Umgang mit der Pandemie NRW-Konzerne setzen auf eigene Kantinenbereiche für Geimpfte

Exklusiv | Düsseldorf · Viele Unternehmen in NRW werden angesichts steigender Corona-Zahlen nervös. Zwölf der führenden Konzerne setzen weiterhin massiv auf Homeoffice, einige prominente Unternehmen führen nun getrennte Kantinenbereiche ein – nur für Geimpfte und Genesene.

 Eine Kantine in einem Logistikzentrum (Archiv).

Eine Kantine in einem Logistikzentrum (Archiv).

Foto: dpa/Philipp Schulze

Drei der größten Unternehmen in Nordrhein-Westfalen setzen darauf, geimpften und von Corona genesenen Kollegen und Kolleginnen eigene Kantinen oder entsprechende Bereiche in den Cafeterias anzubieten: Alltours, Bayer und Eon. Ergo erklärte zuerst vergangene Woche, man prüfe „derzeit die Möglichkeiten spezifischer Regelungen für Mitarbeiter mit 2G-Status“, ergänzte aber am Montag, eine Extra-Kantine für Geimpfte/Genesene sei aktuell kein Thema.

In solchen Bereichen dürften dann Beschäftigte völlig ungezwungen zusammensitzen, während diejenigen, die sich nicht impfen lassen oder keine Auskunft über ihren Impfstatus geben, weiter etwa mit Abstandsregeln, Masken oder Trennwänden leben müssen. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion bei zwölf Unternehmen in NRW zu ihrer Anti-Corona-Strategie. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl wöchentlicher Infektionen pro 100.000 Einwohner, stieg am Montag auf 154,8 – fast anderthalb mal so viel wie vor einer Woche. Aktuelle Meldungen zur Pandemie lesen Sie in unserem Corona-Newsblog.

Die Zahl der Firmen mit Extra-Kantinen mit 2G-Zugang könnte sich noch erhöhen. Es gebe derzeit viele Änderungen in den Vorgaben der Länder, sagte etwa ein Sprecher der Deutschen Telekom: „Wir prüfen, was geht und was nicht.“ Derzeit gebe es keinen Sonderstatus für Geimpfte oder Genesene, hieß es bei Vodafone in Düsseldorf, aber man prüfe „je nach Virusentwicklung, ob wir in Zukunft unser Schutzkonzept anpassen müssen“.

RWE hat vor einer Woche eine 3G-Regel in der ganzen Firmenzentrale in Essen eingeführt. Geimpfte und Genesene können also ungehindert ins Büro kommen; die anderen müssen sich testen lassen. „Das läuft problemlos“, sagte eine Sprecherin. „Natürlich“ bestehe die Möglichkeit, sich vor Ort kostenfrei testen zu lassen, und auch die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Das vom früheren Unternehmensberater Markus Krebber geführte Unternehmen würde dabei begrüßen, wenn die Politik einen gesetzlichen Rahmen für eine 3G-Regel am Arbeitsplatz einführen würde.

 Akuell und auch langfristig spielt Homeoffice eine viel größere Rolle als früher.

Akuell und auch langfristig spielt Homeoffice eine viel größere Rolle als früher.

Foto: QUELLE: UNTERNEHMEN | GRAFIK: FERL

Eigentlich darf kein Unternehmen eine Impfpflicht einführen oder die Beschäftigten zu einer Auskunft über ihren Impfstatus drängen – bei Alltours, Bayer und Eon wird der allerdings schon daran ablesbar sein, wer die 2G-Kantinenbereiche nutzt. Bei Bayer geht man noch weiter: Damit geimpfte Kollegen dort ohne Einschränkungen arbeiten können, dürfen sie sich untereinander als Team über den Impfstatus befragen. Bayer erklärt: „Selbst organisierte Gruppen, zum Beispiel in Mehrpersonen- oder Großraumbüros, in Laboren oder Teilbereichen der Produktion, können unter freiwilliger Anwendung der 2G-Regel ohne Abstand und Maske zusammenarbeiten oder Arbeitsmeetings in Präsenz durchführen.“

Die befragten Unternehmen setzen weiter stark auf Homeoffice – als Infektionsschutz, aber auch um Pendler zu entlasten. So ist bei Henkel verabredet worden, dass dauerhaft 40 Prozent der Arbeitszeit abseits des Firmengeländes verbracht werden dürfen. Um in den Büros die Abstandsgebote einzuhalten, setzen Vodafone und Eon darauf, dass die Arbeitsplätze über ein digitales Reservierungssystem vergeben werden. Wenn dann in einem Raum mit sechs Schreibtischen bereits drei gebucht sind, muss ein Beschäftigter sich anderswo einbuchen.

Obwohl die Ampelparteien angekündigt haben, dass die „epidemische Notlage von nationaler Tragweite“ am 24. November enden soll, bleibt die Wirtschaft sehr vorsichtig. Man habe bereits jetzt ein höheres Schutzniveau als offiziell vorgegeben, erklärte Alltours. So werde es bleiben – inklusive des Angebots von Tests, obwohl rund 90 Prozent der Beschäftigten geimpft seien. RWE kündigte an, intern weiter Impfungen anzubieten. Beim Deutschland-Ableger des Kosmetikkonzerns L’Oréal in Düsseldorf sagte Sicherheitschef Marcus Born: „Wir werden über den 24. November hinaus unsere Hygienekonzepte beibehalten.“ Dazu gehöre auch die Aufforderung, bei Grippesymptomen sofort zu Hause zu bleiben und auf Händeschütteln eher zu verzichten.

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