Ideen aus „Futopia“ Wie eine bessere Fußballwelt aussehen könnte

Düsseldorf · Das neue Buch „Futopia“ setzt da an, wo die vielfältige Kritik am bestehenden System des Weltfußballs aufhört und liefert konkrete Ansätze und Ideen für einen echten Neuanfang. Was Leser erwarten können.

  Die Sonne geht über dem Förderturm der Zeche Holland und einem Flutlichtmast des Lohrheidestadion in Bochum auf (Archiv).

Die Sonne geht über dem Förderturm der Zeche Holland und einem Flutlichtmast des Lohrheidestadion in Bochum auf (Archiv).

Foto: dpa/Bernd Thissen

Die umstrittene WM in Katar, die Super-League-Pläne des Vorjahres, festgeschriebene Milliarden-Ablösen, destruktive Investoren, der Fan als Kunde – es gibt Vieles im heutigen Fußball, das zu kritisieren ist. Vieles, wo der Profifußball sich völlig enthemmt, meilenweit vom Zuschauer entfremdet und nicht einmal mehr kaschiert, dass er nur noch ein Geschäftsmodell in kurzen Hosen ist. Das Problem ist in der Regel: Die Kritik hört an dieser Stelle auf. Quasi beim „Dagegen“-Schild des Comic-Pinguins. Und genau hier setzt Alina Schwermers lesenswertes Buch „Futopia – Ideen für eine besser Fußballwelt“ an, das jetzt im Werkstatt-Verlag erschienen ist.

Die Sportjournalistin will Lösungen anbieten, die die Sehnsucht vieler nach einem anderen Fußball stillen könnten. Der ambitionierte Begriff der Utopie, den Schwermer, Jahrgang 1991, wählt, ist letztlich auch nicht zu hoch gegriffen. Weil er dokumentiert, was die Autorin fordert: keine Schönheitskorrekturen, die Volkes Stimme kurz besänftigen, aber dem System nicht wirklich weh tun. „Wir müssen klüger kritisieren, mehr verstehen, Kämpfer besser wählen“, fordert Schwermer gleich zu Beginn von uns allen, die den Fußball lieben. Und dafür müssen wir grundlegend neu denken, wenn sich etwas verändern soll. Das ist die stringent durchgehaltene These dieses Buches. „Eine Utopie darf sich nicht um die aktuelle Gesetzgebung scheren. Denn in keinem Königreich ist es gesetzeskonform, den König abzusetzen.“

Das Buch liefert praktische Ansätze. Wie sähe mehr Demokratie aus, mehr Nachhaltigkeit, ein System, in dem das Geld besser verteilt wird und den Fußball dadurch stärkt? Was vom jetzigen System kann als Anregung für morgen dienen? Welche Rolle spielen Technik, Gehaltsobergrenzen, Belohnungsmodelle? Schwermer hat weltweit Ideen gesammelt, entwickelt, streut Interviews mit Experten ein, die wirklich etwas zu erzählen haben. Und sie adressiert mit ihren Ideen und Utopien die Spitze des Männerfußballs genauso wie den Frauenfußball und den Breitensport. Denn überall kann der Fußball besser werden. Und jeder kann ihn selbst in seinem Umfeld besser machen. Sage nach der Lektüre dieses Buches keiner, es mangele an Ideen.

Info Alina Schwermer, „Futopia – Ideen für eine bessere Fußballwelt“, 448 Seiten, Verlag Die Werkstatt, 26 Euro.

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