Mönchengladbach Polizei: Fan-Gewalt hat deutlich abgenommen

Mönchengladbach · 500 gewaltsuchende und -bereite "Fans" soll Borussia haben, Köln 330. Doch die Zahlen aus einer zentralen Polizeistatistik geben kaum Auskunft über das tatsächliche Gefährdungspotenzial, sagen Experten.

 Es gibt Borussia-Fans, die aus der Rolle fallen. Doch die sind in der Minderheit. Die meisten Gladbach-Freunde feiern lieber friedliche Fußball-Feste.

Es gibt Borussia-Fans, die aus der Rolle fallen. Doch die sind in der Minderheit. Die meisten Gladbach-Freunde feiern lieber friedliche Fußball-Feste.

Foto: Reichartz

Bei der "Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze" (ZIS) der Polizei gibt es eine Statistik über gewalttätige Fans der Bundesligaklubs. Ginge man nur nach den Zahlen, läge Mönchengladbach auf Platz sechs der Randale-Tabelle.

400 gewaltsuchende und 100 gewaltbereite Anhänger soll Borussia Mönchengladbach nach Informationen der Bildzeitung haben, Köln dagegen "nur" 150 Gewaltsuchende und 180 Gewaltbereite. Das wäre in der Rangfolge Platz 15.

Doch aus den Zahlen eine Tabelle der Gewalt zu machen, findet Thomas "Tower" Weinmann, Borussias Fanbeauftragter, "nicht nur falsch, sondern auch gefährlich". Auch Polizeisprecher Peter Spiertz hält den Ansatz schlichtweg für "Unsinn". "Jedes Bundesliga-Spiel wird bei uns für sich bewertet. Da spielen viele Kriterien eine Rolle, aktuelle Erkenntnisse wie damals der Fahnenklau der Kölner beispielsweise", sagt er.

Das Derby 1. FC Köln gegen Mönchengladbach galt immer als Hochrisikospiel, Begegnungen zwischen Frankfurt und Borussia nicht. Dabei führen die Frankfurter die Tabelle mit 500 gewaltsuchenden und 130 gewaltbereiten Fans an. "Bei uns in Mönchengladbach gibt es einen eklatanten Rückgang an Straftaten in puncto Fan-Gewalt", sagt Spiertz, der während der WM als Pressesprecher bei der ZIS arbeitete. Das liege auch an der guten Zusammenarbeit mit dem Fan-Projekt. "Die Kommunikation zwischen Verein, Fans und Polizei ist wichtig — und hat bei uns Tradition", sagt Matthias Neumann vom Fanprojekt.

Wie jede Statistik müsse man auch die ZIS-Statistik hinterfragen, sind sich Weinmann und Spiertz einig. "Beim letzten Derby gegen Köln wurden beispielsweise 176 Betretungsverbote ausgesprochen, nur 52 davon galten für Mönchengladbacher, alle anderen galten Kölnern", berichtet Spiertz.

Auch eine andere Zahl verdeutliche die Dimension, sagt Bernhard Nießen, Borussias Sicherheitsbeauftragter. "54 Personen, die als Borussen-Fans gelten, haben derzeit bundesweites Stadionverbot — insgesamt sind es 3000 Stadionverbote. Mit dem Anteil von 1,8 Prozent liegen wir weit unter dem Durchschnitt der Liga", sagt Nießen. "Aber", fügt er an, "jedes Stadionverbot ist eins zu viel."

Für Weinmann sind die "gewaltsuchenden Fans", von der Polizei als Kategorie C definiert, "die gefährlichsten". So sieht es auch Nießen: "Unsere Ultras werden vornehmlich als B-Fans eingestuft, nur eine Handvoll werden der Kategorie C-Fans zugeordnet, also als gewaltsuchende Fans. Diese Personen, die ich nicht als ,Fans' bezeichne, sind es doch, die uns Probleme machen", sagt er.

"Nimmt man nur die Zahl dieser C-Fans, um eine Rangliste der Erst- und Zweitligavereine zu erstellen, landet Borussia auf Platz 13 der Tabelle", weiß Weinmann. Zudem müsse man solche Zahlen auch in ein Verhältnis zur Größe der Fanszene setzen. "Borussia hat eine große Fanszene, die fast überall als friedlich und sympathisch wahrgenommen wird. Deshalb ärgert uns eine so unreflektierte Auflistung", sagt Weinmann.

(RP/rl)
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