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Premiere mit „The Outsiders“ Kino-Klassiker kehren zurück auf die Leinwand

Jeden ersten Dienstag im Monat ist künftig Klassikertag im Kino. Studiocanal bringt beliebte Filme in frischen Versionen auf die Leinwand. Den Auftakt macht am 2. November „The Outsiders“ von Francis Ford Coppola.

 „The Outsiders“ ist ein Star-Festival (v.l.): Tom Cruise, Rob Lowe, C. Thomas Howell, Ralph Macchio, Matt Dillon, Emilio Estevez und Patrick Swayze.

„The Outsiders“ ist ein Star-Festival (v.l.): Tom Cruise, Rob Lowe, C. Thomas Howell, Ralph Macchio, Matt Dillon, Emilio Estevez und Patrick Swayze.

Foto: Mary Evans / imago

Im Jahr 1980 bekam der Regisseur Francis Ford Coppola einen Brief. Die Bibliothekarin von Fresno in Kalifornien machte ihn auf ein Buch aufmerksam: „The Outsiders“ heißt es, es war 1967 erschienen, und geschrieben hatte es S. E. Hinton, die erst 19 war, als sie den Roman an den Verlag gab. Insbesondere die lesefaulen Jungen hätten das Buch bemerkenswert gerne, berichtete die Frau. Und um die Popularität der Geschichte weiter zu steigern, wünschte sie sich eine Verfilmung.

Natürlich besorgte sich Coppola das Buch, und er war sofort angetan von der Erzählung über die Gegnerschaft der Greasers und der Socs. Es sind die frühen 60er-Jahre, die einen schmieren sich Fett ins Haar, um auszusehen wie Elvis. Die anderen tragen Cardigan und Button-Down-Hemd und fahren von den Eltern finanzierte Mustangs. Coppola drehte den Film, und er besetzte den damals bereits berühmten Matt Dillon sowie einige andere frische Gesichter. Man kennt sie heute alle: Tom Cruise, Rob Lowe, Patrick Swayze, Ralph Macchio und Emilio Estevez. Das „Brat Pack“ wurden sie genannt, in Anspielung an das „Rat Pack“, zu dem einst Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. gehörten.

Das ist ein nostalgischer Film, jede zweite Einstellung würde man sich gerne als Poster an die Wand hängen. Die Greasers uniformieren sich mit Chucks und Levi’s 501, mit ihnen gehen ständig die Pferde durch, sie umarmen einander, weinen und hauen im nächsten Moment brutal zu. Alles ist Überschwang und Leidenschaft. Großes Gefühl. Der Krieg gegen die besser gestellten Socs geht so weit, dass es Tote gibt. Er habe ein „Vom Winde verweht für 14-jährige Mädchen gedreht“, sagte Coppola. Das Titellied von Stevie Wonder, „Stay Gold“, zitiert einen Ausdruck, der im Film eine wichtige Rolle spielt. „Bleib golden“, rät Johnny seinem Kumpel Ponyboy, bewahr dir den unschuldigen Blick auf das Gute in der Welt: „Es ist gut, wenn man so ist.“ In den sozialen Netzwerken ist das inzwischen ein beliebtes Stichwort.

Dass man „The Outsiders“, der beim Kinostart 1983 zunächst verrissen wurde, inzwischen aber als Klassiker gilt, überhaupt wieder zu sehen bekommt, liegt an der Initiative des Verleihs Studiocanal. Er hat den Dienstag zum Klassikertag in den Kinos ausgerufen. Vom 2. November an bringt er einmal im Monat restaurierte Versionen von beliebten Filmen unter dem Motto „Best Of Cinema“ neuerlich auf die Leinwände. Darunter neu geschnittene Versionen oder Director’s Cuts.

„The Outsiders“ macht den Anfang, und das passt gut, weil der Film die Atmosphäre der großen Zeit Hollywoods zitiert. Coppola bemüht eindeutig den James-Dean-Mythos, und vor allem Ralph Macchio und Patrick Swayze sehen unglaublich gut aus. Die Produktion wird im Werk des Schöpfers der Epen „Der Pate“ und „Apocalypse Now“ immer ein bissen kleingeredet, dabei ist das ein großartiger Film, der von dem alten und immer noch virulenten Gegensatz von Arm und Reich erzählt. „The Outsiders“ ist ein Freundschaftsfilm wie „Stand By Me“, eine Studie in Jugendkultur, ein Festival der Codes, und natürlich sieht man sich auch gerne an, wie die Stars von heute zu Beginn ihrer Karrieren ausgesehen haben.

Nicht mal einen Monat nach Ende der Dreharbeiten zu „The Outsiders“ begann Coppola mit dem Dreh von „Rumble Fish“. Das Team war zu großen Teilen identisch, der Film gilt denn auch als „Schattenzwilling“ des Vorgängers. Wieder lieferte S. E. Hinton die Buchvorlage. Die Vornamen der Autorin, Susan Eloise, wurden zu Beginn ihrer Laufbahn auf Anraten des Verlags abgekürzt, um ihre Bücher für die jungen männlichen Leser attraktiver zu machen. Weit mehr als 15 Millionen Mal verkaufte sich „The Outsiders“.

Der Film kommt in einer Fassung zurück ins Kino, die 22 Minuten länger ist als das Original von 1983. Als „The Complete Novel“ wird sie bezeichnet. Zu Beginn sieht man Ponyboy aus dem Kino kommen. Und er spricht den großen Satz: „Als ich aus der Dunkelheit des Kinos hinauskam ins grelle Sonnenlicht, dachte ich nur an zwei Dinge: Paul Newman und eine Mitfahrgelegenheit.“

In den nächsten Wochen wird man der „Fabelhaften Welt der Amelie“ wiederbegegnen können, dem „Tod auf dem Nil“ oder David Lynchs „Mulholland Drive“. Und schon „The Outsiders“ zeigt, dass es einen enormen Unterschied macht, ob man sich diese Produktionen alleine zu Hause auf dem Laptop oder in großer Runde im Saal ansieht. Coppola schneidet Panorama-Aufnahmen amerikanischer Landschaften zwischen die Szenen. Einmal sagt Ponyboy zu seinem besten Freund: „Komm mit Johnny, wir laufen jetzt weg.“ Und das fühlt sich so gut an und umso besser, weil es auf der großen Leinwand viel logischer wirkt, wo doch der Raum so weit wirkt und die Welt so offen.

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