Kleve SPD jubelt: Der Norden ist rot

Kleve · Landtagswahl 2012: CDU-Kreisparteichef Dr. Günther Bergmann verteidigt Direktmandat im Wahlkreis 54/Kleve II, aber der Vorsprung schmilzt. SPD-Sensationssieg bei den Zweitstimmen. Wahlbeteiligung steigt auf 57,2 Prozent.

Landtagswahl 2012 im Kreis Kleve
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Der rabenschwarze Abend der CDU am Muttertags-Sonntag vor zwei Jahren hat sich nahtlos und beinahe dramatisch fortgesetzt. Bei der vorgezogenen Landtagswahl 2012 gingen gestern die in ihrem "schwarzen Bollwerk" Wahlkreis 54/Kleve II erfolgsverwöhnten Christdemokraten als klarer Verlierer aus dem Rennen um die Macht im Düsseldorfer Landesparlament hervor. Zwar gewann der als Nachfolger von Manfred Palmen angetretene Kreisparteichef Dr. Günther Bergmann das Direktmandat mit 39,3 Prozent der Stimmen, aber der Vorsprung auf den SPD-Gegenspieler Bodo Wißen schmolz gewaltig, denn der Reeser kam bis auf 36,6 Prozent heran. Die CDU balanciert am Abgrund, noch schlimmer nämlich sah es bei den Zweitstimmen für die Landesliste (sprich: Partei) aus: Da schafften die Sozialdemokraten zum ersten Mal in der Geschichte einen Sensations-Sieg und sorgten für Fassungslosigkeit in Reihen der Christdemokraten. Deren Anhänger hatten ganz offensichtlich lieber die FDP und auch die Piraten mit der Zweitstimme unterstützt — wohl auch, um den eigenen Spitzenkandidaten im Land, Norbert Röttgen, abzustrafen.

Das sah auch der erstmals ins Rennen gegangene Günther Bergmann gestern Abend so: "Das Resultat bei den Zweitstimmen ist für uns eine Katastrophe, aber eine mit Ansage, weil sich unser eigener Spitzenmann nicht zum Land Nordrhein-Westfalen bekannt hat. Da konnten wir uns vor Ort noch so sehr die Füße wund laufen". Auch Bergmann selbst musste um sein Mandat bis zur allerletzten Sekunde zittern. Der Mann aus Kalkar, der seine Stimmen nach der Messe gegen 12.30 Uhr in der Altkalkarer Begegnungsstätte (für den Süden) abgegeben hatte, sprach von einem wahren Herzschlag-Finale und war am Ende froh, "dass ich ein deutlich besseres Resultat bei den Erststimmen geholt habe und als Sieger durchs Ziel gegangen bin." Lange aber war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Bodo Wißen gewesen, von Bergmann so kommentiert: "Wenn ich nicht schon graue Haare hätte, dann wäre ich am Abend mit Sicherheit ergraut."

Jubelstimmung natürlich beim Gegenspieler Bodo Wißen (SPD), der sich von 32,9 Prozent der Stimmen in 2010 auf 36,6 Prozent gesteigert hatte: "Ich bin glücklich und fassungslos, zum einen über mein persönliches Ergebnis, aber vor allem wegen des grandiosen und historischen Siegs bei den Zweitstimmen. Der Norden des Kreises ist jetzt zum ersten Mal in der Geschichte rot." Was Wißen nicht nur für bombastisch hielt, sondern zu einem Luftsprung an die Decke des Maywald-Saales im Klever Kreishaus aufsteigen ließ. Unterm Strich fällt die CDU von 42,5 auf 33,5 Prozent, die SPD schaffte den Sieg mit 35,4 Prozent, nachdem es vor zwei Jahren nur 30,7 Prozent waren.

Erfreulich: Die Wahlbeteiligung stieg von 56,4 auf 57,2 Prozent.

(RP/jco/url)
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