Verband will Hockeypark stärken Was der WM-Titel für die Hockey-EM in Mönchengladbach bedeutet

Analyse | Hockey · Der Weltmeistertitel der Hockeyherren in Indien ist nicht nur beste Werbung für den Sport, sondern auch für die kommende Europameisterschaft in Mönchengladbach, die im August stattfindet. Mit einer „Eventoffensive“ will der Deutsche Hockey-Bund wieder mehr Hockey in die Stadt bringen.

 Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft feiert den WM-Sieg in Indien.

Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft feiert den WM-Sieg in Indien.

Foto: WorldSportPics/Frank Uijlenbroek

Den Weltmeistertitel feierten die deutschen Hockeyherren am Sonntagabend ausgiebig im indischen Bhubaneswar, in den Köpfen war allerdings auch Mönchengladbach bereits präsent. Zumindest bei Martin Schultze, dem Sportdirektor des Deutschen Hockey-Bundes (DHB), der darauf verwies, nun mit „Freude in die Zukunft“ zu blicken, „in Richtung Europameisterschaft im Sommer.“

Diese findet vom 18. bis zum 27. August für die Herren und Damen bekanntermaßen im Mönchengladbacher Hockeypark statt – und die deutschen Hockeyherren treten nun nicht nur als Heimteam, sondern mit dem schmückenden Status des Weltmeisters an. Das dürfte gewiss ein paar Attraktivitätspunkte mehr einbringen. Der deutsche WM-Auftritt war daher nicht nur beste Werbung für den Sport, sondern ebenso für das EM-Event in Mönchengladbach.

Mit dem Weltmeister-Titel im Rücken soll die Mannschaft nun verstärkt in die Vermarktung eingebunden werden. „Das ist ein Zugpferd für alles, was kommt“, sagt Niclas Thiel, kaufmännischer Vorstand beim DHB. Er fügt an: „Ich bin zuversichtlich, dass wir in Gladbach eine volle Hütte haben werden.“

Insbesondere die Art und Weise der deutschen Siege brachte dem Team öffentlich einiges an Aufsehen: Sowohl im Viertel- und Halbfinale als auch im Endspiel drehte das DHB-Team einen 0:2-Rückstand – im Finale besiegte die Mannschaft von Trainer André Henning Belgien nach Penaltyschießen mit 5:4. „Mehr Spannung geht nicht“, sagt Thiel, „ich würde mir nur wünschen, dass die Spiele öfter in den öffentlich-rechtlichen Medien zugänglich wären.“

Denn die Spiele der Weltmeisterschaft gab es nur beim Bezahlanbieter DAZN per Stream zu sehen. Die Übertragungsrechte liegen jeweils beim Europäischen Hockey-Verband (EHF), für die Heim-EM ist dem DHB jedoch sehr daran gelegen, dass vor allem die deutschen Spiele ohne Bezahlangebot empfangbar sind. Und das wird laut Thiel auch so kommen: Entweder im Stream oder teilweise im Free-TV. Die Verhandlungen dazu laufen noch. Der WM-Auftritt dürfte die Position des DHB gestärkt haben.

Denn das Turnier hat ebenfalls gezeigt: Die besten Nationen im Hockey kommen aus Europa – Belgien, die Niederlande und Deutschland füllten drei von vier Halbfinalplätze bei der WM; hinzu kam Australien. „Die Topteams der WM sind alle im August in Mönchengladbach“, sagt Thiel, „die Weltspitze ist bei der EM dabei. Das ist eine super Grundlage.“ In der Gruppenphase trifft das deutsche Herrenteam bereits auf die Niederlande. „Bei den Damen ist es nicht anders. Die Finalpaarung bei der EM waren zumeist Deutschland gegen die Niederlande“, fügt Thiel an.

Mit den Grambusch-Brüdern Tom und Mats haben auch zwei gebürtige Mönchengladbacher gehörigen Anteil am WM-Erfolg, Mats Grambusch gar als Kapitän. Der Standort Mönchengladbach – als Heimat des DHB – steht zudem im Mittelpunkt einer neuen Strategie, die der Verband als „Eventoffensive“ bezeichnet. Thiel sagt dazu: „Wir wollen uns wieder als Ausrichterland qualifizieren und den Zuschlag für internationale Großereignisse wie EM oder WM erhalten. Wir wollen eine hohe Sichtbarkeit für den Sport erzielen.“

Der DHB bekam bereits den Zuschlag für die Hallen-EM der Damen 2024 und für die Hallen-EM der Herren 2026. Für 2025 bewirbt sich der Verband nun zudem für Spiele der FIH Pro League. Damit kommt der Mönchengladbacher Hockeypark ins Spiel, der für Niclas Thiel ein „Aushängeschild“ des deutschen Hockeysports ist. „Im Feldhockey ist es einer der Top-drei-Standorte in Deutschland“, sagt er. 2022 fanden an zwei Terminen Spiele der Pro League in Mönchengladbach statt.

In den Jahren davor wurde der Hockeypark jedoch nur selten als Schauplatz von Hockeyspielen berücksichtigt. Das weiß auch Thiel als kaufmännischer Vorstand des Verbandes. „Wir versuchen das zu ändern. Unser Ziel muss es sein, wieder regelmäßig Hockey in Mönchengladbach zu veranstalten“, sagt er. Denn der Hockeypark war für den DHB zumeist ein erfolgreiches Feld: 2011, beim letzten Hockey-Großevent in der Stadt, gewann das Herrenteam den EM-Titel, 2006 gab es in Mönchengladbach zudem den letzten WM-Erfolg – bis zum Sieg am Sonntagabend in Indien.

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