Düsseldorf Thyssen investiert in Duisburg

Düsseldorf · Trotz einer Rekordverschuldung von 6,5 Milliarden Euro und der deshalb verordneten "Diät" für die Stahlsparte hält der neue ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger Wort: ThyssenKrupp investiert rund 250 Millionen Euro in das Duisburger Stahlwerk, wie ein Sprecher gestern mitteilte. Weitere 45 bis 50 Millionen Euro fließen in das Bochumer Stahlwerk.

Nachdem der Konzern zuletzt für rund zehn Milliarden Euro neue Fertigungskapazitäten in Brasilien und in den USA aufgebaut hat, ist die Investition auch ein beruhigendes Signal an die deutschen Stahlarbeiter von ThyssenKrupp: Ihre Arbeitsplätze sind offensichtlich nicht durch die neue Konkurrenz in Übersee bedroht. "Mit den Investitionen ist kein Jobabbau verbunden", sagte der Sprecher, "im Gegenteil sichern wir mit der Modernisierung Standorte und Arbeitsplätze an Rhein und Ruhr". Mit der Investition kommt ThyssenKrupp auch Forderungen der Arbeitnehmerseite entgegen, die Hiesingers Pläne für einen Konzernumbau unterstützen wollen.

Die Finanzspritze für die Warmbandwerke sei nötig, um "die Technologie- und Margenführerschaft abzusichern", wie Hiesinger vor gut einer Woche bei der Vorlage der Quartalszahlen des Konzerns sagte. Insbesondere das Duisburger Werk sei zwar immer noch Qualitätsführer, "aber die Konkurrenz hat aufgeholt", so Hiesinger. Im Duisburger Werk sind 12 000 Mitarbeiter beschäftigt, in Bochum arbeiten 2200 Menschen für ThyssenKrupp.

Schwerpunkt der Investition ist das Duisburger "Warmbandwerk 1", wo ThyssenKrupp rund drei Millionen Tonnen Stahl pro Jahr produziert. Dort wird unter anderem die Bandkühlung erneuert. Außerdem fließt das Geld in energiesparende Brenner. In Duisburg betreibt ThyssenKrupp zwei Warmbandwerke sowie eine Gießwalzanlage, in Bochum produziert ein drittes Warmbandwerk. Alle vier Anlagen zusammen produzieren jährlich 15 Millionen Tonnen.

Bei der Warmbandfertigung werden Stahlblöcke bei Temperaturen von über 1000 Grad Celsius in mehreren hintereinanderliegenden Walzgerüsten zu dünnem Band gewalzt und anschließend als hochfeste Leichtbau-Stähle zum Beispiel in der Automobil-, der Weißblechdosen- und der Pipeline-Produktion weiterverarbeitet. Zuletzt hatte ThyssenKrupp 180 Millionen Euro in den Ausbau der Warmbandwerke 2 und 3 investiert. Damit verfügt Duisburg jetzt über zusätzliche Kapazitäten für die Weiterverarbeitung von jährlich zwei Millionen Tonnen Stahl-Brammen aus dem neuen ThyssenKrupp-Hüttenwerk in Brasilien.

(RP)
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