Film-Kritik King Kong: Gib dem Affen Küsschen

Das Jahr ist fast zu Ende, Helden gab es im Kino einige: zaubernde Jünglinge, friedenstiftende Soldaten, rächende Fledermäuse. Aber noch keine Riesenaffen mit Charme. Das erledigt jetzt "Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson, er bringt den Affen der Affen wieder auf die Leinwand: King Kong erwacht zu neuem Leben. Der 7,50 Meter große, 4.000 Kilo schwere und etwa 1.000 Jahre alte Gorilla stampft sich mit dem neuen Meisterwerk in die Zuschauerherzen.

 Über eine Million Zuschauer sahen in der ersten Woche Peter Jacksons Megaspektakel "King Kong".

Über eine Million Zuschauer sahen in der ersten Woche Peter Jacksons Megaspektakel "King Kong".

Foto: UNIVERSAL STUDIOS, AP

Denn es kann kein Zweifel daran bestehen, wie erfolgreich dieses rundum gelungene Remake des Klassikers von 1933 beim Publikum in aller Welt sein wird. Jackson und sein bestens erprobtes, mit Oscars überhäuftes "Herr der Ringe"-Team haben die herzergreifende Tragödie des Riesengorillas, der sich in eine schöne weiße Blondine verguckt, mit fabelhaften Trickaufnahmen und sicherem Sinn für Emotionen zu einem weiteren Meilenstein der Filmgeschichte gestaltet. Nie zuvor ist mit modernster Computertechnik ein Monster so glaubwürdig, so ausdrucksstark und so bemitleidenswert erschaffen worden.

"King Kong", der nach seiner heimtückischen Gefangennahme gen New York verbracht und dort als "Achtes Weltwunder" präsentiert wird, ist zugleich ein Wunder, das nur das Kino vollbringen kann. Dahinter steckt harte Arbeit, die Jackson nicht gescheut hat: "Wir haben fast zwei Jahre an der digitalen Modellierung von Kong gearbeitet, bevor wir die ersten Aufnahmen mit ihm machten." Tierisches Vorbild für das Leinwandmonster war dabei "Schneeflocke", ein Albino-Gorilla vom Zoo in Barcelona. Das Foto von diesem sah sich besonders gut Andy Serkin an, der als erster Schauspieler der Welt Kinotriumphe feiert, ohne ein einziges Mal leibhaftig auf der Leinwand zu erscheinen.

Serkin agierte nämlich in "Herr der Ringe" als pantomimische Vorlage für die virtuelle Figur Gollum, die weltweit begeisterte. Nun verrichtet er die gleiche Arbeit für den Riesenaffen. Jackson weiß, was er an Serkin hat: "Als digitale Figur wäre Kong unsichtbar gewesen, aber ich wollte, dass er beim Drehen immer greifbar war, damit ich die Rolle mit einem Schauspieler diskutieren konnte." Der Schlüssel für das grandiose Gelingen dieses neuen "King Kong"-Films ist eindeutig in dem optisch wie emotional perfekten Zusammenspiel der virtuellen Hauptfigur und der menschlichen Hauptdarstellerin Naomi Watts zu suchen.

Großer Respekt vor dem Original von 1933

Die in England geborene, in Australien aufgewachsene Blondine überzeugt in der Rolle der sensiblen Ann Darrow, die in King Kongs Gewalt gerät, ihm völlig ausgeliefert ist und der es doch gelingt, die das Monster anzurühren - nicht mit Erotik übrigens, sondern mit lustigen Tanzeinlagen und seelischem Verständnis. Für Jackson, dem sie in seiner Heimar Neuseeland gewiss noch zu Lebzeiten ein Denkmal setzen werden, ist dieser Streifen, der mehr als 200 Millionen Dollar Produktionskosten verschlang, die Erfüllung eines Kindertraums. Denn es war die legendäre Originalfassung von "King Kong" aus dem Jahr 1933, die in dem heute 44-jährigen Magier einst den Wunsch erweckte, selbst Filme zu drehen.

Jackson hat auf jede Aktualisierung oder zeitgeistige Neuinterpretation verzichtet. Die Filmhandlung beginnt im von der großen Wirtschaftskrise gebeutelten New York des Jahres 1933, auch sonst hält sich der Regisseur weitgehend ans Original. Darin dokumentiert sich seine fast demütige, respektvolle Haltung gegenüber einer der originellsten Kinoschöpfungen aller Zeiten. Dass es Jackson im Mittelteil beim Kampf von King Kong gegen die Dinosaurier und bei den Abenteuern der Männer vom Schiff auf der unheimlichen Insel Skull leicht überdreht mit den Spezialeffekten, sei vermerkt, nicht aber sonderlich bemängelt.

Neben Naomi Watts agieren Oscar-Preisträger Adrian Brody als schüchterner Drehbuchschreiber Jack Driscoll und Jack Black als umtriebig-skrupelloser Produzent Carl Denham in den Hauptrollen. Der deutsche Schauspieler Thomas Kretschmann ist als Schiffskapitän zu sehen, der allerdings ziemlich unvermittelt aus der Handlung verschwindet. Wahrscheinlich hat Jackson seinen ohnehin schon überlangen 188-Minuten-Film drastisch kürzen müssen, um dessen kommerzielle Auswertungschancen zu erhöhen. Denn auf nichts warten die Kinos in aller Welt in diesem Jahr ihrer Krise so sehr wie auf Besucherschlangen vor den Kassen. Nun ist es gewiss: Das Warten auf "King Kong" hat sich gelohnt!

(ap)
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