dass er im hohen Bogen über Roberts hinweg springt. Sie lacht dazu ihr Lachen, dieses Julia-Roberts-Lachen, und irgendwie ist man in diesem Moment so froh wie ein Delphin vor Bali. Wobei man sagen muss, dass Bali hier nur eine Behauptung ist. Denn gedreht wurde in Australien.

Jedenfalls: Das Finale liefert die herrlichste Schluss-Szene der Post-Corona-Kinogeschichte. Man sollte den entscheidenden Satz daraus ins echte Leben herüberretten: „Warum das Schöne für später aufheben?“

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