Ergebnis des Sport-Gipfels NRW will mehr als 300 Zuschauer erlauben

Düsseldorf · In Nordrhein-Westfalen dürfen wohl schon ab der kommenden Woche und damit rechtzeitig zum Bundesliga-Saisonstart mehr als die landesweit bislang erlaubten 300 Zuschauer in die Stadien und Sportarenen.

 Armin Laschet. (Archiv)

Armin Laschet. (Archiv)

Foto: dpa/Oliver Berg

In Nordrhein-Westfalen sieht die Coronaschutzverordnung vor, dass höchstens 300 Zuschauer an Sportveranstaltungen teilnehmen dürfen – egal wie groß die Halle oder das Stadion ist. Sportarten wie Handball, Eishockey oder Basketball sahen sich dadurch in ihrer Existenz bedroht und baten die Politik um schnelle Lösungen. Nun hat sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitag mit Vertretern von Sportvereinen und Verbänden zu einem digitalen Sport-Gipfel getroffen. Mit dem Ergebnis, dass die allgemeine Begrenzung auf 300 Zuschauer bei regionalen Ligen und bei regionalen, nationalen sowie internationalen Sportwettkämpfen aufgehoben werden soll.

Wie viele Zuschauer eine Sportveranstaltung vor Ort sehen dürfen, soll künftig von den spezifischen Begebenheiten vor Ort, der Hallengröße und der Infrastruktur abhängen. Es soll eine prozentuale Regelung gemessen an der Kapazität der Sportstätten geben. In Fußballstadien könnten also 1000 Zuschauer erlaubt sein, in anderen Hallen mehrere Hundert, sagte Laschet. „Aber es wird keine vollen Sportstätten geben“, sagte Laschet auch. Das Landeskabinett soll am Dienstag über eine entsprechende Änderung der Coronaschutzverordnung beraten und sie in geltendes Recht umsetzen.

 Bei bundesweiten Sportligen sei es weiterhin das Ziel, auch bundesweite Lösungen für die Zuschauerfrage zu finden. Auch wenn daher noch nicht ganz klar ist, mit wie vielen Besuchern Bundesligisten in Fußball, Eishockey oder Handball rechnen können, seien die Ergebnisse des Treffens gut für den Sport, befand Stefan Adam, Geschäftsführer des Eishockey-Erstligisten Düsseldorfer EG. „Es ist positiv, dass die Politik den Sport nicht in der Luft hängen lässt und dass sich etwas in der Zuschauerfrage bewegt“, sagte Adam. Vor allem sei es im ersten Schritt sehr wichtig, dass die bisher unnachvollziehbare Grenze von 300 Zuschauern fallen soll. Als DEL-Klub stelle sich noch die Frage, wie eine mögliche bundesweite Regelung aussehen wird. „Wir könnten die potenzielle neue NRW-Regelung rein logistisch sicherlich verantwortungsbewusst umsetzen. Ein mit dem Gesundheitsamt abgestimmtes Hygienekonzept für den ISS Dome liegt bereits vor, das den Anforderungen entsprechend anpassbar ist“, sagt Adam.

Auch Peter Frymuth, DFB-Vizepräsident und Präsident des Westdeutschen Fußballverbandes, sieht die Ergebnisse des Sportgipfels äußerst positiv. Vor allem für die Vereine der Regionalliga West, die keine Bundesspielklasse ist und keine Einnahmen aus TV-Geldern hat, sei es wichtig, am Fördertopf des Landes partizipieren zu können. „Was uns aber besonders freut ist, dass die Fans in Teilen zurückkehren dürfen. Viele Vereine haben bereits ein Konzept für ihren Standort erarbeitet und mit den Gesundheitsämtern abgestimmt. Sobald die neue Verordnung vorliegt, können diese nun über Zuschauer in den Stadien entscheiden“, sagt Frymuth. Die Vereine könnten dann ihre Zuschauerzahl schon zeitnah anpassen, das sei ein gutes Signal für alle Regionalliga-Teams, aber auch für Vereine anderer Sportarten.

Eine genaue Angabe über die Zuschauerzahl könne man nicht machen, da die Kapazitäten der verschiedenen Hallen sehr unterschiedlich seien, sagte Laschet. In großen Fußballstadien könne man die Abstandsregeln leichter einhalten, als in kleinen Turnhallen. Viele Verbände und Vereine hätten bereits Hygienekonzepte erarbeitet. „Wir werden über das Wochenende arbeiten, um passgenaue Konzepte für alle Sportarten zu finden“, sagte Laschet. Viele Landesverbände, Vereine sowie der Landesportbund NRW hätten bereits gute Arbeit geleistet und Hygienekonzepte erstellt. Die Kernbotschaft des Sportgipfels aber sei: „Ab nächster Woche dürfen mehr als 300 Zuschauer Fußball, Handball, Volleyball, Eishockey – all die Sportarten, die wir in Nordrhein-Westfalen haben – persönlich erleben.“

Die Fußballvereine aus den Profiligen hoffen nun auf mehrere Tausend Zuschauer in den Arenen. „Das sind sehr positive Signale, die uns heute vom NRW-Sportgipfel erreicht haben. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und sind darauf vorbereitet, eine entsprechende Zahl an Fans ins Stadion zu lassen. Wir warten jetzt auf die definitiven Entscheidungen, mit denen wir arbeiten können“, sagte Fortunas Marketingvorstand Christian Koke.

Beim 1. FC Köln seien verschiedene Konzepte mit 9000 und 23.000 Zuschauern vom Gesundheitsamt als tragfähig eingestuft worden, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle der Deutschen Presseagentur. Nun werde man wieder das konkrete Gespräch suchen, um zu schauen, wie viele Besucher beim Liga-Auftakt am 19. September gegen Hoffenheim erlaubt sind. „Ich gehe mal von 5000 bis 10.000 aus“, sagte Wehrle.

Die Landesregierung will die Ausgangslage in der Corona-Pandemie für die Sportvereine aber nicht nur über die Zulassung von Fans verbessern. Um drohende Insolvenzen durch den bisherigen Ausfall von Zuschauereinnahmen abzuwenden, wird die Landesregierung zudem ein zusätzliches Hilfspaket in Höhe von 15 Millionen Euro auflegen. Über die „Sofort-Hilfe Sport“ standen den Vereinen in den vergangenen Monaten bereits zehn Millionen Euro zur Verfügung.

„Damit ist auf unsere Forderung eingegangen worden, viele Vereine der unteren Ligen nicht durch das Raster fallen zu lassen, die ohne die Ticketverkäufe aus Zuschauereinnahmen dauerhaft nicht existieren können“, sagte Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes.

Sport-Staatssekretärin Andrea Milz sagte: „Wir greifen unseren Sportvereinen tatkräftig unter die Arme. Sie erhalten die notwendige Unterstützung, damit Sport auf allen Ebenen auch nach der Corona-Pandemie weiterhin möglich ist. Dabei sind die ehrenamtlichen Aktivitäten das Rückgrat der Vereine. Dass hier die Hilfe ankommt und nachhaltig wirken kann, ist mir besonders wichtig.“

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