Tipps für die Festtage So feiern Sie Weihnachten umweltfreundlich und nachhaltig

Düsseldorf · Manche weihnachtlichen Traditionen sind nicht besonders umweltfreundlich. Doch es gibt einfache Möglichkeiten, die Festtage nachhaltiger zu gestalten. Eine Übersicht.

Auch beim Fest kann man den ökologischen Fußabdruck reduzieren.

Auch beim Fest kann man den ökologischen Fußabdruck reduzieren.

Foto: dpa-tmn/Bodo Marks

Lichterketten erhellen die Vorgärten, Geschenke stapeln sich vor dem Tannenbaum, und ein Festmahl folgt auf das nächste. Weihnachten ist eine Zeit voller Traditionen. Besonders umweltfreundlich sind die nicht unbedingt: Die Tanne wird nach den Feiertagen meist entsorgt, es entsteht tonnenweise Verpackungsmüll, und zum Weihnachtsessen gehört typischerweise viel Fleisch oder Fisch.  

Doch es gibt einige Möglichkeiten, die Weihnachtszeit nachhaltiger zu gestalten, ohne auf Altbekanntes verzichten zu müssen. Wir haben verschiedene Tipps für die kommenden Wochen gesammelt.

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So dekorieren Sie nachhaltig in der Weihnachtszeit

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Foto: Pixabay/S. Hermann / F. Richter

Weihnachtsbaum

Wer dieses Jahr einen möglichst umweltfreundlich gewachsenen Baum kaufen wolle, sollte sich an der Weihnachtsbaumliste der Aktionsgemeinschaft „Robin Wood“ orientieren, rät Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW. Hier werden Verkäufer aufgeführt, die Bäume aus ökologischem Anbau anbieten. Im Gegensatz zu Tannen, die auf Plantagen wachsen, werden diese Bäume nicht intensiv gedüngt und mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. 

Bio-Siegel schaffen eine gewisse Orientierung, können jedoch auch in die Irre führen. „Zu empfehlen sind Tannen, die etwa mit dem EU-Biosiegel und Bioland gekennzeichnet sind“, sagt Heldt. „Das FSC-Siegel ist dagegen weniger streng. Zudem gibt es noch eine Vielzahl von nichtssagenden Siegeln und Bezeichnungen, die keinen ökologischen Anbau garantieren.“ Vor der Bezeichnung „Naturbaum“ warnt etwa „Robin Wood“.

Manche Verkäufer bieten auch an, einen Weihnachtsbaum zu leihen. Der muss zwar über die Feiertage regelmäßig gegossen werden, darf dafür aber auch im neuen Jahr weiterleben.  

Tannenbäume aus Plastik sind für Peer Cyriacks von der Deutschen Umwelthilfe keine Alternative, „weil sie kaum recycelt werden können“. Für Heldt ist der künstliche Baum nur dann eine Option, wenn er zehn Jahre oder länger verwendet wird. Der Nachhaltigkeitsexperte schlägt vor, stattdessen nach klappbaren Exemplaren aus Holz Ausschau zu halten. Sie setzen sich aus verschränkten Elementen zusammen, die dekoriert werden können.

Der Schmuck muss dabei nicht aus Kunststoff bestehen: Getrocknete Zimtstangen oder Orangenscheiben, Lebkuchen oder selbstgebastelte Strohsterne sehen genauso festlich aus.

Geschenkpapier

Ein Geschenk an die Umwelt sind viele Verpackungen nicht gerade: „Die Herstellung von Papier ist energieaufwendig und wasserintensiv“, sagt Cyriacks. Besonders Geschenkpapier mit Folienbeschichtung solle man vermeiden, da es nur schlecht wiederverwertet werden könne.  Umweltfreundlicheres Geschenkpapier ist mit dem Blauer-Engel-Siegel gekennzeichnet. Papier mit dieser Kennzeichnung hat einen hohen Anteil an Recyclingmaterial.

„Ich benutze auch gerne alte Kalenderblätter mit großen Fotomotiven“, sagt Verbraucherschützer Heldt. Alternativ schlägt er vor, das Geschenk in einer Stofftasche unterzubringen. Auch Backpapier, alte Zeitungen oder Stofftücher können als Verpackung eingesetzt werden.   

