Borussia Mönchengladbach Ter Stegen will aus seiner Krise lernen

Fussball · Gegen Limassol produzierte Borussias Torhüter wieder einige Fehler. Er selbst sieht jedoch eine aufsteigende Tendenz.

Borussia Mönchengladbach: Igor de Camargo - der Mann für wichtige Tore
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Igor de Camargo – Gladbachs Mann für die wichtigen Tore

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Es war schon kurz vor zwölf, als Marc-André ter Stegen noch einmal die Interview-Zone im Borussia-Park betrat. Rund 20 Minuten vorher rauschte Borussias Torhüter schon einmal mit versteinerter Miene von links nach rechts — der 20-Jährige musste nach dem Europapokal-Erfolg gegen Limassol noch zur Dopingprobe. Bis er dann endlich vor den versammelten Journalisten stand, hatte er viel Zeit, das soeben Erlebte zu verarbeiten, doch so wirklich weit war er darin wohl nicht gekommen. Mit stoischem Gesichtsausdruck und sichtlich gereizt stand der Torhüter da und erklärte seine Sicht der Dinge.

Die Pfiffe zum Beispiel, die schon ziemlich früh aus dem Publikum auf die Mannschaft einprasselten — ter Stegen hatte sie als letzter Mann vor der Nordkurve deutlich vernehmen können. Nach der ersten Hälfte, die aus Borussias Sicht spielerisch unterirdisch verlief, wurde das Team mit einem Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet. Ter Stegen wandte sich der Kurve zu, applaudierte und zeigte den Daumen nach oben.

War es ehrlicher Dank für den übergroßen Teil der Fans, die die Mannschaft unterstützten? Oder beißende Ironie gegen die unzufriedenen Anhänger? "Natürlich habe ich mich für die Unterstützung in der ersten Halbzeit bedankt", betonte der Keeper am nächsten Morgen. "Es ist schade, dass es anders rübergekommen ist als gemeint." Für die Pfiffe der Fans hatte der Keeper dennoch wenig Positives übrig. "Die Leute müssen sich dran gewöhnen, dass ein Sieg auch gegen einen solchen Gegner kein Selbstläufer für uns ist. Uns wird nichts in den Weg geschmissen. Aber wenn die Leute meinen, sie müssen pfeifen, sollen sie das tun", sagte er. "Wir dürfen uns davon nicht beeindrucken lassen." Genau das passierte aber. Nach rund einer halben Stunde hatte der junge Torhüter seine unkonzentrierten Mitspieler zusammengestaucht. Und produzierte dann plötzlich selber einige Unsicherheiten. Eine hätte sogar zum Gegentor führen können, doch bei ter Stegens verunglückten Faustabwehr landete der Kopfball knapp neben dem Tor. "Vielleicht muss ich da besser hingehen", sagte er .

Trotz allem — ter Stegen sieht eine aufsteigende Linie in seinem Spiel. "In den vergangenen Wochen waren ein, zwei Spiele Mist", sagte er. "Aber jetzt zeigt die Kurve wieder nach oben." Gegen Limassol konnte er diese These nicht bestätigen — zu unsicher war sein Auftritt gegen die zweitklassigen Zyprer, zu viele Fehler produzierte der 20-Jährige auch schon in den Spielen zuvor. Es ist ein kleiner Teufelskreis, aus dem der Keeper gerade nicht herauskommt. Er denkt viel, lässt aber nichts an sich heran, wirkt dadurch ein wenig überheblich — was gerade nach schlechten Leistungen schon arrogant und unsympathisch wirkt.

Dabei hat ter Stegen trotz seines jungen Alters schon so viel erlebt. Er hat mit Glanzparaden den Abstieg verhindert, er hat Borussia in die Champions-League-Quali geführt. Mit Vereins-Krisen und -Erfolgen kann der 20-Jährige also gut umgehen. Nun wird es Zeit, dass er seine eigene persönliche Krise überwindet. Zum Beispiel morgen gegen Augsburg. "Es ist eine Phase, in der ich lernen und mich entwickeln kann", sagte der Keeper. Für Borussia dauert sie hoffentlich nicht mehr so lange.

(RP/url)
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