Wie ist der Nobelpreis entstanden?
Der Nobelpreis ist mit dem letzten Willen des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel entstanden. Der Schwede verfügte in seinem Testament am 27. November 1895, dass mit dem größten Teil seines Vermögens eine Stiftung gegründet werden sollte. „Dessen Zinsen jährlich als Preis an diejenigen ausgeteilt werden sollen, die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben“, heißt es; und zwar unabhängig von Nationalität oder Geschlecht.
Seine Familie war von dieser Idee wenig angetan, was kaum verwundert: Alfred Nobel war einer der reichsten Männer seiner Zeit. Der Schwede hatte im Alter von 26 Jahren begonnen mit Nitroglycerin zu experimentieren. Es gelang ihm, die Explosionskraft des Stoffs nutzbar zu machen. Sein neues Produkt nannte er Dynamit und machte ein Vermögen damit.
Wann und warum Alfred Nobel den Entschluss traf, dieses Vermögen zu Stiftungszwecken zu verwenden, ist nicht schriftlich überliefert. Angeblich hat Bertha von Suttner, eine langjährige Freundin Nobels, ihn animiert, einen Friedenspreis zu stiften und daraus sei die Idee entstanden. Andere vermuten, dass ein Bericht in einer französischen Zeitung ihn dazu bewogen habe. Diese Zeitung hatte - in der irrigen Annahme, Alfred Nobel sei gestorben - einen Nachruf auf ihn geschrieben. Der Titel lautete „Der Kaufmann des Todes ist tot“. Im Text wird der Schwede als ein Mann beschrieben, "der durch das Finden von Methoden, mehr Menschen schneller als jemals zuvor zu töten, reich wurde.“ Nobel habe diese Darstellung angeblich so entsetzt, dass er etwas tun wollte um sein Image aufzubessern, wie man heute sagen würde.
Was auch immer die Beweggründe waren: Als Nobel am 10. Dezember 1896 starb, galt es, sein Testament umzusetzen. Dies erwies sich aufgrund des Widerstands seiner Familie und einiger rechtlicher Probleme zunächst als schwierig. Erst 1900 konnte die Stiftung gegründet und 1901 zum ersten Mal der Nobelpreis verliehen werden.
Inzwischen sind insgesamt 551 Preise mit seinem Namen an 876 Preisträger vergeben worden. Dazu kommen 86 Preisträger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften, der 1968 von der Schwedischen Reichsbank gestiftet und seitdem zusammen mit den Nobelpreisen nach ähnlichen Kriterien verliehen wird.
Aktuell ist jeder Nobelpreis mit neun Millionen schwedischen Kronen (870.000 Euro) dotiert. Gemäß der Statuten der Nobelstiftung erhalten die Preisträger zudem „eine Goldmedaille, die das Abbild des Testamentsverfassers und eine angemessene Inschrift tragen soll“, sowie eine Urkunde. Jede dieser Urkunden ist ein Unikat, das in der Regel von einem schwedischen oder norwegischen Künstler oder Kalligraphen kreiert wurde.
Doch der Wert von Urkunde und Medaille ist im Vergleich zum Ruf, den der Preis genießt, gering: Er gilt als höchste Auszeichnung der Welt.
Welche Nobelpreis-Kategorien gibt es?
Der Nobelpreis wird alljährlich in fünf Kategorien vergeben: Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden. Warum Alfred Nobel sich für diese Bereiche entschied, ist nicht bekannt. Sie spiegeln aber seine Begabungen und Interessen wieder. So gehörte Nobel in den Fächern Physik und Chemie zu den damaligen führenden Forschern und Unternehmern. Als Literat ist er zwar nicht bekannt, aber Nobel veröffentlichte einige Novellen und Gedichte und war zeitlebens an Literatur interessiert.
Der Friedensnobelpreis geht auf den Einfluss der österreichischen Pazifistin und Friedensaktivisten Bertha von Suttner zurück, die mit Nobel befreundet war. Zu einem Medizin-Preis soll sich Nobel entschieden haben, weil er selbst eine schwache Konstitution hatte. Von der Förderung der Medizin-Forschung versprach er sich eine Verbesserung der Lebensqualität.
Warum es keinen Mathematik-Preis gibt, ist ebenfalls unklar. Angeblich hatte sich Nobel in eine Frau verliebt, die sich jedoch gegen ihn entschied und stattdessen einen Mathematik-Professor heiratete.
