Klartext vom Leverkusener Kapitän Lars Bender vermisst die Überzeugung bei Bayer 04

Leverkusen · Nach dem glücklichen 2:2 gegen Hannover war Lars Bender einer der wenigen Spieler, der sich kritischen Fragen stellte. Der 29-Jährige sagt der Werkself ein „schwieriges Jahr“ voraus und nimmt einmal mehr seine Teamkollegen in die Pflicht.

Lautsprecher: Lars Bender versuchte immer wieder, seine Mitspieler in den schwachen Phasen gegen Hannover 96 wachzurütteln.

Lautsprecher: Lars Bender versuchte immer wieder, seine Mitspieler in den schwachen Phasen gegen Hannover 96 wachzurütteln.

Foto: imago/Jan Huebner/Jan Huebner/Ulrich

Vor rund fünf Wochen hatte Lars Bender bereits schon einmal genug. Nach dem 1:3 in München konstatierte er, dass sich die Werkself „noch im Urlaubsmodus“ befinde. Es war die dritte Niederlage im dritten Ligaspiel. Seitdem hat sich die Lage nur unwesentlich verbessert. Das 2:2 (1:1) gegen Hannover 96 war nicht der erhoffte Befreiungsschlag – und schon gar nicht der Auftakt zu der ersehnten Aufholjagd Richtung oberes Tabellendrittel. Im Gegenteil: Der Punkt gegen keinesfalls überragende Niedersachsen ist viel zu wenig für die Ambitionen von Bayer 04.

Entsprechend angefressen war der Kapitän nach dem Schlusspfiff einer „schwierigen Partie“, wie er es umschrieb. „Nach dem 0:1 haben wir extrem die Spielkontrolle verloren und dürfen uns nicht beklagen, wenn wir noch das 0:2 kassieren.“ Doch er war es, der das 1:1 erzielte, das aber nur 20 Spielminuten bestand hatte, ehe der erneute Rückstand folgte. „Solche Situationen haben wir jetzt schon zu oft gehabt“, beklagte Bender, der einer der besseren Spieler bei dem alles andere als berauschenden Remis war. „Das ist natürlich zu wenig. Wir hatten uns definitiv einen Sieg vorgenommen.“

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Dann sagte er einige Sätze, die aufhorchen ließen. „Das wird ein brutal schwieriges und hartes Jahr für uns. Das müssen wir jetzt annehmen“, betonte der gebürtige Rosenheimer. Vom Saisonziel Champions League müsse man nach acht Punkten nach acht Spieltagen nicht sprechen. „Es kann sich alles in jede Richtung entwickeln, aber das spielt im Moment überhaupt keine Rolle. Es geht darum, Spiele zu gewinnen – und da tun wir uns einfach unglaublich schwer.“

Auf die Frage, was der Werkself im Moment fehle, nannte der Torschütze zum 1:1 vor allem: „Überzeugung“. Er wolle das aber nicht mit Mentalität oder Einstellung verwechselt wissen, betonte er. Es sei gerade in der derzeitigen Situation wichtig, „bei jedem Zweikampf, Torschuss, Pass und Dribbling mit einhundertprozentiger Überzeugung reinzugehen“. Jeder müsse jetzt Verantwortung übernehmen, sich hinterfragen und hart an sich arbeiten. „Es geht nicht nur darum, sein eigenes Tor verteidigen, sondern auch in der Offensive die richtigen Entscheidungen treffen.“

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Es braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, wenn Bender mit seiner Ansprache meinen könnte. Julian Brandt zum Beispiel, der zwar das 1:1 auflegte, sonst aber in seinen Offensivaktionen meist viel zu fahrig agierte. Oder Mitchell Weiser, der nicht nur vor dem 1:2 indisponiert wirkte. Oder Wendell, der nach sieben Minuten einen Elfmeter kläglich vergab und dem Kapitän auch danach immer wieder Gelegenheiten für etwas lautere Dispute auf dem Platz gab.

Als Bayer 04 beim Gastspiel in Düsseldorf nach schwacher Leistung mit einem 0:0 in die Halbzeit ging, war es der 29-Jährige, der das Team mit einer leidenschaftlichen Ansprache wachrüttelte. Dieser Effekt ist erstaunlich schnell verflogen. Auch das lässt unschöne Rückschlüsse auf die Überzeugungskraft innerhalb der Mannschaft zu, die Benders Prognose zu einer immer größer werdenden Wahrscheinlichkeit machen: Es wird kein einfaches Jahr für Bayer 04 Leverkusen.

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