Nach Meisterschaftsgewinn Freudentränen beim Düsseldorfer HC

Düsseldorf · Bei den Spielerinnen des Düsseldorfer HC ging es nach dem gewonnenen Finale um die deutsche Hallenhockey-Meisterschaft emotional zu. Gemeinsam mit ihren Fans tanzten sie nach dem 4:1 über den Club an der Alster auf Wolke sieben. Der vierte Meistertitel in Folge lässt keine Zweifel daran, wer die Nummer eins in der deutschen Hockeyszene ist.

 Die Düsseldorfer Spielerinnen mit den Trainern nach dem Endspielsieg.

Die Düsseldorfer Spielerinnen mit den Trainern nach dem Endspielsieg.

Foto: IMAGO/Jan Huebner/IMAGO/Kai Peters

Gemeinsam mit ihren Fans tanzten die DHC-Frauen nach dem 4:1-Endspielsieg gegen den Club an der Alster auf Wolke sieben. Der vierte Meistertitel in Folge lässt keine Zweifel daran, wer die Nummer eins in der deutschen Hockeyszene ist. Dabei trafen die Oberkasselerinnen diesmal auf eine ungewohnte Situation. In den vergangenen Jahren galten die Hamburgerinnen sowie der Mannheimer HC als gleichwertige Kontrahentinnen. Auf entsprechend viele Schultern war die Favoritenbürde verteilt. Bei dieser Endrunde waren die Vorzeichen jedoch eindeutig.

Bei den Gegnern fehlten einige Schlüsselspielerinnen, sei es, dass sie bereits auf Länderspielreise Richtung Australien oder verletzt waren, wie Alsters Top-Torjägerin Lisa Altenburg (Handbruch). Der DHC, bei dem bis auf Tessa Schubert und Lilly Stoffelsma alle an Bord waren, meisterte die Herausforderung, die Last allein tragen zu müssen. Und das äußerst souverän. Basis waren die bärenstarke Defensive sowie die Nervenstärke.

Der Nachteil für das vorwiegend unparteiische Publikum in der Frankfurter Ballsporthalle: Hurra-Hockey war gegen die sich vor dem eigenen Torraum verbarrikadierenden Gegner nicht möglich. Geduld war gefragt. Und Konzentration, sich nicht doch einen Konter einzufangen. Von Stürmerin Elisa Gräve, die immer wieder das Eins zu Eins suchte und die gegnerische Defensive permanent in Alarmbereitschaft hielt, bis zu den Defensivspezialistinnen Annika Sprink, Pia Lhotak, Maike Schaunig und Clara Ycart – deren Ballbehandlung und Übersicht wieder einmal eine Augenweide war – hielt das Bollwerk.

Im Halbfinale blieb der DHC beim 4:0 sogar ohne Gegentreffer. „Wir konnten uns bei der Endrunde mal wieder auf unsere Abwehrarbeit verlassen“, bilanzierte Annika Sprink. „Dabei hatten wir uns während der Saison schon Gedanken gemacht, ob die Defensive so stark ist, wie in den Spielzeiten zuvor. Am Wochenende haben wir aber gezeigt, dass unser Haus noch steht.“ Dem konnte Maike Schaunig nur zustimmen: „Genau. Wir haben hinten tierisch geackert und das letztlich souverän über die Platte gebracht.“

Das Fundament, damit der alte auch der neue Deutsche Meister ist, legte die qualitative Breite des Kaders. Und dennoch tanzte am Wochenende eine DHC-Akteurin allen voran: Selin Oruz war von der Mannschaft mit einer Krone kurzerhand in den Adelsstand versetzt worden. Die Spielführerin feierte aber nicht nur ihren 26. Geburtstag, sie war auch Königin des Turniers. Die Organisatoren zeichneten die Nationalspielerin als beste Spielerin der Endrunde aus. Es dürfte keinen Quadratmeter auf dem Spielfeld gegeben haben, den die laufstarke Spielmacherin nicht beackert hätte. „Der Titelgewinn freut mich auch für unseren Klub, dem man etwas zurückgeben kann“, reichte Oruz das Zepter weiter. Daher war es für das Geburtagskind auch keine Frage, am Sonntagabend zur Meisterfeier mit ins DHC-Klubhaus nach Oberkassel zu fahren. Am Montag trat sie in aller Frühe die Rückfahrt nach Frankfurt an, von wo es gemeinsam mit Sarah Strauss, Maike Schaunig, Lisa Nolte und Torhüterin Nathalie Kubalski zur Länderspielreise nach Sydney ging.

Vier Titel, das sättigt. Könnte man meinen. Selin Oruz stellt klar, dass im Trophäenschrank des DHC noch Platz ist. Eine Meisterschaft gehöre keineswegs zur neuen Normalität bei den Titelsammlerinnen. Das verdeutlichten die Freudentränen der zweiten Krönchenträgerin. Denn auch Lisa Nolte feierte Meisterschaft und Geburtstag (22) an einem Tag. „Es ist eben ein sehr emotionaler Moment, wenn man ein großes Ziel nach so einem anstrengenden Spiel erreicht“, so Nolte nach dem Finalsieg. „Da ist die ganze Anspannung abgefallen, die sich während der Hallensaison aufgebaut hatte.“ Schließlich sei nicht immer alles glatt gelaufen, Leistungsabfälle hätten zu Durchhängern geführt. „Jetzt aber bin ich einfach nur stolz auf dieses Team und die geile Mannschaftsleistung. Es ist der vierte Titel infolge - ein überragendes Gefühl.“

Lisa Nolte verweist auf den „idealen Mix“ aus Jüngeren und Erfahrenen, von dem jede Spielerin profitiere. „Durch die große qualitative Breite im Kader lernt die eine von der anderen, nicht nur im Spiel, auch im Training. Das ist ein wesentlicher Schlüssel unseres Erfolges. Dann kommen noch die Erfahrungen hinzu, die wir bei Spielen mit den verschiedenen Nationalmannschaften sammeln. Jedes Spiel prägt einen aufs Neue. Obwohl wir ein junges Team sind, verfügen wir daher über vergleichsweise viel Erfahrung.“ Was nicht heißen soll, dass Lernprozesse abgeschlossen sind. „Da ist immer Luft nach oben. Ich übernehme gerne Verantwortung“, sagt die ehemalige Spielführerin der U21-Nationalmannschaft. In eine Führungsrolle zu wachsen, sei ein kontinuierlicher Prozess. Ein Vorbild, wie das funktionieren kann, ist die vier Jahre ältere Selin Oruz, von der sich Lisa Nolte nach ihrem Wechsel vor fünf Jahren von Krefeld nach Düsseldorf einiges abgeschaut hat.

Wer lauter Qualität um sich weiß, wächst schneller. Dann kann eine Spielerin, die am Anfang ihrer Karriere steht und noch Zeit zum Reifen braucht, über Nacht zur festen Größe werden. Wie Rike Heusgen. Die 17-Jährige nahm bei den Final Four den Schläger fest in beide Hände, legte jegliche Scheu vor großen Namen ab und zeigte, welches Talent in ihr steckt. Vermutlich war der Gewinn des Blauen Wimpels nicht das letzte Meisterstück von Rike Heusgen. Im Trophäenschrank des DHC ist ja noch Platz.

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