Fest steht, dass es seit 1968 zusätzlich den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften gibt. Er wird von der Schwedischen Nationalbank gestiftet, aber zusammen mit den fünf Nobelpreisen verliehen. Ob Nobel das gefallen hätte? In einem Brief schrieb er: „Ich habe keine Wirtschafts-Ausbildung und hasse sie von Herzen.“ Seine Erben drängen deshalb darauf, dass der Wirtschaftspreis separat vergeben wird. Bisher jedoch ohne Erfolg.
Wäre es nach den Wünschen des deutsch-schwedische Journalisten Jakob von Uexküll gegangen, gäbe es inzwischen zudem zwei weitere Nobelpreise. 1980 hatte er die Nobelstiftung aufgefordert, auch eine Auszeichnung für Ökologie und für die Überwindung von Armut zu verleihen. Doch die Stiftung lehnte ab. Das Testament sehe nur die bestehenden Preise vor, und der Wirtschaftspreis werde deshalb vollständig von der schwedischen Reichsbank finanziert
Der Journalist gründete darauf seinen eigenen Preis: den Right Livelihood Award, auch bekannt als „Alternativer Nobelpreis“.
Wer entscheidet darüber, wer einen Nobelpreis gewinnt?
Die Wahl der Preisträger obliegt verschiedenen Einrichtungen. Alfred Nobel hat in seinem Testament verfügt, dass die Preise für Physik und Chemie von der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaft verliehen werden. Auch über den Preisträger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften, entscheidet diese Einrichtung. Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin dagegen wird von der Nobelversammlung des Karolinska-Institut verliehen. Den Literatur-Nobelpreis vergibt die Schwedischen Akademie und den Preisträger des Friedenspreises bestimmt das fünfköpfigen norwegischen Nobelkomitee, das vom Norwegischen Parlament gewählt wird.
Um die Ehrung zu erhalten, muss der Preisträger jedoch zunächst nominiert werden. Dazu schreibt die Nobelstiftung jährlich rund 3000 Menschen an und bittet um Vorschläge. Unter ihnen sind immer alle noch lebenden Preisträger. Sie können, wie alle anderen mit Nominierungsrecht, bis spätestens 31. Januar schriftlich – per Post, nicht per Mail – jemanden vorschlagen. Aus diesen Nominierungen wählen die Komitees rund 20 Kandidaten. Anschließend bitten sie Fachleute, Gutachten zu diesen Nominierten und ihren Arbeiten abzugeben. Auf dieser Grundlage bestimmen die Komitees schließlich einen Kandidaten. Die endgültige Entscheidung liegt dann bei der Nobel-Versammlung.
Über die Nominierungen und die Wahl soll 50 Jahre lang Stillschweigen bewahrt werden. Zwar wissen die Nobelpreisträger meist, wenn sie von Kollegen nominiert wurden, aber die Spannung, wer die Preisträger sein werden, bleibt groß.
Entsprechend groß sind auch die Spekulationen und es wird eifrig auf potentielle Gewinner gewettet. Doch nicht selten fällt die Wahl anders aus, als erwartet. So wurde Greta Thunberg 2019 als sichere Gewinnerin des Friedensnobelpreis gehandelt. Er ging jedoch an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed.
Ebenso ist es schon mehrfach vorgekommen, dass der Preis in einem Jahr gar nicht verliehen wurde, weil man sich nicht einigen konnte. In dem Fall kann die Auszeichnung ein Jahr später verliehen werden. Findet sich dann immer noch kein geeigneter Kandidat, geht das Preisgeld zurück in die Stiftung.
Wann werden die Nobelpreise verliehen?
Die Nobelpreise werden jedes Jahr am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, verliehen. Die Preise für Physik, Chemie, Medizin und Literatur, sowie den Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften überreicht der schwedische König in der Konzerthalle in Stockholm. Der Friedensnobelpreis wird dagegen vom Vorsitzenden des Komitees im Rathaus von Oslo vergeben - immer in Anwesenheit der norwegischen Königsfamilie.
Apropos anwesend: Längst nicht alle Preisträger waren in der 120-jährigen Geschichte des Nobelpreises zugegen. So lehnte Le Duc Tho 1973 den Friedensnobelpreis und Jean-Paul Sartre 1964 den Literaturnobelpreis ab. Sartre fragte allerdings einige Jahre später an, ob er das Preisgeld nicht doch bekommen könne.
Anderen Preisträgern wurde die Teilnahme an der Preisverleihung von der totalitären Regierung ihres Landes verboten. Zu ihnen gehören die Deutschen Richard Kuhn (Chemie 1938), Adolf Butenandt (Chemie 1939) und Gerhard Domagk (Medizin 1939) sowie der sowjetische Physiker Andrei Sacharow (Frieden 1975). Auch 2010 blieb der Stuhl des Friedensnobelpreisträgers leer. Das Komitee hatte entschieden, den chinesischen Schriftsteller und Menschenrechtler Liu Xiaobo zu ehren. Doch er saß zu diesem Zeitpunkt wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ im Gefängnis.
Wer bekam den ersten Nobelpreis?
Der erste Physik-Nobelpreis ging 1901 an den deutschen Physiker Wilhelm Conrad Röntgen für seine Entdeckung der X-Strahlen. Auch der erste Medizin-Nobelpreis ging nach Deutschland: Er wurde Emil von Behring für die Entwicklung eines Serums gegen Diphterie verliehen. Mit dem ersten Chemie-Nobelpreis wurde der Niederländer Jacobus H. van´t Hoff ausgezeichnet und mit dem ersten Literatur-Nobelpreis der Franzose Sully Prudhomme. Der Friedensnobelpreis wurde geteilt. Er ging zum einen an Henry Dunant, dem Gründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, und zum anderen an Frédéric Passy, der sich sein Leben lang für den Frieden einsetzte.
Welche Länder haben die meisten Nobelpreisträger?
Mit Ausnahme der Kategorie Literatur haben die USA in allen anderen Kategorien die meisten Nobelpreisträger. 388 sind es insgesamt. Mit großem Abstand auf Platz zwei liegt Großbritannien, das 133 Nobelpreisträger zählt. Dahinter folgen Deutschland mit 109 und Frankreich mit 70 Nobelpreisträgern.
Diese Rangliste spiegelt sich auch in der Verleihung der Nobelpreise 2020 wieder: So ging der Wirtschaftsnobelpreis an die beiden US-Ökonomen Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson. Den Medizin-Nobelpreis teilten sich die US-Amerikaner Harvey J. Alter und Michael Houghton mit dem Briten Charles M. Rice für Entdeckung des Hepatitis-C-Virus. Den Literatur-Nobelpreis erhielt die amerikanische Poetin Louise Glück. Den Nobelpreis für Physik bekamen die US-Amerikanerin Andrea Ghez, der Brite Roger Penrose und der Deutsche Reinhard Genzel für ihre Forschung zu Schwarzen Löchern. Und der Chemie-Nobelpreis ging an die US-Amerikanerin Jennifer A. Doudna und die Französin Emmanuelle Charpentier, die Entdeckerinnen der Gen-Schere Crispr-Cas9.
Wie viele Nobelpreise gingen an Frauen?
Bis Dezember 2020 wurden insgesamt nur 58 Frauen mit einem Nobelpreis ausgezeichnet. Die Bekannteste ist vermutlich bis heute Marie Curie, die einzige Frau, die den Nobelpreis gleich zweimal erhielt. 1903 bekam sie zusammen mit ihrem Mann Pierre Curie und Henri Bequerel den Physik-Nobelpreis, 1911 den Chemie-Nobelpreis. Ihren ersten Preis erhielt sie allerdings nur, weil ihr Mann an das Komitee schrieb, dass sie den gleichen Anteil an der Forschung habe.
Dass nach ihr nur so wenige weitere Frauen ausgezeichnet wurden, ist ein häufiger Kritikpunkt. Immerhin: Zuletzt stieg der Anteil der Frauen. 2009 gab es fünf Preisträgerinnen bei insgesamt 13 Geehrten.
Die erste deutsche Nobelpreisträgerin war 1995 Christiane Nüsslein-Volhard. Hätte sie Kinder gehabt, hätte es nicht dazu gereicht, sagte sei später in einem Interview. Um talentierten Wissenschaftlerinnen mit Kind die nötige Freiheit zu geben, ihre Arbeit weiterverfolgen zu können, gründete sie deshalb eine Stiftung, die den Frauen beim Thema Kinderbetreuung finanziell unter die Arme greift.
Das sind bisherige Friedensnobelpreisträger.