Bonhof über DFB-Spiel gegen Schweden „Wir kommen weiter“

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbachs heutiger Vizepräsident traf bei der WM 1974 gegen Schweden beim 4:2 in Düsseldorf. Wie damals müssen auch am Samstag in Sotschi gegen die Skandinavier „die wichtigen Tugenden zum Tragen kommen“.

 Unermüdlicher Kämpfer im Düsseldorfer Regen: 1974 machte Rainer Bonhof beim WM-Sieg der Deutschen gegen Schweden ein Tor.

Unermüdlicher Kämpfer im Düsseldorfer Regen: 1974 machte Rainer Bonhof beim WM-Sieg der Deutschen gegen Schweden ein Tor.

Foto: imago/Horstmüller/imago sportfotodienst

Torben Müsel hat einen Traum. Der 18 Jahre alte Stürmer will in der Bundesliga spielen. Darum ist er vom 1. FC Kaiserslautern zu Borussia gewechselt. Am Niederrhein will er sich durchsetzen. Dass er dazu möglicherweise etwas Geduld aufbringen muss, ist anzunehmen. Zuweilen jedoch gehen Entwicklungen im Fußball aber rasend schnell.

Sollte Müsel etwas tiefer eintauchen in die Historie seines neuen Arbeitgebers, wird er im Kontext der Turbo-Karriereschritte auch auf die WM-Geschichte des Vize-Präsidenten Rainer Bonhof stoßen. Er war einst Mitglied der großen Gladbacher Fohlenelf. Im Sommer 1974 war er schon im Urlaub, doch weil sich Wolfgang Weber verletzt hatte, rutschte Bonhof kurzfristig noch ins DFB-Aufgebot. Mit 22 Jahren war er der jüngste Spieler im Team. Und später der jüngste Weltmeister.

Die Aussichten, bei der Heim-WM zu spielen waren zunächst jedoch nicht eben groß. Dann aber kam das 0:1 gegen die DDR. Danach baute Bundestrainer Helmut Schön sein Team um. Bonhof gehörte zu den Neuerungen. Die Legende besagt, dass Franz Beckenbauer seinen Einsatz bei Schön forderte. „Ich habe Franz nie darauf angesprochen, aber auch jeden Fall war ich dann im Team“, sagt Bonhof.

Erst gab es das 2:0 gegen Jugoslawien, Bohnhofs Debüt. Dann kam der 30. Juni 1974, ein verregneter Tag in Düsseldorf. Im Rheinstadion ging es, wie Samstag in Sotschi, gegen die Schweden. Bonhof galt als unermüdlicher Kämpfertyp, genau das war gefragt auf dem tiefen Rasen des Rheinstadions. Auch Berti Vogts war in seinem Element. Dazu kam, dass Schön auf den Düsseldorfer Dieter Herzog setzte. Zwei Gladbacher und ein Fortune – „das Publikum im Rheinstadion hat uns immer wieder angetrieben. Ohne die Zuschauer dort wären wir vielleicht nie Weltmeister geworden“, sagt Vogts.

Rainer Bonhofs Glücksschuss zum 2:2

Sein Gladbacher Teamkollege Bonhof trug mithin ein Tor zum 4:2 bei, und zwar auf seine typische Art: mit einem strammen Schuss nach Ablage von Gerd Müller. Von der Strafraumgrenze sauste der Ball an den linken Pfosten, prallte von da an den rechten und dann zur 2:1-Führung ins Netz. „Es passte alles in der Szene. Das war natürlich ein Glücksschuss, bei dem ich das gesamte Tor genutzt habe“, sagt Bonhof grinsend. Schweden kam noch einmal zurück mit dem 2:2, „aber wir waren total motiviert und haben nicht mehr anbrennen lassen. Es ging ja um alles. Wir hatten noch die Polen vor der Brust und brauchten den Sieg“, sagt Bonhof, der dann gegen die Polen und im Finale gegen die Niederlande Müller jeweils das Siegtor auflegte.

Der Sieg gegen Schweden schweißte 1974 das DFB-Team entscheidend zusammen, so soll es auch am Samstag sein, hofft Bonhof. „Der Fußball hat sich verändert, aber die wichtigen Tugenden gelten noch immer und die müssen jetzt zum Tragen kommen. Ich glaube, dass eine Reaktion vom deutschen Team kommt, wenn es geärgert wird“, sagt der Gladbacher. „Ich mache mir keinen Kopf darüber, dass wir vorzeitig scheitern. Wir kommen weiter.“ Das Schweden-Spiel von einst kann eine Anleitung zum Glücklichsein sein. Für das DFB-Team. Und auch für den jungen Herrn Müsel.

(kk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort