Film-Kritik Ein ungezähmtes Leben: Griff hat's im Griff

Der Western hat seine besten Jahre hinter sich. Der alte Kinomythos von Weite und Wildnis wird heute eher noch von europäischen als amerikansichen Regisseuren aufgenommen. Jetzt zeigt der Schwede Lasse Hallström ein Familiendrama in Wyoming - rauhes Land und rauhe Gefühle inklusive.

Ein ungezähmtes Leben
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Erzählt wird die Geschichte des verbitterten Ranchbesitzers Einar, dessen geliebter einziger Sohn bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Einar lebt abgeschieden auf seinem Besitz in Wyoming, nur in Gesellschaft des alten schwarzen Cowboys Mitch, der an den Spätfolgen der bei einer Bär-Attacke erlittenen Verletzungen leidet. Eines Tages wird das einsam-eintönige leben der beiden alten Männer gestört, denn sie bekommen überraschenden Besuch von Einars Schwiegertochter Jean und deren kleiner Tochter Griff aus der Ehe mit dem Verunglückten. Einar lehnt Jean, die er für die Schuldige am Tod seines Sohns hält, völlig ab und lässt sie das spüren.

Nicht nur deshalb ist die Frau aus der Stadt unglücklich. Noch mehr Sorgen bereiten ihr die Drohungen ihres Freundes, der Mutter und Tochter nachstellt. Doch über deren Sicherheit wacht bald auch Sheriff Crane, der sich mit Jean anfreundet und in die attraktive Fremde auch verliebt. Einar findet derweil Gefallen an seiner süßen Enkelin, schließlich ist er auch bereit, mit der ungeliebten Schwiegertochter über die Umstände zu reden, die zum Tod seines Sohnes führten.

Etwas zu süßlich und zu berechnend

Nicht nur all diese Menschenschicksale stehen im Mittelpunkt, sondern auch die Geschichte eines Grizzlybären. Es ist eben jener, der Mitch beinah getötet hat, nun aber gefangen in einem Privatzoo lebt. Mit dem riesigen Tier haben Einar und die kleine Griff noch ein besonders aufregendes Erlebnis. Und bis zum Filmende nach 108 Minuten werden auch die Verhältnisse, Spannungen und Missverständnisse zwischen den handelnden Personen halbwegs geklärt sein. Mit Robert Redford als Einar, Morgan Freeman als Mitch und Jennifer Lopez als Jean kann Regisseur Hallström gleich drei Hollywood-Stars ins Feld schicken.

Auch mit 68 Jahren ist Redford noch ein Mann, der einen Film zu tragen vermag. In dem ebenso alten Oscar-Preisträger Morgan Freeman hat er einen absolut gleichrangigen Partner. Das Zusammenspiel der beiden erinnert an das von Clint Eastwood und Freeman in "Million Dollar Baby", allerdings fehlt in "Ein ungezähmtes Leben" eine weibliche Darstellerin vom Format der zweifachen Oscar-Preisträgerin Hilary Swank. Gewiss hat es Jennifer Lopez als Jean nicht leicht an der Seite von solchen Großkalibern wie Redford und Freeman. Aber die US-Latina hätte aus der durchaus dankbaren Rolle mehr machen können, wenn sie eine bessere und glaubwürdigere Schauspielerin wäre.

Ein wenig unglaubwürdig ist allerdings auch Redford dann, wenn seine gepflegten Hände ins Bild kommen. Farmerhände sehen anders aus. Regisseur Hallström, der sich mit Filmen wie "Chocolat" und "Gottes Werk und Teufels Beitrag" große Kinoerfolge gesichert hat, hat eigentlich die perfekte Mixtur von bewegender Geschichte und bekannten Stars angerührt, gleichwohl schmeckt das Ergebnis etwas zu süßlich und etwas zu berechnend. Akzeptable Kinounterhaltung ist "Ein ungezähmtes Leben" aber durchaus, zumal die Landschaftsaufnahmen von Wyoming eine Augenweide sind.

(ap)
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