Kreis Kleve Palmen: "Ich bin fassungslos"

Kreis Kleve · Frenetischer Jubel bei der SPD, betretene Gesichter bei der CDU. Bei Bier und Würstchen hatte die Kreisverwaltung unter der Moderation von Kreissprecher Eduard Großkämper zur Wahlparty eingeladen – es war richtig spannend.

 Eduard Großkämper, Sprecher des Kreises Kleve, moderierte die Fete im Kreishaus. Hier interviewt er Susanne Siebert (Grüne).

Eduard Großkämper, Sprecher des Kreises Kleve, moderierte die Fete im Kreishaus. Hier interviewt er Susanne Siebert (Grüne).

Foto: eve

Für die Christdemokraten mündete die Wahl-Feier im Kreishaus in ein Desaster, auch wenn man mit schlechten Ergebnissen gerechnet hatte: Aber dass der Wahlkreis Kleve 54 II bei den Zweitstimmen verloren ging und die Mehrheit im gesamten Kreis Kleve insgesamt nur noch hauchdünn sein sollte, das wagte im Vorfeld niemand zu sagen. Manfred Palmen sprach dann früh aus, was die Christdemokraten dachten: "Ich bin fassungslos darüber, wie der Wähler uns abgestraft hat. Die Themen, die wir im Land und im Kreis besetzen wollten, die Finanzen, waren wohl keine Themen für den Bürger. Frau Kraft hat ihren Wohlfühl-Wahlkampf professionell und klug umgesetzt", analysierte der einstige NRW-Staatssekretär den Ausgang der Wahl. Auch Ulrike Ulrich, Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, sprach von einem katastrophalen Ergebnis auf Landesebene. Für sie war der Rücktritt Röttgens nachvollziehbar. "Es wird viele Frage geben, die wir auf Kreisebene in der CDU zu besprechen haben", sagte sie mit Blick nach vorn.

 Gespannte Blicke auf die Hochrechnungen beim Herzschlagfinal der Wahlen im Kreis Kleve. Mit zwei Fernsehern und zwei Beamer war die Kantine des Kreishauses bestens als Wahlstudio ausgerüstet.

Gespannte Blicke auf die Hochrechnungen beim Herzschlagfinal der Wahlen im Kreis Kleve. Mit zwei Fernsehern und zwei Beamer war die Kantine des Kreishauses bestens als Wahlstudio ausgerüstet.

Foto: Evers, Gottfried

Ganz anders die Freidemokraten im Kreis Kleve: Deren Vorsitzender Prof. Ralf Klapdor sagte strahlend: "Das Ergebnis tut gut. Wir müssen uns immer vor Augen führen, wo wir vor ein bis zwei Wochen standen." Man habe sicher auch von anderen Parteien wie der CDU profitiert, räumte er ein. Heinrich Krebber habe als Handwerksmeister einen sehr guten Wahlkampf gemacht. Dennoch müsse man bei aller Euphorie das Ergebnis noch in Ruhe untersuchen.

Michael Bay, Ex-Sprecher der Kreisgrünen, war mit dem Ergebnis der Grünen zufrieden, zumal man im Land FDP und Piraten hinter sich gelassen habe. Bay betonte, dass die Grünen die Inhalte geboten hätten.

Für Rolf Bernards, 1. Vorsitzender des Kreisverbandes Kleve der Piraten, hatte für die orangefarbene Partei nur ein Wort parat: "Wahnsinn!" Er sei sicher, dass sich das gute Ergebnis im Land auch auf den Kreis Kleve auswirken werde. Man brauche nur noch kurze Zeit, bis man 100 Mitglieder im Kreis habe. Dabei seien gerade hier die Mitglieder durchaus im Altersspektrum zwischen 35 bis 60 Jahre zu finden. Auch kämen die meisten eben nicht aus dem IT-Bereich. Zudem strebe man Wählergemeinschaften mit offenen Gruppen auf kommunaler Ebene an, sagte er mit Blick auf die Kommunalwahl.

Mehr als Wahnsinn war das Ergebnis der Auszählungen für die Kreis Klever SPD. Als sie am Telefon im RP-Gespräch hörte, dass die Sozialdemokraten vor der CDU liegen, antwortete Kreis-Vorsitzende Dr. Barbara Hendricks noch mit einem staunenden "Aha!" Ihr Kommentar nach dem vorläufigen Endergebnis: "So etwas hat es noch nie gegeben, das ist ein phänomenales Ergebnis der SPD auf Kreisebene. Dass wir bei den Zweitstimmen einen Wahlkreis gewinnen, ist absolut neu". Auch wenn es bei den Erststimmen nicht gereicht habe – man könne endlich an die Erfolge aus den 1990er Jahren anknüpfen. "Das ist für die Zukunft ausbaufähig", freute sich Hendricks.

(RP)
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