Borussia Mönchengladbach De Camargos Tore sind 20 Millionen Euro wert

Mönchengladbach · Der Brasilianer mit dem belgischen Pass schießt die wichtigen Treffer. Er brachte sein Team in der Europa League eine Runde weiter.

Borussia Mönchengladbach: Igor de Camargo - der Mann für wichtige Tore
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Igor de Camargo – Gladbachs Mann für die wichtigen Tore

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Da stand er nun, der gute Igor de Camargo, und lächelte zufrieden. Er genoss den Abend. Zunächst hatte er nur auf der Bank gesessen, "das war die Entscheidung des Trainers, die ich akzeptieren muss". Und dann hatte er als Joker ganz allein das 2:0 gegen AEL Limassol herausgeschossen. Borussia Mönchengladbach steht damit vorzeitig in der K.o.-Runde der Europa-League.

Abstieg verhindert, Europa League gesichert

Natürlich weiß Igor de Camargo, was solche Tore wert sind. Viel Geld und viel Prestige. Er weiß auch, dass er in den vergangenen 18 Monaten einige solcher Tore geschossen hat: gegen Bochum in der Relegation im Mai 2011, womit er Borussias Aufstieg nach Europa überhaupt möglich machte, weil es den nationalen Abstieg verhinderte. Und vergangene Saison das 2:1 in Leverkusen, mit dem die Gladbacher quasi Europa buchten. Alles in allem kann man diese drei Tore auf einen Gesamtwert von rund 20 Millionen Euro taxieren.

Dass Stadionsprecher Torsten Knippertz de Camargo als "unseren Mann für die wichtigen Tore" ankündigte, wird zur Legendenbildung ebenso beitragen wie die Tatsache, dass de Camargo vorab einem Phyisotherapeuten erzählt hat, er werde "heute zwei Tore machen".

Igor de Camargo verkörpert auf gewisse Weise die Borussia der Gegenwart, die ihren Fußball mehr arbeitet als zelebriert: So richtig lieb haben ihn die Fans nicht, denn er ist kein Zauberer wie Marco Reus und auch kein Sonnyboy wie Dante. Und doch müssten sie ihm eigentlich ein Denkmal setzen wegen seiner Tore. De Camargo, 2010 für vier Millionen Euro aus Lüttich gekommen, ist ein pragmatischer Stürmer, nicht immer glanzvoll, aber einer für die großen Momente. Das lässt ihn im Alltag des Fußballs manchmal unscheinbar wirken. Deswegen wollte der Held des Abends auch weniger über mögliche hübsche Lose im Europapokal diskutieren, sondern lieber über den FC Augsburg, bei dem Borussia morgen spielt.

"Ich will da auch Tore schießen — und von Anfang an spielen", sagte de Camargo. Eine Garantie hat er nicht. Sein Problem: Er hat sich als Joker einen Namen gemacht, schon gegen Bochum und in Leverkusen traf er nach einer Einwechslung. "So einen Mann auf der Bank zu haben, ist immer gut", sagte Mit-Stürmer Patrick Herrmann.

Eigentlich hatte man in Gladbach andere für Heldentaten im Auge. Doch Luuk de Jong, der Niederländer, 12 Millionen Euro teuer, ist gerade erst wieder im Reha-Training nach seiner Verletzung. Auch Granit Xhaka, der ambitionierte Schweizer, neun Millionen Euro teuer, ist bislang nur eine Randfigur. Abwanderungsgedanken, die ihm nachgesagt werden wegen seiner unbestimmten Situation, hat de Camargo nicht. "Ich will in Gladbach bleiben", stellte er fest. Aber auch, dass er eigentlich immer spielen will. Ob er das auch morgen in Augsburg darf, darauf wollte sich Trainer Lucien Favre noch nicht festlegen. Einen Europapokal-Helden ohne Stammplatzgarantie zu haben, das ist durchaus Luxus.

(RP/seeg/csr)
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