Nutznießer des Debakels Wer sich über das deutsche WM-Aus freuen darf

Wolgograd · Bei aller Enttäuschung über das Vorrunden-Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft: Es gibt auch Profiteure des WM-Debakels.

Einige dürfen sich über das deutsche WM-Aus freuen. Viele heimlich, andere auch ganz offen.

Die nächste Generation: Für den Weltmeister bedeutet das Aus eine Zäsur. Auch personell. Es wäre nicht überraschend, wenn der ein oder andere Weltmeister seinen Rücktritt aus dem Nationalteam bekannt geben oder aussortiert wird. Das bietet Chancen für die nachrückenden Spieler. Leroy Sane und Co. stehen bereit. Die EM 2020 wirft ihre Schatten voraus.

Felix Brych: Der deutsche Schiedsrichter kam erst einmal bei der WM zum Einsatz - darf aber jetzt auf eine Berufung in der K.o.-Runde hoffen. Ihm kann jetzt keine Parteilichkeit mehr vorgeworfen werden. Allerdings sorgte sein erster Auftritt schon für mächtig Wirbel: Trotz einer guten Leistung hatten ihm die Serben bei der 1:2-Niederlage gegen die Schweiz mit drastischen Worten beleidigt und ihn sogar mit einem unsäglichen Kriegsverbrecher-Vergleich belegt. Allerdings: Auch die Serben sind ausgeschieden.

Bundesliga-Klubs: Die deutschen Vereine dürfen mit Blick auf ihre Saisonvorbereitungen zumindest ein bisschen entspannter in die Zukunft schauen. Die deutschen Nationalspieler werden nach einem Urlaub deutlich früher das Training bei ihren Klubs in Angriff nehmen als gedacht. Ob das auch jedem Spieler gefällt? Fraglich. Denn beispielsweise für die Werbetour der Bayern in den USA (23. bis 30. Juli) kommen jetzt auch die deutschen Nationalspieler infrage.

Arbeitgeber: Dürfen Arbeitnehmer während der Arbeitszeit Deutschlandspiele schauen? Diese Frage hat sich nun erledigt. Bis zu 200 Millionen Euro könnte der Schaden durch den Arbeitsausfall während des Deutschlandspiels betragen, schätzte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Insgesamt dürfte das frühe Aus aber sogar Nachteile haben. Vor allem die Gastronomie befürchtet in den restlichen Tagen der WM Einbußen. Und auch Deutschlandfahnen, Seitenspiegel-Überzieher und schwarz-rot-goldene Hasenohren werden nicht mehr wie selbstverständlich über die Ladentheke gehen.

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„Ausgeweltmeistert! Historische Katastrophe!“

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Foto: AP/Frank Augstein

Die WM-Verweigerer: Wer sich für Fußball nicht interessiert, hatte es in den vergangenen Wochen sehr schwer. Noch ist die WM zwar nicht überstanden, der Hype wird allerdings deutlich abflauen. Ärger über betrunkene Deutschland-Fans wird es zumindest in diesem Maße nicht mehr geben.

Andere Sportarten: Tour de France, Wimbledon, Formel 1, Leichtathletik: Der Sportkalender hat auch abseits des Fußballs noch einiges zu bieten. Auch wenn DOSB-Präsident Alfons Hörmann keine große Hoffnungen auf mehr Interesse für andere Sportarten hat, die Organisatoren der Leichtathletik-EM in Berlin (6. bis 12. August) reagierten bereits. Sie zogen Werbeaktionen vor, die eigentlich erst nach der WM stattfinden sollten.

Erzrivalen: Oft mussten sich vor allem die Niederlande und England in den vergangenen Jahren Hohn und Spott aus Deutschland gefallen lassen. Nach dem Vorrunden-Aus kam dies nun zu großen Teilen zurück. "Wir sehen uns am Strand", schrieb die italienischen Corriere dello Sport aus dem Land des nicht qualifizierten Weltmeisters von 2006. Der deutsche Hoffnungsschimmer: Das nächste große Turnier kommt bestimmt.

(areh/SID)
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