Star der Filmfestspiele Cate Blanchett begeistert das Publikum in Venedig

Die 53-Jährige spielt in ihrem neuen Film eine Dirigentin. Mit dieser Rolle dürfte sie sich für die Oscars in Stellung bringen. An ihrer Seite ist Nina Hoss zu erleben.

Filmfestspiele Venedig 2023: Bilder der Eröffnung
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Eröffnung der 80. Internationalen Filmfestspiele in Venedig

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Foto: dpa/Vianney Le Caer

Alejandro Inarritus „Birdman“ erlebte 2014 in Venedig seine Premiere, und auch in seinem neuen Film „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ hebt ein Mann ab und fliegt über die Wüste. Ob der Film einen ähnlichen Höhenflug hinlegt wie „Birdman“, bleibt abzuwarten. Aber als heißer Kandidat für einen Preis des Filmfestivals von Venedig oder gar für einen Oscar hat er sich auf jeden Fall schon einmal in Stellung gebracht.

Genau wie Cate Blanchett. Sie überstrahlt mit ihrer feinfühligen Darstellung einer queeren Top-Dirigentin in „Tàr“ das Festival. Und das Kreischkonzert, das Timothée Chalamets Ankunft auf dem Lido begleitet, belegt, dass hier für jeden Geschmack etwas dabei ist. Das Filmfestival von Venedig, das in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feiert, macht mit seiner Top-Filmauswahl wieder von sich reden. Und man fragt sich, ob Venedig nicht allmählich Cannes als wichtigstes Festival den Rang abläuft.

Für „Bardo“ kehrte der Mexikaner Inarritu („The Revenant“) in seine Heimat zurück, wie schon Alfonso Cuaron für seinen Oscar-Film „Roma“, der ebenfalls in Venedig Premiere hatte. Inarritu erzählt von dem Journalisten Silvario (Daniel Gimenez Cacho), der wie Inarritu seit 20 Jahren in Los Angeles lebt, aber für eine Preisverleihung nach Mexiko-Stadt reist. Traum und Wirklichkeit verweben sich zunehmend. Der nicht durchweg packende Drei-Stunden-Film entpuppt sich als Trip in die Psyche, ein gefilmter Stream of Consciousness, der die persönliche und die nationale Identität des Protagonisten hinterfragt.

Die magische Kamera von Darius Khondji begleitet die Figur, teilweise ohne Schnitt. In der nächtlichen Metropole besteigt er einen Berg und trifft oben auf Cortès, den spanischen Eroberer, der die Azteken besiegte. Auch heute noch ist die Gesellschaft zweigeteilt: Silvarios indigene Hausangestellte darf mit dem Rest der Familie nicht mit an den Luxusstrand.

In „Tàr“ hinterfragt Regisseur Todd Fields („Little Children“) subtil die Machtmechanismen, die so eine exponierte Position mit sich bringt. Lydia Tar (Cate Blanchett) ist ganz oben angekommen bei den Berliner Philharmonikern. Sie lebt mit Sharon (Nina Hoss), die die erste Geige spielt, und ihrer Tochter in Berlin. Doch zunehmend kommt es zu Konflikten mit dem Orchester, mit ihrer treuen Assistentin Francesca (Noémie Merlant), befeuert durch Vorwürfe über Machtmissbrauch und übergriffiges Verhalten der Dirigentin.

Cate Blanchett hat nicht nur Deutsch und Klavierspielen für die Rolle gelernt. Sie fächert den Charakter auf wie Notenblätter – bewundernswert und vielleicht bald Oscar-nominiert? Nina Hoss an ihrer Seite, auch wenn es nur in einer kleineren Rolle ist, zieht ebenfalls in Venedig große Aufmerksamkeit auf sich, auch wenn der Film eine ambivalenten Eindruck hinterlässt.

 Cate Blanchett vor der Premiere des Film „Tar“.

Cate Blanchett vor der Premiere des Film „Tar“.

Foto: dpa/Cinzia Camela

Die Schauspiel-Konkurrenz ist auf jeden Fall groß. Die Fans stehen schon mittags am Roten Teppich, um am Abend einen Blick auf Timothée Chalamet zu erhaschen. Er spielt in „Bones and all“, gemeinsam mit der äußerst talentierten Taylor Russell, ein Kannibalen-Pärchen, das versucht, ihr zartes Glück als Außenseiter der Gesellschaft zu finden. Luca Guadagnino gelingt eine zarte Coming-of-Age-Geschichte, trotz aller Drastik, eine Reflexion über das Animalische in uns, gepaart mit einem Roadtrip durch den ländlichen Mittleren Westen der USA.

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