Sky bei Bundesliga-TV-Vergabe „unter Druck“ Der Milliardenpoker hat begonnen

Frankfurt/ · Seit Montag können sich die Interessenten an den Medienrechten des deutschen Profifußballs bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) registrieren. Interessenten gibt es viele. Bis zum Mai müssen die großen Scheine auf den Tisch gelegt werden.

Als mögliche Interessenten an den Live-Übertragungen gelten neben den bisherigen Rechte-Inhabern Sky und Dazn auch Amazon, Netflix und die Deutsche Telekom. Selbst Apple, Disney und Google werden gehandelt.

Als mögliche Interessenten an den Live-Übertragungen gelten neben den bisherigen Rechte-Inhabern Sky und Dazn auch Amazon, Netflix und die Deutsche Telekom. Selbst Apple, Disney und Google werden gehandelt.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der Milliarden-Poker hat begonnen. Die Deutsche Fußball Liga hat am Montag den ersten formalen Schritt beim Verkauf der Medienrechte vollzogen: Die Ausschreibung ist angekündigt und die Registrierungsphase gestartet. Vor allem für Sky, seit Jahren der wichtigste Partner und Finanzier der Liga, beginnt jetzt die heiße Phase.

In der Liga dürfte sich mancher schon vor ein paar Wochen die Hände gerieben haben, als Sky beim Poker um die TV-Rechte der Champions League gescheitert war. Denn durch das überraschende Königsklassen-Aus des einstigen Pay-TV-Monopolisten ist eine neue, eine sehr lukrative Position für die Bundesliga entstanden. „Sky muss jetzt handeln“, sagte dazu der Rechte-Experte Kay Dammholz, früher selbst bei der DFL beschäftigt.

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Ähnlich sieht es Karl-Heinz Rummenigge. „Bei der Champions-League-Ausschreibung ist etwas passiert, womit keiner gerechnet hat, dass Sky völlig leer ausgeht“, sagte der Bayern-Boss kürzlich beim Kongress Spobis und fügte an: „Jetzt stehen sie nackt da.“

Nicht nur Rummenigge folgerte daraus für den nun startenden Vergabeprozess: „Das setzt sie dramatisch unter Druck.“ Die Fußball-Übertragungen sind gewissermaßen die Keimzelle des Bezahl-Senders, der vor 29 Jahren unter dem Namen Premiere das erste Spiel live im Pay-TV übertragen hat. Die derzeit 572 Partien der 1. und 2. Bundesliga pro Saison und die Konferenzen gelten als Kern des Unternehmens und wichtigstes Verkaufsargument für die Abonnements.

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Wäre das Unternehmen ohne Bundesliga-Rechte überlebensfähig? Branchen-Experten bezweifeln das und meinen, es gehe für Sky jetzt um Alles oder Nichts. Wirtschaftlich ist es ohnehin schwierig. Seit seiner Gründung hat das Unternehmen nahezu durchgängig Verluste geschrieben. Lucas von Cranach, Geschäftsführer der Plattform „Onefootball“, ist der Meinung, dass in Deutschland „die Rechtehalter nicht profitabel“ arbeiten.

Offensichtlich ist auf jeden Fall der Sparkurs bei Sky, seitdem der Medienmogul Rupert Murdoch die Mehrheit an den Kabelkonzern Comcast verlor. Dem fielen nicht nur zahlreiche Stellen zum Opfer, sondern letztlich auch die Rechte für die Champions League. Sie waren schlicht zu teuer. Jetzt muss das Unternehmen um die Bundesliga kämpfen - und will das auch.

„Sky ist die Nummer 1 für alle Sportfans – heute und in Zukunft“, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. „Grundlage hierfür sind exklusive Sportrechte. Wie in der Vergangenheit auch gehen wir optimal vorbereitet in die kommende Ausschreibung.“

Auch für die Bundesliga sieht Rechte-Experte Dammholz ein „begrenztes Budget von der neuen Mutter Comcast“, wie er auf dem Spobis sagte. Durchschnittlich 876 Millionen Euro pro Jahr zahlt Sky derzeit pro Saison für den laufenden Vierjahresvertrag mit der DFL. Das dürfte bei der neuen Ausschreibung nicht reichen. Die Liga will schließlich immer mehr.

Und die Konkurrenz wird immer schärfer und größer. Das zeigte sich, als Dazn bei der Champions League Sky überbot und auch Amazon sich ein Paket sicherte. Der erst seit 2016 aktive Streamingdienst und der Internetriese gelten ebenso als Interessenten für die Pay-TV-Rechte wie die Telekom, die sich zuletzt EM-Rechte für 2024 gesichert hatte. Selbst Apple, Netflix, Disney und Google werden gehandelt.

Andererseits hat Sky schon einiges überstanden. Etwa 2002 die große Kirch-Krise und das letztlich gescheiterte Experiment des Pay-TV-Neulings Arena in der Saison 2006/2007. Und der Verlust der Champions-League-Rechte hat auch einen Vorteil: Sky hat Geld gespart.

(sid/old)
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