RB-Stürmer Werner ärgert sich über Fehlschuss „Keine Frage, den muss ich reinmachen“

München · Timo Werner haderte. Leon Goretzka auch. Aber ansonsten überwiegen die guten Gefühle nach dem Torlos-Topspiel zwischen Bayern und Leipzig. Mit der Rollenverteilung können die Titelrivalen gut leben.

Timo Werner (r) und David Alaba.

Timo Werner (r) und David Alaba.

Foto: AFP/CHRISTOF STACHE

Hansi Flick konnte am Ende doch noch einen Gewinner der Topspiel-Nullnummer zwischen dem Dauermeister FC Bayern und dem forschen Emporkömmling RB Leipzig benennen: Es sind die Fußballfans in Deutschland. „Die Bundesliga ist dieses Jahr, und das wollen ja alle haben, sehr, sehr spannend“, sagte der Bayern-Coach nach dem abgewehrten Ausreißversuch seiner Münchner beim 0:0.

Bayern (43), Leipzig (42), Dortmund (39) und Gladbach (39), das noch das Nachholspiel gegen den 1. FC Köln in der Hinterhand hat, liegen weiterhin nah beieinander. „Es gibt einige Mannschaften, die die Möglichkeit und die Qualität haben, Meister zu werden“, sagte Flick.

Lächelnd hatte Leipzigs Zauberlehrling Julian Nagelsmann (32) am Sonntagabend die Antwort auf die Meisterfrage im großen Pressesaal der Münchner Arena lieber dem ebenfalls noch titellosen Kollegen Flick (54) überlassen: „Da darfst du antworten.“ Also sagte Flick: „Wir wissen, dass es noch 13 Spieltage sind und dass es noch ein harter Weg wird. Wir versuchen, unsere Position zu halten.“ Das ergäbe am Saisonende den achten Meistertitel nacheinander.

Bayern-Jäger Nagelsmann verließ München trotz vier Pflichtspielen ohne Sieg (inklusive Pokal-Aus) mit einem guten Gefühl: „Wenn wir unsere Power aufs Feld bringen, können wir auch mit den Bayern mithalten. Das ist ein gutes Signal für die Zukunft.“ Eine zu laute Kampfansage verkniff er sich: „Wir müssen nicht Meister werden. Wir würden gerne unter die ersten Vier kommen und uns für die Champions League qualifizieren. Dann haben wir auch unseren Job getan.“

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Foto: dpa/Matthias Balk

Unglücklich wirkten beide Trainer oben auf dem Podium nicht. „Ich bin happy, dass wir die Null gehalten haben“, bemerkte Flick sogar. Für die Leipziger Profis um den bärenstarken Verteidiger Dayot Upamecano zählte vor allem die Art ihres Auftretens in München, das erstmals nicht mit einer Niederlage endete. „Es war kein Meisterschritt. Aber wir mussten eine Reaktion zeigen“, sagte Mittelfeldspieler Konrad Laimer in Bezug auf die Leistungsdelle vor dem Spitzenspiel.

Gehadert wurde so eher individuell statt kollektiv. Leipzigs Torjäger Timo Werner ärgerte sich mächtig über den Fehlschuss frei vor Manuel Neuer. „Keine Frage, den muss ich reinmachen“, sagte der 23-Jährige. Im Liga-Wettschießen mit Robert Lewandowski, das Bayerns Angreifer mit 22:20 Treffern anführt, hätte er sich zum Matchwinner krönen können. Später hatte Leon Goretzka für die Bayern den Sieg auf dem Fuß. Doch der Nationalspieler scheiterte am sehr gut reagierenden RB-Torwart Peter Gulacsi. „Ich muss ihn in die andere Ecke schießen. Normalerweise mache ich den rein“, sagte Goretzka selbstkritisch.

In einem intensiven Topspiel Erster gegen Zweiter gelang so weder den Münchner Serienmeistern noch Leipzigs Jung-Bullen ein meisterliches Ausrufezeichen. Aber beide Titelanwärter dokumentierten mit ihrem unterschiedlichen Spielstil ihr Meister-Potenzial.

Erst agierten die Bayern dominant, aber nach der Pause erarbeiteten sich die Sachsen mit ihrem Überfallfußball ein Chancen-Plus. Von einem „Okay-Ergebnis“ sprach Bayern-Profi Thomas Müller. Schon das Hinspiel in Leipzig (1:1) hatte keinen Sieger.

Mit der unveränderten Rollenverteilung können die Titelrivalen gut leben. Für die Bayern zählte vor allem, vorne zu bleiben. Sie lieben die Pole-Position. „Wir grüßen von der Tabellenspitze“, hob Müller hervor. Ihn ärgerte zwar wie seine Teamkollegen, „dass wir für den dominanten Powerfußball von Bayern den Schalter nicht wirklich gefunden haben“.

Aber Zweifel am Münchner Weg ließ der Vize-Kapitän nicht zu: „Die Formkurve ist exzellent. Wir haben zu Null gespielt und die Tabellenspitze schneller zurückerobert, als es die Fans erhofft haben.“ Kritischer äußerte sich Sportdirektor Hasan Salihamidzic: „Wir müssen sehen, dass wir wieder unser Spiel aufziehen, unser hundertprozentiges Leistungsvermögen abrufen.“

Den Leipzigern wiederum scheint die Verfolgerrolle „wahrscheinlich“ mehr zu taugen als die des gejagten Spitzenreiters, wie Werner zugab. In den Köpfen der RB-Profis seien im Winter schon Titelfeiern herumgespukt, sagte er: „Ich glaube, es hat uns nicht gut getan, vorne zu stehen und als Titelanwärter Nummer eins gehandelt zu werden. Jetzt sind wir Zweiter und können von hinten angreifen.“

(sid/old)
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