Geschenke

Es müssen nicht immer fabrikneue Produkte verschenkt werden: „Im Internet sind zahlreiche Angebote von gut erhaltenen Gebrauchtwaren zu finden“, sagt Philip Heldt. Das eröffne auch die Möglichkeit, Beschenkten eine unerwartete Freude zu machen: „Zum Beispiel eine alte Lego-Ritterburg aus der Kindheit kann eine tolle Überraschung sein.“  Nach Angaben von Cyriacks sollte man sich vor jedem Geschenkekauf fragen: Braucht die zu beschenkende Person das Produkt wirklich? So kann im Zweifel verhindert werden, dass das Geschenk am Ende nicht nur im Regal verstaubt. Heldt schlägt im Sinne der Nachhaltigkeit vor, Reparaturen zu verschenken: „Wenn jemand besonders technik-affin ist oder gut nähen kann, ist ein Gutschein für eine Reparatur immer eine Möglichkeit“, sagt er. Das Blaue Engel-Siegel kann bei der Auswahl neuwertiger Geschenke eine Hilfe sein, auch bei elektronischen Produkten. „Damit sind Sie sicher, dass das Notebook besonders umweltfreundliche Eigenschaften besitzt“, betont Marina Köhn vom Umweltbundesamt.

Wer wegen der aktuellen Corona-Lage lieber auf Weihnachtsmärkte verzichten will, kann im Internet zum Beispiel über den „Wintermarkt.online“ schlendern. Umwelthilfe-Experte Cyriacks  mahnt jedoch, beim Online-Einkauf genau hinzuschauen, ob die Produkte auch EU-Standards entsprächen.

Und dann gibt es noch Geschenke, die kein oder kaum Material oder Transportwege benötigen und dafür umso persönlicher sind: Gemeinsame Ausflüge, die Einladung zum selbstgekochten Dinner oder die Spende an eine gemeinnützige Organisation.

Beleuchtung

Lichterketten und Kerzen sind ein wichtiger Bestandteil der Weihnachtsdekoration. Wer für festliche Stimmung sorgen will, ohne die Umwelt unnötig zu belasten, sollte auf batteriebetriebene Dekorationselemente verzichten und eine Zeitschaltuhr verwenden. „In der Regel reicht es vollkommen aus, wenn die Lichterkette etwa von 17 bis 23 Uhr angeschaltet ist. Danach sieht die Beleuchtung eh kaum noch jemand“, sagt Heldt. „Und natürlich sollten nur LED-Leuchten zum Einsatz kommen.“ Bei alten, noch funktionstüchtigen Lichterketten können die Birnen ausgetauscht werden. Was Kerzen betrifft, sieht Heldt keinen großen Unterschied bei den verwendeten Materialien: „Kerzen aus pflanzlichen Ölen oder Bienenwachs sind meiner Meinung nach nicht unbedingt umweltfreundlicher als die Varianten aus Erdöl. Auch ihre Rohstoffe müssen schließlich produziert werden. Im Zweifel in großen Mengen.“

Cyriacks verweist auf den Kerzencheck der Deutschen Umwelthilfe. Hier wurden über 50 Kerzenanbieter auf den Einsatz von nachhaltigem Palmöl bei der Produktion überprüft.  

Essen

Wer nicht auf Fleisch beim Weihnachtsessen verzichten möchte, sollte darauf achten, dass es aus Biohaltung kommt und in der Region produziert wurde, wie Peer Cyriacks rät. Rindfleisch sei mit Abstand das klimaschädlichste Fleisch.  Am besten für die Umwelt sei es, für das Festmahl auf vegetarische Gerichte mit regionalen Zutaten zurückzugreifen. „Sogar die mittlerweile zahlreichen Fleischersatzprodukte sind deutlich klimaschonender als Fleisch“, fügt er hinzu. Nach einer Studie des Bundesumweltamtes von 2020 schneidet Fleischersatz auf pflanzlicher Basis aus Umweltsicht am besten ab.

Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale NRW spricht sich ebenfalls für ein fleischfreies Fest aus, solange auf importierte Ware verzichtet wird.  Soll es aber unbedingt Fleisch sein, schlägt er Wildgerichte als Alternative vor, weil das Wild vorher entweder in freier Natur gelebt habe oder in Gehegen mit viel Platz gehalten worden sei. Auch er rät zum genauen Blick auf die Lebensmittelsiegel: „Eine gute Wahl sind hier Fleisch mit der Haltungsformkennzeichnung 3 und 4“, sagt Burdick.

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